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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1944
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- 1944-08-23
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- 23.08.1944
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einem Diakonus übernahm, durfte er dessen Bibliothek zu seiner Wei terbildung benutzen. Ein Gönner, der die außerordentliche Begabung des jungen Menschen erkannte, befreite ihn aus seinen niedrigen Dien sten und brachte ihn nach Königsberg, wo er sich als Student der Theo logie immatrikulieren ließ und freie Unterkunft im Collegium Fride- ricianum erhielt. Privatstunden und ein auf drei Jahre ihm gewährtes Stipendium verschafften ihm den weiteren Lebensunterhalt. Seine Lehrer waren der junge Kant und der tiefsinnige Denker Hamann, auf dessen Empfehlung Herder im Jahre 1764 eine Stelle als Kollaborator an der Domschule von Riga erhielt; drei Jahre später bestand er seine theologische Prüfung und übernahm zu seinem bisherigen Amt noch die Stelle eines Pastor adiunctus. In diese Rigaer Zeit fällt Herders erstes Auftreten als Schriftsteller. Unter dem EinHuß des von ihm verehrten Lessing erstanden die „Fragmente über die neue deutsche Literatur“ (1766/67) und die „Kritischen Wälder“ (1769), mit denen er der deutschen Literatur neue Wege wies. Er forderte ein volkhaftes Schrifttum, das im edlen Wett streit der Völker eigene Geltung habe. Laut pries er das Volkslied als die unerschöpfliche Quelle aller Poesie. Daß aber Herder als erster die Bedeutung des Volksliedes erkannte, hat die Nachwelt ebenfalls ver gessen — weil die Romantiker dieses Erbe übernahmen und damit vor trefflich zu wuchern verstanden, das Verdienst des Ahnherrn völlig verdeckend . . . Auf einer Reise nach Frankreich kam Herder 1770 nach Straß burg; ein Augenleiden hielt ihn dort für längere Zeit fest, und hier kam es zu jener schicksalhaften Begegnung zwischen ihm und dem jungen Goethe, dem er für sein künftiges Dichten die rechte Richtung wies - und der ihn dann später (1776) in die gesicherte Stellung des Generalsuperintendenten und Oberbofpredigers nach Weimar brachte, wo Herder 6ich erst richtig zu entfalten vermochte. Neben dem schon erwähnten Hauptwerk ..Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ erschien hier vor allem die bahnbrechende Sammlung von Volksliedern „Stimmen der Völker in Liedern“. Wie Herder aus allen möglichen Sprachen und Dialekten die Volkslieder der Völker sammelte und mit feinstem Nachempfinden ins Deutsche übertrug, gab das schönste Zeugnis für seinen universalen Geist. Die Freundschaft zwi schen Goethe und Schiller hat ihn etwas zur Seite gedrängt, seinen Lebensabend - er starb am 18. Dezember 1803 verdrossen und ihn selbst verbittert. Dessen ungeachtet ist er für die folgende Generation zum größten Anreger geworden: für Uhlands und Arnim von Brentanos Volksliedersammlungen, für die Übersetjertätigkcit von Schlegel und Tieek und wie er für den jungen Goethe zum rechten Erweckcr ge worden war, wurde er als Schüler und späterer Gegner Kants zum Vor läufer eines Hegel, das Gebiet der deutschen Philosophie somit nicht minder befruchtend wie das der deutschen Dichtung. Bewahren wir unsere Achtung vor dem Werke dieses Mannes, das zum wichtigen, wenn auch meist unbeachteten Bestandteil deutscher Kulturleistung wurde • — von dessen Schöpfer Jean Paul einmal schrieb, daß er wohl „nicht ein Stern erster Größe gewesen, aber ein Bündel von Sternen. Er hat kein Werk seines Genius hinterlasscn, dessen vollkommen wert, aber er selbst war ein Meisterwerk Gottes“. Franz Hammer * Die zweihundertste Wiederkehr des Geburtstages von Gottfried August Herder nimmt die Universitätsbibliothek Greifswald zum An