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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1929
- Strukturtyp
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- 1929-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1929
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- Deutsch
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Vergleichungen anstellen, so werden wir Resultate finden, daß zu weilen der Eine bei einem wenig bevölkerten, nahbegrenzten, ge ringen und sterilen Wirkungskreise mit vieler Concurrenz mehr Geschäfte macht als ein Anderer bei einer doppelten Einwohner- und Flächenzahl in einer wohlhabenden und gebildeten Gegend ohne große Concurrenz. Wo liegt da der Unterschied, wenn er nicht in der Art und Weise des Sorti mentsbetriebes liegt? Hier entsteht die Frage: wie wird der Buchhandel betrieben und wie s ollte er betrieben werde n?? Wenn ich mir erlaube, einige noch lange nicht erschöpfende Beiträge zur Beantwortung dieser kritischen Frage zu liefern, so kann ich es nicht vermeiden, daß ich hie und da Manchem schon längst Bekanntes bringe und sich Mancher getroffen fühlen wird, und es ist mir bei einem kürzeren Aufsatz in der süddeutschen Buchhändlerzeltung schon Passirt, daß mir Manche meine wohl gemeinten Vorschläge sehr übel genommen und mich sogar öffent lich auf das Gehässigste angefeindet haben. Das hat mich aber nicht abgehalten, diese Angelegenheit hier nochmals ausführlicher, aber noch lange nicht erschöpfend zur Sprache zu bringen, wobei ich aber versichere, daß ich dabei auf Niemand anspiclen und Niemand verletzen, sondern nur ein kleines Scherflein zur möglichen Wiederbelebung unseres ver fallenden Geschäfts beitragen, Manchen auf sich selbst aufmerksam machen und ihn überzeugen will, daß cs in seinen Kräften liegt, seinem Betrieb einen besseren Aufschwung zu geben. Ich bitte also Jeden ohne Ausnahme, meinen guten Willen nicht zu ver kennen und deprecirc gegen jede persönliche Empfindlichkeit. Es ist keine Kunst, den Buchhandel nach den gewöhnlichen festen und bestehenden Grundsätzen zu treiben. Man sucht sein Lager wenigstens mit solchen Schulbüchern und andern Werken complet zu halten, denen ein sicherer Absatz nicht fehlen kann. Kommen Bestellungen, so werden sie entweder ausgesucht oder verschrieben: kommen Novitäten, so werden sie, nachdem sie bei Einigen auch katalogisirt worden, in der schönsten Ordnung ein geräumt, kommen Fortsetzungen, so werden sie, wenn man cs der Mühe werth gehalten hat, sie ins Continuationsbuch einzutragen, und wenn die Continuantcn leicht zugänglich sind und ihre Solvenz auf der Hand liegt, expedirt. Eine solche Handlung, wenn sie bei schützenden Monopolen in einem großen Wirkungs kreise dennoch jährlich leidlich absetzt und zur OM. ordnungs mäßig saldirt, nennt man ein solides und ehrcnwerthes Geschäft. Einige glauben aber doch, es bei einem gar zu mechanischen Betrieb nicht bewenden lassen zu dürfen. Sie gehen weiter und stellen es dem Verleger frei, ihnen mit einem Insert so und so viele Exemplare eines Werkes L Oonck. einzusenden, wovon oft das Ende ist, daß die Jnsertionskosten saldircn oder zuweilen nicht einmal durch den Absatz gedeckt werden. Andere denken noch mehr zu thun, wenn sie einen Theil der eingegangenen Novitäten zur Einsicht versenden, ermüden aber in ihrem Eifer wieder, wenn sie sehen, daß nichts behalten wird. — Das geht aber ganz natürlich zu, denn ich habe selbst in mehr als einer Handlung gesehen, daß man diese Arbeit unerfahrenen Lehrlingen überläßt, die sich ihrer oft mit lächerlicher Ignoranz entledigen. Sie senden Theologisches den Theologen und so wan dern denn oft genug rationalistische Nova zu Orthodoxen und Pietisten, während die Vernunftgläubigen die Werke eines Tholuck, Rudelbach, Hofacker, Krummacher, Mailet, Hengstenberg rc. erhalten. Ich habe als Sortimenter das Geschäft des Einsichtssendens immer mit für das Schwierigste gehalten und mir es als Prin cipal niemals nehmen lassen: denn es gehört eine große Umsicht, eine genaue Kenntniß des Charakters, der Richtung und Eigen- thümlichkeit der Kunden und eine eben so große Orientierung in der scientivischen Eintheilung, der Tendenz der Autoren, der Fragen und Partheien des Tages und der Nebenliebhabereien der Fachmänner dazu*). Wer es mit Erfolg betreiben will, muß *> Ich kenne einen Justizrath, der sein Brodfach sehr wissenschaft lich betreibt, viele juristische Bücher behält, sobald sie seine persön liche Ansicht ansprechen, daneben aber nach allen Büchern über Stein- und Glasschleiferci