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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1927
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- 1927-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1927
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X- 200, 27. August 1827. Redaktioneller Teil. spamen nicht übermäßig viel von warmer Sympathie für das Deutschtum zu finden. Die rein vernunstmäßige Hochachtung vor den Leistungen der deutschen Wirtschaft überwiegt die freund schaftlichen Gefühle. Unter der gewinnenden Höflichkeit des Spaniers wird der Mangel an Herzlichkeit allerdings völlig ver deckt. Aber dies ändert nichts an der Tatsache, daß von dem praktischen Ergebnis einer Sympathie von Volk zu Volk, von dem Interesse für die Literatur des andern Volkes hier nicht allzuviel zu sehen ist. Anders verhält es sich in Mittel- und Südspanien, dort wo die dem Stamme nach spanische Bevölke rung zu Hause ist. Sie hat auch während des Krieges dem Deutschtum ihre Sympathien bewiesen, ein Umstand, «der bedauer licherweise heute noch in spanisch-französischen Auseinander setzungen seinen Ausdruck findet. Nun ist aber, wieder ganz all- ^ gemein gesprochen, die kulturelle Entwicklung im Sinne der Jnternationalität in Nord- und zum Teil auch in Mittelspanicn weiter fortgeschritten als im Süden des Landes. Barcelona und Madrid haben die unbestrittene Führung inne. Diese beiden Städte bilden, wie letzthin an dieser Stell« erwähnt, die Zen tren des Verlagswesens, und hier sind auch di« Ein bruchspforten für das deutsche Buch. Dazu kommt nun noch die Tatsache, daß sich das Volkstum deutscher Einwanderer in den eben genannten Großstädten reiner bewahrt hat als im übrigen Spanien. Barcelona besitzt eine stark« deutsch« Kolonie von 5000 Köpfen; die gesellschaftliche Jnternationalität von Madrid gibt dem Deutschtum erhöhte Möglichkeit zur Bewahrung seiner Eigenheit. In den übrigen «deutschen Kolonien, so in Valencia, Malaga, Sevilla usw., bröckelt durch das Vernachlässigen der Muttersprache das einheitliche Ge füge ab. Die alt« deutsche Kolonie in der Sierra Morena ist vollständig untergegangen; ihre Spur lebt nur mehr in einigen Familiennamen fort. Ein« ungemein wertvolle Stütze des Deutschtums bildet das Dutzend deutscher Schulen im Lande. Auch Nichtdeutsche, Spanier sowohl wie Angehörige fremder Nationen, senden ihre Kinder gern in die vorzüglich geleiteten deutschen Schulen, deren Entwicklung leider durch Mangel an Geldmitteln zuweilen gehemmt wird. Ich glaube, daß selbst die grundsätzlichen Gegner des »Bücherbettels» und des Wücherverschenkens ihren im allgemeinen so richtigen Standpunkt ausnahmsweise überprüfen sollten, sofern es sich um di« Förde rung dieser Schulen handelt. Wenn ich daran erinnere, daß beispielsweise in Malaga als -Leiter der deutschen Schule der vielen Deutschen und insbesondere Auslanddeutschen wohlbe kannte Pädagoge Wilhelm Koethke wirkt, so ist damit schon einiges über die Bedeutung dieser Unterrichtsanstalten gesagt. Di« deutsch-spanischen Wissenschaftsbezi «Hungen werden durch zwei Vermittlungsstellen gefördert: Die »Arbeits stelle für deutsch-spanische Wissenschaftsbeziehungen» unter der bekannt tatkräftigen Leitung von vr. Moldenhauer hat ihren Sitz in Madrid, die »Deutsche wissenschaftliche Vermittlungsstelle» ihren Sitz in Barcelona. Dessenungeachtet wickelt sich der deutsche Buchhandel hier in bescheidenen Grenzen ab. In ganz Spanien befinden sich ledig lich drei deutsche Buchhandlungen, davon zwei in Barcelona, eine in Madrid. Sie unterscheiden sich von der Mehr zahl der spanischen Sortimentsbuchhandlungen schon rein äußer lich dadurch, daß sie Nur-Buchhandlungen sind, während, wie letzthin erwähnt, abgesehen von ein paar Dutzend «Nur-Buchhand lungen, alle anderen im Lande Papier- und manchmal auch ver schiedene andere Waren führen. Einige deutsche Verleger haben Auslieferungsstellen für Spanien errichtet. Der größte Teil des Bezugs erfolgt aber direkt vom deutschen Verleger oder vom Leipziger Kommissionär. Außer den deutschen Buchhändlern in Spanien sind lediglich drei spanische dem Börsenverein ange schlossen. Was im Verkehr des deutschen Exporteurs mit den ihm noch unbekannten nichtdeutschen Sortimentern zu beachten ist, habe ich bereits in meinem ersten Bericht aus Spanien an- gcdeutet. Der deutschspanische und der spanische Käufer verlangt deutsche Literatur verschiedener Art, medizinische und technische Schriften, Werke über Architektur und Kunst, Romane und Reise literal-ur. Auch