laß, eine Gedächtnis-Ausstellung für den Denker und Dichter zu ver anstalten. In zahlreichen Werken, Erst- und Frühdrucken vermittelt sie ein Gesamtbild seines Lebenswerkes. Die hundertjährige Literaturgeschichte Das Werk August Friedrich Vilmars Im Jahre 1844 trat der Marhurger Gymnasiallehrer August Fried rich Vilmar (1800—1868) mit einer Deutschen Nationalliteratur an die Öffentlichkeit und erwarb sich damit einen Erfolg in der ganzen ge bildeten Welt, wie er ähnlichen Unternehmungen bisher in solchem Maße versagt geblieben ist. Die Begeisterung, die Vilmar durch sei nen literar-historischen Unterricht bei seinen Primanern hervorgerufen hatte, hatte in weiteren Kreisen Marburgs den Wunsch geweckt, sich ebenfalls an der Schönheit der deutschen Dichtung erfreuen zu dürfen. So hielt er, dem allgemeinen Drängen nachgebend, im Winter 1843/44 literarische Vorlesungen. Die zahlreiche Zuhörerschaft bestand aus Männern und Frauen, Professoren aller Fakultäten, Lehrern, Beamten, gebildeten Bürgern mit ihren Angehörigen und besonders aus Studie renden. Nach Beendigung des Vortragszyklus sprach man den Wunsch aus, die Vorlesungen in einem Buche vereinigt zu sehen. Vilmar gab dem Dränger seiner Zuhörer nach. Die Drucklegung begann am 1. Mai 1844 und war am 2. Oktober beendet. So erschien zum Weihnachtsfest 1844 die erste Auflage seiner Literaturgeschichte unter dem Titel: „Vor lesungen über die Geschichte der deutschen National-Literatur“. Welcher Gesichtspunkt ihn hei der Herausgabe leitete, ersehen wir aus dem Vorwort zur 1. Auflage des Buches, die später fortblieb und in der 25. Auflage auf Wunsch wieder abgedruckt ist: „Die Kritik war ihr erster Gesichtspunkt nicht, sollte und durfte es nicht sein; es galt mir darum, die Gegenstände selbst in ihrer Wahrheit und Einfachheit zu den Gemütern Unbefangener reden zu lassen.“ Lediglich von diesem Ge sichtspunkt aus darf man heute, wenn man gerecht verfahren will, und bei allen in Einzelheiten notwendigen Einschränkungen über dieses Buch urteilen. Gewiß ist Vilmars Literaturgeschichte in manchen Punkten heute durch bessere Leistungen überholt worden, aber „veraltet“ ist sie darum noch gar nicht. Abgesehen von der Kunst der Darstellung, deren Geheimnis in einer wohlüberlegten Abwechslung zwischen schlichten Berichtsstil und maßvoll bewegter Rhetorik beruht, wächst der Wert des Werkes noch mehr, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche Hilfsmittel und Vorarbeiten Vilmar damals zu Gebote standen. Eine lesbare Lite raturgeschichte gab es noch nicht. Wohl war Gervinus „Geschichte der deutschen Dichtung“ in zweiter Auflage herausgekommen, aber die Lektüre dieser streng kritischen Literaturgeschichte war dem großen Publikum nicht zuzumuten, ebensowenig wie der streng wissenschaft liche Kohersteinsche Grundriß mit seiner dürren, oft skelettartigcn Darstellung. Und was sonst an sogenannten Literaturgeschichten vor handen war. wie Franz Horns „Geschichte und Kritik der deutschen Poesie“ (Berlin, 1805), Rosenkranz' „Zur Geschichte der deutschen Lite ratur" (Königsberg. 1836), und Laubes vierbändig? „Geschichte der deutschen Literatur“ (Stuttgart. 1839), konnte unmöglich das Interesse für die deutsche Literatur fördern. Da trat Vilmar mit seiner für die damalige Zeit bewunderungs würdigen Leistung auf. Ihm gebührt das Verdienst, zuerst das Ver ständnis für deutsche Literatur in weitere Kreise getragen zu haben. Vilmar hat seine Literaturgeschichte nie über den Stand der Wissen schaft von 1844 erhoben, obwohl er noch vierundzwanzig Jahre lebte. Er wußte recht wohl,.daß ihr Erfolg gerade auf ihrem ursprünglichen Charakter beruhte, und wollte absichtlich nicht die nachbessernde Feile gebrauche«. Die ersten zwölf Auflagen hat er noch selbst besorgt, und