Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290427
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192904278
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290427
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-04
- Tag1929-04-27
- Monat1929-04
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wenn ich hier also einen Persönlichen Wunsch äußern darf, so möchte ich in erster Linie die Presse bitten, von der Zusammen stellung von Buchkritiken innerhalb von literarischen Rund schauen abzusehen und das Buch ähnlich zu behandeln wie das Theater. Es müßte ferner erreicht werden, daß jede größere Tageszeitung ihren Hauptbuchkritiker hat. Dadurch würde man eine allgemeine Belebung des literarischen Interesses am Buche erreichen. Es ist meiner Meinung nach Aufgabe der Presse, das allgemeine gesellschaftliche Interesse an der Literatur zu fördern. Es muß erreicht werden, daß in gleichem Maße wie nach der Ur aufführung an einem größeren literarischen Theater die ganze für das Theater interessierte Gesellschaft gewissermaßen in Span nung ist: was sagt der berühmte Kritiker soundso? Was sagt der Kritiker Herr L? Was sagt der Kritiker Herr D? Das be deutet aber, daß das Publikum auch die Qualität des Buch kritikers anerkennt, sich seinen Namen merkt und meinetwegen auch für oder gegen ihn Stellung nimmt. Das fehlt uns in Deutschland feit langen Jahren. Wir haben heute kaum Buch kritiker, die sozusagen das Schicksal eines Buches bestimmen. Um nur ein Beispiel aufzuführen, nenne ich den in England be rühmten Kritiker Bennett oder in Amerika einen Mann wie Mencken und in Schweden Professor Berk. Diese haben effektiv auf Grund ihrer literarischen Autorität entscheidend in das Schicksal vieler Bücher eingegriffen. Es liegt mir dabei fern, nach einem sogenannten Literaturpapst zu rufen. (Heiterkeit.) Es ist vom Standpunkt der Wirkung aus auch wünschenswert, daß die Buchkritik genau wie die Theaterkritik nicht unter Chiffre erscheint, sondern mit dem vollen Namen gezeichnet wird, — schon damit der Name des Buchkritikers selbst Publizität be kommt. Praktische Erfahrung hat auch gezeigt, daß das Feuille ton über ein Buch, das unter einer ganz anderen Einkleidung und von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus zu diesem Buche hinführt, sehr wirkungsvoll ist. Man muß den Zeitungsleser so zusagen mit der Empfehlung des Buches überrumpeln. Das sind dieselben inneren Gründe, aus denen heraus ich auch gegen die Placierung von Buchkritiken in einem Sonderblatt bin. Wir Verleger müssen cs auch den Herren Buchkritikcrn leichter machen, indem wir nicht alle Bücher im November oder Die Buchhändler »Ickeiis saue in corpore ssno«: Soll der Geist Werte schaffen, muß zuvor der Körper gesund sein. Ein Jahrtausende alter Spruch, der in Worte faßt, was ewiges Naturgesetz ist, das sich um so stärker geltend macht, je mehr der einzelne beschaulichem Leben entrückt und gezwungen wird, den unerbittlichen Kampf ums Dasein zu führen. Wer diesen Kampf bestehen will, muß auch für ihn gerüstet sein. Wie aber soll sich der einzelne hier für rüsten können zu einer Zeit, wo die wirtschaftliche Not des Volkes aufs äußerste gestiegen ist, wo neben den Sorgen um das tägliche Brot noch so mancherlei andere Not ihre Geißel schwingt, wo die Wohnungsnot so vielen nicht einmal die Mög lichkeit eines ungestörten Ausruhcns nach vollbrachtem Tage werk gestattet, wo die Sorge um das Wohl der Heranwachsenden Jugend und das Fortkommen der Kinder schlaflose Nächte be reitet, oder wo neben der Sorge um die eigene Existenz auch die Fürsorge für die betagten oder kranken Eltern außerordentliche Anforderungen an die Arbeitsfreudigkeit und Schaffenskraft des einzelnen stellt. Gewiß, den Kampf soll jeder selbst durch kämpfen und sich nicht darauf verlassen, daß andere für ihn ein- treten werden. Wohl aber ist es heute mehr denn je eine hohe und sittliche Pflicht der Allgemeinheit, den einzelnen in seinem Kampf zu stärken und ihm Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, die geeignet sind, ihm die Schaffenskraft zu erhalten. Er folgreich schassen kann nur, wer Kraftgefühl in sich trägt und dieses wiederum ist der natürliche Ausfluß eines gesunden Kör pers. Darum muß das oberste Ziel sein, Gelegenheiten zu schaffen, die darauf gerichtet sind, den Körper gesund und