angelt, weil dieses in freien Stunden seine Nebenbeschäftigung ist. unter seinem Publicum eingelebt sein und seine Kunden, jeden einzeln, genau studirt haben, wozu allerdings Blick gehört, denn oft sieht man schon aus wenigen Zeilen eines Kunden, wie dem selben mit Erfolg beizukommen ist. — Um dies durch ein Beispiel zu erläutern, so wende ich mich zur Theologie und wiederhole, daß es nicht genug ist, dem Theologen auch Theologisches zu sen den. Wenn es sich von selbst versteht, daß es die erste Frage sein muß, ist der Kunde Katholik oder Protestant, Rationalist oder Supernaturalist, so kommt es nun wieder darauf an, interessirt er sich für Homiletik, Exegese, Pastoral, Polemik, Ascetik rc.? Es giebt wenigstens LOerlet Gattungen von Theologen, und wenn der Sortimenter sie alle zu distinguircn versteht, so wird er, ob schon jetzt das theologische Publicum für uns das allersterilste ist, gewiß mit großem Erfolg zur Einsicht versenden. Mehr oder we niger finden dergl. ganz verschiedene Ordnungen und Classifi cationen bei den Juristen, Medicinern, Philosophen, Pädagogen, Philologen rc. statt. — Darum nehme man es mit dem Geschäft des Einstchtversendens genauer und überlasse es nicht der uner fahrenen Jugend, wo die Mühe eben so vergeblich als sie bei einsichtsvollem Betriebe dankbar ist. Man bleibe damit auch nicht bei den gewöhnlichen Kunden, bei Literaten und Gelehrten von Fach stehen, sondern versuche es in Fällen, wo die Zweckmäßigkeit vor Augen liegt, auch bei ge bildetem Handwerkern, Fabrikanten, Oekonomen, Forst männern rc. — Ucberhaupt muß man sich, um bei Einsichtssen dungen eine recht große Auswahl von Kunden aus allen wissen schaftlichen Branchen zu haben, ein rech tzahlreichesBer- zeichniß derselben zu verschaffen suchen und keine Gelegen heit, es zu vermehren und nachzutragen, versäumen. Dessen Stelle ist eigentlich zu Anfang oder Ende der Continuations- bücher. Man vermehrt es dadurch, daß man bei vielen Kunden Einsichtssendungen verabredet, bei noch Anderen erste Versuche auf gut Glück macht und sie, ist der Erfolg gut, fortsetzt und in dasselbe aufnimmt. Fährt man damit einige Jahre aufmerksam und consequent fort, so wird man sich einen höchst ergiebigen Kreis von Einsichtskunden in allen Fächern verschaffen. Das Verzeichniß derselben muß aber nach einem wohldurchdachten und sehr ins Einzelne gehenden scientivischen Plan mit Haupt- und sehr vielen Unterabtheilungen geordnet sein, und ganz nach derselben Ordnung muß man sich die zu versendenden Nova legen. Dadurch gedeihen die Sendungen zu einer zweck mäßigen, auf die Eigenthümlichkeiten der Personen eingehenden Angemessenheit, werden sehr erleichtert und haben das Gute, daß man von einer Masse von 5—10 Ctnr. Novitäten lauter kleine und dabei sehr gewählte, der Richtung der Empfänger genau ent sprechende Sendungen an die Kunden erhält, die man nicht mit allzugroßen Sendungen auf einmal bombardiren darf. — Etwa jeden Monat muß eine solche Hauptvcrsendung gemacht werden, wobei das Zurückgekommene allemal wieder an andere Kunden fortgeht, so daß oft 1 Exemplar, bevor es an den Verleger remit- tirt wird, vielleicht zehnmal zur Einsicht gewesen sein kann und das ganze Novitätensortiment in beständiger Bewegung ist, denn so lange eine Novität nicht an sämmtliche Betheiligte versendet gewesen, darf sie in einer thätigen Buchhandlung von Rechts wegen gar nicht eingeräumt werden. Die Einsichtskunden müssen sich dergestalt folgen oder numerirt werden, daß die, welche ani mehrsten behalten oder am promptesten remittiren, die Nova zu erst erhalten, und dann gra-iatim weiter. Auf die ganz außerordentlich fleißige Ausarbeitung des oben bemerkten höchst speciellen Einsichtsvcrzcichnisses kommt außer ordentlich viel an, indem solches als eine der Grundlagen zu guten Geschäften anzusehen und es auch in andern Fällen sehr gute Dienste leisten wird, z. B. bei ankommenden Subscriptions anzeigen und Prospekten. Es würde allerdings unser Geschäft sehr beleben, wenn von diesen immer der rechte Gebrauch gemacht würde. Dieser aber wird durch ein solches scientivifches Einsichtsverzeichniß sehr be fördert werden, denn gehen dergleichen ein, so fallen uns gewöhn lich oft nicht gleich die rechten Personen ein, denen wir sie mit Erfolg senden könnten: durch obiges wohlgeordnetes Verzeichniß wird dieses aber zu einer mechanischen Arbeit, wobei freilich für dergl. Prospekte ein weiterer Kreis als der der Einsichtskunden Börsenblatt s. d. Deutschen Buchhandel. S6. Jahrgang- 2
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