seit der dritten Auflage (1848) seinem Werke den Titel „Geschichte der deutschen National-Literatur“ gegeben. Die zwölfte Auflage, deren kur zes Vorwort Vilmar am Weihnachtsabend 1867 schrieb, erschien in seinem Todesjahr 1868. Von der zweiten Auflage ab, welche schon nach einem Jahr nötig wurde, versah er sein Buch mit einem 187 Anmerkun gen enthaltenden Anhang, den er bis zur zwölften Auflage auf 255 ver mehrt hat, und die bis heute auf 388 angewadi e en sind, abgesehen von den 280 Anmerkungen des Sternschen Anhangs. Die 13. und 14. Auflage wurde nach seinem Tode von seinem Schüler und Zuhörer der Vor lesungen vom Winter 1843/44, G. Th. Dithmar in Marburg, die 15. und 16. Auflage von Karl Altmüller in Kassel, die 17. Auflage von Philipp W'aekernagel in Dresden, die 18. bis 21. Auflage von Karl Goedeke in Göttingen und endlich die 22. bis 26. Auflage von Adolf Stern in Dres den herausg-'geben. An dem Text des Vilmarschen Werkes durften laut testamentarischer Verfügung nufr ganz geringfügige Änderungen vorge nommen werden, dagegen wurden die literarischen und biographischen Nachweise der Anmerkungen nach den neuesten wissenschaftlichen For schungen umgestaltet. ergänzt und fortgeführt. Adolf Stern fügte von der 22. Auflage ab einen Anhang bei. der eine Übersicht über die deutsche Literatur von Goethes Tod bis zur Gegenwart liefert. Die letzte, 27. Auflage gaben 1911 Heinrich Löhner und Karl Reuschel heraus. Mit dem Freiwerden der Literaturgeschichte sind einzelne Teile, wie z. B. die klassische W iedergabe über das Nibelungenlied oft nach gedruckt worden und haben als Muster einer meisterhaften Darstellung Aufnahme in die deutschen Lesebücher und ähnliche Sammlungen ge funden. So ist Vilmars Literaturgeschichte ein Erfolg beschieden ge wesen, den sich der Verfasser nicht hätte träumen lassen: sie ist* zu einem deutschen Volksbuch, einem Kulturbuch für alle Zeiten geworden. Trotj ihrer hundert Jahre hat sie sich bis zum heutigen Tage eine un versiegbare Jugendfrische bewahrt. Es war, wie Jakob Grimm richtig be tonte, „kein ausgeschriebenes Werk, das. wie es schon auf ihre Zuhörer fruchtbar eingewirkt haben muß, auch einen weiteren Kreis von Zu hörern befriedigen muß“. Wilhelm Schoof Wissenswertes Das leuchtende Vorbild Dietrich Eckarts Die Erlanger Universitätswoche wurde am 2. August mit einer Dietrich Eckart-Feier abgeschlossen, in der Stellv. Gauleiter Karl Holz zu den Studenten und Studentinnen sprach. Gaustudentenführer Kreis leiter Höllfritsch zeichnete Bild und Leistung des von einer feindlichen Presse totgeschwiegenen nationalsozialistischen Dichters und stellte die Bedeutung Dietrich Eckarts, der Student in Erlangen war. für die junge Generation an den hohen deutschen Schulen heraus. Die Erinnerung an Dietrich Eckart verlange von der Gegenwart, in unbeugsamem Willen genau so wie dieser Mann sich in den Dienst des Volkes zu stellen und dafür auch jederzeit das Leben zu opfern. Das deutsche Volk durch stehe die großartigste Epoche seiner Gestaltwerdung. Niemand habe Ursache, sch wach zu werden und zu verzagen, denn gerade das Beispiel Dietrich Eckarts zeige, was die deutsche Seele vermag, wenn sie sich mit all ihrer Kraft einer großen Aufgabe verschreibt. Gedenktage Am 12. August vor hundertfünfundzwanzig Jahren wurde Georg Ludwig Hesekiel in Halle a. S. geboren. Hesekiel, Abkömmling einer böhmischen Eniigrantcnfamilic, war seit 1849 als Redakteur an der »Preußischen Kreuz-Zeitung tätig. Er schrieb preußiscb-patriotische Gedichte und Ballade ebenso ein »Buch vom Grafen Bismarck«. Ain 26. Februar 1874 verschied Hesekiel im Alter von füiifuiidfünf/i. Jahren. ßörsenbl. i. d. Dt Buihti. Nr. 66, Mittwoch, den 23. August 1944
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