damit den Geist leistungsfähig zu erhalten, dem Kranken wie dem durch das ewige Gleichmaß der Arbeit müde Gewordenen eine Zeit der Ausspannung und mit dieser zugleich die Möglichkeit einer wirk- im Dezember herausbringen. Benutzen wir in Zukunft den Tag des Buches als Anlaß zur Eröffnung einer Frühjahrssaison des Buches! Die Frage: welche Kritik ist nun wirkungsvoll für den Ab satz eines guten Buches, wie muß sie geschrieben sein? — ist na türlich kaum zu beantworten. Diese Dinge werden ebenso mystisch bleiben wie das Geheimnis des Erfolges überhaupt. Allerdings kann ich von meinem praktischen Standpunkt aus be stimmt sagen, daß z. B. eine Kritik, selbst wenn sie von einem unserer berühmtesten Autoren geschrieben ist und gleichzeitig in einem Feuilleton 30 oder 40 Bücher empfiehlt, völlig wirkungs los ist. Die sogenannten gedrängten Jahresübersichten, wie sie leider immer noch von der Presse vor Weihnachten veröffentlicht werden, haben fast gar keinen praktischen Sinn, sie führen den Leser dieser Übersichten nur irre. Nach dem alten Satz: Wer die Wahl hat, hat die Qual, dürfte eine schlagende Empfehlung eines Buches, wenn sie auch nur mit ein paar Sätzen erfolgt, sicherlich wirkungsvoller sein als ein größeres Feuilleton über das ge samte Schaffen eines Autors. Die Bequemlichkeit und Trägheit des Publikums ist hier ein Faktor von einschneidender Bedeutung. Es ist anzunehmen, daß sogar die primitivsten Sätze wie etwa: »So, Leser, nun gehe hin und kaufe Dir das Buch in der nächsten Buchhandlung« (Heiterkeit) am Schluß einer positiven Buchbe sprechung wirkungsvoller sind als eine subtile Würdigung der lite rarischen Qualität des betreffenden Buches. Es braucht wohl an dieser Stelle kaum noch erwähnt zu werden, daß für die Wirkung einer Buchkritik eine entscheidende Stellungnahme maßgebend ist. Es ist eine alte Regel der Verleger: lieber der wütendste Angriff gegen ein Buch als eine lauwarme Anerkennung! Ich bitte, diese persönlichen Äußerungen, die ich von meinem Standpunkt als Buchhändler aus hier gegeben habe, als An regung und, wie ich immer wieder betonen möchte, als Persön liche Anregung auffassen zu wollen. Ich hoffe, daß die Zusam menarbeit zwischen Presse und Buchverleger eine immer engere wird, auch im Interesse der ursprünglichen Buchproduzenten, der Autoren. Denn alles zu tun, um das Schaffen unserer Autoren zu fördern, muß unser gemeinsames Bestreben sein. (Lebhafter Beifall.) - Erholungsheime. lichen Erholung zu geben. Es ist gewiß anzuerkenncn, daß be sonders im letzten Jahrzehnt die Überzeugung von der Notwen digkeit einer angemessenen Ausspannung aus dem Berufsleben sich mehr und mehr durchgesetzt hat. überblickt man aber rück wärts schauend den Gang der Entwicklung, so zeigt sich auch hier, daß es zunächst der Pionierarbeit einzelner bedurfte, um eine Be wegung ins Leben zu rufen, die heute wohl Gemeingut ist, die aber in ihren Anfängen doch einer außerordentlichen Hingebung und eines großen Idealismus bedurfte, bis sic sich schließlich die ihr zukommende Anerkennung erzwang. Buchhändler waren die Bannerträger dieser Idee. In einem kleinen Kreise warmherziger Männer reifte der Gedanke, man propagierte ihn in den Kreisen der Fachgenossen, schloß sich zu dem Verein Erholungsheim für Deutsche Buchhändler zusammen und bald folgte die Tat. An der Ostseeküstc wurde in A h l b c ck mit den nur in bescheidenem Maße zur Verfügung stehenden Mitteln ein Hotel für die Sommerzeit gepachtet und darin ein Erholungsheim für die Berufsgenossen eröffnet. Der erste Ver such war auch zugleich ein Erfolg und er bezeugte, daß die Idee lebensfähig war. Nachdem aber einmal der erste Wurf gelungen war, warb der Erfolg für sich selbst. Freilich fehlte es auch nicht an mancherlei sogenannten Kinderkrankheiten, die überwunden werden mußten, und die langen Kriegsjahre und die noch schwe reren Jnflationsjahre warfen oft genug düstere Schatten auf den Weg des Unternehmens. Stets und immer wieder hat sich dabei indes der Opfersinn des deutschen Buchhandels glänzend erwiesen. Firmen wie Einzelunternehmungen erlahmten nicht In ihrer Hilfsbereitschaft. Nicht minder bekundete aber auch der Börsen verein sein Interesse. Als im Jahre 1918 das bisher Pachtweise benutzte Hotel seinen Eigentümer wechselte und der Verein ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder