Rur>°>f Herzog o>, Dl-rzigjäheigel der Wuppertaler Arbeitsroman, dem ick die Züge und die Seele der eigenen Sippe schenkte. Cotta kam oon Stuttgart und öffnete ihnen seinen Verlag, und wahrend die Romane sich den Weg zur Liebe des deutschen Volkes erkämpften und in alle Kulturspracken übersetzt wur den, saß ich am Schreibtisch, heimgekehrt aus Italien, das Bild des venetianiscken Condottiere Coleone im Blut, und sckuf das Schauspiel „Oie Condottieri", die ein heißes Reiten über die Bübnen Deutschlands, Europas, Amerikas begannen. Im Oueen-Theater zu London stritten sie als höckste Ehrung vor einem Parkett von nur Schauspielern und Schauspielerinnen der Vereinigten Königreiche. An diesem Abend hatte ich die Kämpfe eines Jahrzehnts vergessen. in die Schatten des Sonnenniedergangs reitet, trieb mick an, den Roman „Oer Abenteurer" zu schaffen, mit den wechselnden Hintergründen Köln und Rom. Die starken Erinnerungen an Hamburg und seinen See geltungsspruch: „Mein Feld ist die Welt" zogen mich auf die Werften zurück und fanden ihre Auferstehung in dem Roman „Die Hanseaten". nach den Vereinigten Staaten rief. Von Kanada bis Mexiko fübrte mich der heiße Weg und vom Atlantik bis zu den Gestaden des Stillen Ozeans. „Das Deutfchtum sammeln!", hieß die Parole. Wie weit ich sie erfüllte, möge mein Roman „Das große Heimweh" sagen, der er- sckien, als die Welt in Flammen stand. General Litzmann nahm mick als ungedienten Mann in seinen Stab. Dl- Burgkmdcr zog ich durch Belgien, durck Frankreick, ging es zum Sturm auf Kowno, auf Siegeszügen über russische Scklachtfelder bis Smorgon. Verwundet, dann von Typbus angepackt, lag ick dakeim am Rhein, wurde dem Generalstab des Feldheeres in der Abteilung „Feldpressestelle" zugeteilt und vom Obersten Kriegsherrn, dem Kaiser, als Begleiter angefordert, wenn es zur kämpfenden Truppe ging. Moltke, Falkenhayn, Hindenburg und Ludendorff, im österreickiscken Heerlager Eonrad von Hötzendorf — die Stunden mit ihnen lind ihr Händedruck, die Tage und Nächte mit der unermüdlichen Truppe, von Verdun und Riga bis Konstantinopel, schufen das Schwert zur Leier, bind sie klang in den Liedern von „Ritter, Tod lind Teufel" und „Vom Stürmen, Sterben, Auferstehn". Sie klang im Roman des Stahls, in den „Stoltenkampo und ihren Fralien". Sie rief nack Männern, als Memmen über das Staatssteuer geraten waren. Nein, wir haben nicht die Hände in den Schoß gelegt. Ein Trüpplein waren wir, als das alte Deutschland sterben ging, und wußten, daß ein ganz neues gestaltet werden mußte. Ein Gott, ein Volk, ein Führer. Gott war längst, wenn nickt zum Lippenbekenntnis, so doch allzusehr zur politischen Fassade geworden. Ich dachte. man führe das Volk an die Ouellen seines Gotteoglaubens zurück und von dort eineä Gemein- schaftsweg. Darum schrieb ick als erstes Buch bei Kriegsende „Ger- manieno Götter". Auch das Christentum hat sick zu sichtlichen Malen in Form und Inhalt überprüft. Hier aber geht es um den einigenden Glauben einer einzigen neuen deutschen Menschheit. Den blbergang der alten in die neue deutsche Zeit sollte der Roman „Die Buben der Frau Opterberg" schildern. Er erbebt zum ersten Male die öffentliche Forderung nach dem Verbot politischer Betätigung der Geistlichkeit jeglicker Konfession. Das Volk, bettelarm geworden, braucht Siedlungo- raum. Oer Roman „Kameraden" zieht als erster Siedlungsroman, als Vorläufer des Arbeitsdienstes, in Od- und Sumpfland, in das deutsche Volk und seine Hoffnungswelt. Das furchtbare Jahr 192z aber, das Jahr der Rhein- und Ruhrbesetzung durch die Feindinächte, das Wahn sinnsjahr der Inflation und der deutschen Entehrung, es gebar mit den ersten Märtyrerhelden den Roman „Wieland der Schmied", der zur Erhebung aufrief unter blinden Gehorsam fordernde Führung. Das KK' Zum 70. Geburtstag ües großen öeutschen Schriftstellers Sonöerwerbung Ruöolf Herzog // Sitte beachten Sie unser einmaliges besonüers günstiges Angebot/ öas Ihnen öieser Tage öirekt zugeht! VI^K V^kl.^6 866 Börsenblatt f. ö. Deutschen Buchhaubel. 106. Jahrgang. Nr. 263 Sonnabcnb, den 11. November 193V 6107