den Versuch, mich für astatische Länder als Farbentechniker auszubilden. Nachdem icb in kürzester Frist die Praxis ihrer kaufmännischen Büros, ihrer Fabriklaboratorien und ihrer Anilin- wie Alizarinfärbereien Eine Handvoll junger Stürmer und Dränger, darunter der Eapreser .Maler Ludwig Neukoff, der Worpswedener Maler Fritz Overbeck, der Düsseldorfer Schauspielschüler Albert Steinrück, gründeten alsbald mit als hohlwangigen und halbverhungerten Jüngling heimzusenden. Zu granithart war diesmal das Schwarzbrot gewesen, aber wenn ich ein wenig die Augen einkniff, wollte es mir dennoch scheinen, als meldete sich in scheuen Umrissen das Korinkhenbrötlein. Ich trug daoManuskript meines Erstlingsromans „Frau Kunst" unter dem Arm und war auf der Fahrt gen Frankfurt am Main, zur „Frankfurter Zeitung". Die Ber liner Zeitungsmächtigen hatten ohne Lesung abgelehnt. Nur ein Wunder konnte mich retten. Das Wunder trat ein und rettete mich. Die „Frankfurter Zeitung" druckte. >Ri der FrankfurterWartezeit war mein erstes Schauspiel, „Protektion", entstanden. Auch hier nennt der Titel den Inhalt. Auf eigene Faust, mit Leier und Schwert und ohne Krücken: Hindurch! Die Stadt theater zu Barmen und zu Elberfeld studierten es ein. Mit der großen Heroine Luise Willig, die damals ein so kleiner Anfänger war wie ich selber. Man erstickte uns unter Lorbeerkränzen, und die Theaterkasse zahlte mir bare zooMark „Tantieme" aus. Da fuhr ich aufs neue in die Welt. Aufs neue gen Berlin, mit einem Umweg über Süddeutsch land, und blieb in Frankfurt am Main verhaftet drei Jahre lang. Das kreis. Das taten die jungen Banreuther. Mein Vetter Eduard Bellwidt, bald JuliusStockhausensNachfolger, führte sie zu den Gipfeln derMusik. Eine mädchenschlanke, aschblonde Sängerin darunter. Um ihretwillen fand ich nicht nach Berlin. Bis wir unseren gemeinsamen Horst er richteten. Und dann fanden wir nur auf Umwegen hin. Uber Hamburg. Dort übernahm ich die Hauptschriftleitung der „Hamburger Neuesten Nachrichten". Um der geliebten Frau und Sängerin Sicherheiten vor dem kommenden Tag zu schaffen. Denn die Honorare für die Erstlings erzählungen „Nur eine Schauspielerin" und „Zum weißen Schwan" langten kaum für den Bedarf eines Einzelmenschen. Ein größeres Honorar der „Kölnischen Zeitung" für den Jugendroman „Das goldene Zeitalter" hatte in Friedberg in Hessen — Jung-Bayreuth vollständig zur Stelle — die Hochzeitsrechnung bezahlt. Als ich nach zwei Jahren mit zusammengerissenen Kräften den Sprung nach Berlin tat, zunächst noch in die Redaktionsfron der „Berliner Neuesten Nachrichten", trug ich zwar kaum verharschte Narben aus dem mir fremden politischen Leben der Seestadt heim, aber auch ein leises Streicheln. Wie junger Ruhm streichelt. Das Hamburger Thalia-Theater hatte mein Drama „Das Recht der Jugend" gespielt. Wenn ich in Berlin bestanden habe, so geschah es dank dem unerschütter lichen Glauben der blonden Frau. Dieser Glaube war so groß und so selbst verständlich, daß er gar nicht enttäuscht werden durfte. Oft, wenn ich dachte, jetzt geht es nicht mehr — ach, es ging immer noch, und immer noch einen Sprung höher. Vier, fünf Jahre Berlin, von denen die Tage der Redaktionsarbeit, die Nächte dem freien künstlerischen Schaffen gekörten. Vier, fünf Jahre Berlin, mit vier, fünf Stunden Schlaf !m Vierundzwanzigstunöentag. Wenn es Mitternacht schlug, schwirrte es im Arbeitszimmer von Geistern und Gespenstern, und es galt, sie zu bannen und ihnen die Sprache abzulauschen. Damals begann die Reihe der größeren Romane Gestalt zu gewinnen. „Der Graf von Gleichen", als Gruß an das alte Berlin der Jahrhundertwende und das junge Kolonialland von Neuguinea. „Die vom Niederrhein", der Kunst- und Gartenstadt Düsseldorf Jugendbildnis. „Das Lebens- Rudolf Herzog als Knabe Zum 70. Geburtstag öes großen öeutschen Schriftstellers Sonöerwerbung Ruöolf Herzog // Bitte beachten Sie unser einmaliges besonöers günstiges Angebot/ öasIhnen öieser Tage öirekt zugeht! Börsenblatt f. ö. Deutschen Buchhandel. 106. Jahrgang. Nr. 263 Sonnabend, den 11. November 1939 6107