die Erzeugnisse deutscher Musikalienverleger finden Anklang. Der «deutsche Kundenstock besteht nicht nur aus den Ansässigen, sondern auch aus Reisenden. Die Zahl der deut schen Touristen ist aber nicht groß. Die weit« Fahrt bis Spanien und die sehr hohen Preise «der Verkehrsmittel sowie der Lebens haltung schrecken das deutsche Publikum nicht ganz mit Unrecht vom Besuche dieses Landes ab. Anderseits aber halten sich ziem lich viele Deutsche beruflich in Madrid, Barcelona, seit letzter Zeit auch in Sevilla und in anderen spanischen Städten ans. Der Spanier selbst ist im Durchschnitt kein allzu eifriger Bücher leser. Auch ist die Zahl «der deutschsprechenden Spanier gering wie denn überhaupt di« Kenntnis fremder Sprachen hier im großen und ganzen eine sehr bescheidene ist. Dies hängt teils mit der unregelmäßig gearteten Volksbildung zusammen, teils auch mit der Tatsache, daß das Spanische selbst eine der weitest- verbreiteten Weltsprachen ist. HEs gibt doppelt so viel spanisch als französisch sprechende Menschen aus der Erde!) Die fran zösische Sprache, also die Sprache des Nachbarvolkes, ist ein Pslichtgegenstand in den spanischen Schulen, nicht aber «das Deutsche. Der «Spanier lernt zumeist aus beruflichen Gründen die deutsche «Sprache. Daher ist auch der Absatz von deutscher wissenschaftlicher Literatur im Verhältnis sehr stark. Man findet also «das Interesse für deutsche Bücher «durch weg nur in einer geistigen Oberschicht der Bevölkerung. Daraus erklärt es sich auch, daß die gu te A u s sta t t u n «g «des neueren deutschen Buches hier volles Verständnis findet. Infolgedessen erkennt der spanische Käufer die deutschen Bücherpreis« als berechtigt an. Der hohe Wechselkurs der Peseta «und «der hohe Preis bescheiden ausgestatteter spanischer Werke erleichtert dem Käufer noch «das Einverständnis mit den deutschen Buchpreisen. Diese erfreuliche Tatsache muß wohl besonders hervorgehoben werden, «weil es auch heute noch, «wie ich «auf all meinen Reisen feststellen kann, «sehr viele Länder gibt, in «denen der Käufer an der «Ausstattung des deutschen Buchs keinen Gefallen findet, da er darin lediglich die Ursache der ihm zu hoch dünkendcn Preise sieht. Bei Spezialwerken, die infolge geringer «Auslagenzifser besonders hohe Preise haben, versagt allerdings auch das Ver ständnis des spanischen Käufers. Es «sei hier die «Ansicht des um den deutschen Auslandbuchhandel hochverdienten Verlegers «und Sortimenters Earl ««Seither in «Barcelona wiedergegeben, der meint, daß Werke, die infolge kleiner Auflagen zu teuer kommen müßten, in Deutschland überhaupt nicht verlegt werden sollten. Ihr unverhältnismäßig hoher Preis schade dem Ruf «des «deutschen Buchs im Ausland, da man die auf der Kalkulation süßenden Gründe «für den teuren Preis dem Käufer ja nicht mundgerecht machen könne. Der «Kunde werde auf «diese Art verleitet, seine schlechte Erfahrung mit dem «inen, allzu kostspieligen Werk zum Schaden des deutschen Buchs als solchem zu verallgemeinern. Die trügerische Jnslationskonjunktur ist, wie für das deutsche, nun auch für das französische Buch vorbei. Immerhin ist das französische Buch aus den eingangs angedeuteten Gründen in Spanien gut verkäuflich, auch das italienische wird viel verlangt. Eine Konkurrenz für das «deutsche bildet aber weder das eine noch das andere. Denn wer ein «deutsches Werk verlangt, hat seine guten Gründe dafür. Es darf dennoch nicht übersehen werden, «daß in dem friedlichen kulturellen Wettbewerb zwischen Deutschland und Frankreich in Spanien das französisch« Element die größeren Erfolg« erzielt. Eine Reihe von Organi sationen, «die den französischen Kulturinterefsen dienen, arbeitet hier mit stärkster Förderung der Pariser Regierung. Die zahl reichen französischen profanen wie religiösen Schulen sind viel kräftiger unterstützt als die deutschen. Ungünstig für das Buch in «deutscher Sprache, wenn auch nicht für di« deutsche Literatur und für das Deutschtum im all gemeinen, wirkt sich der folgende Umstand aus: Die Zahl der Spanier, die deutsch lesen können, ist viel geringer als die Zahl derjenigen, -die deutsche Werke lesen müssen. Dies also ist der Grund, weshalb die «Meng« der ins Spanisch« übersetzten deutschen Fachliteratur so groß ist. Die zahlreichen Übersetzungen verleiten zu «der unrichtigen Schlußfolgerung, das Interesse des Spaniers für deutsche Werke sei überaus stark. «Es ist klar, «daß die Menge der übersetzten Bücher keinen richtigen Maßstab bilden 1047
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