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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1929
- Sprache
- Deutsch
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- Jahr1929
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^ 97, 27, April 1929, Kantate-Nummer Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13 Veröffentlichungen zur Wohlfahrtspflege, die für den Kenner der Verhältnisse eine erschreckende Sprache redet. In dieser Abteilung weist das Gesundheitswesen eine auffallend große Zahl von Titel hinweisen auf, gewiß eine Folge des allzu niedrigen Volkswohl standes, vielleicht aber nicht unbeeinflußt von der scheinbar minder großen Sorge um die Behebung der Wohnungsnot. Die weitverbreitete Anschauung, die Lektüre amtlicher Druck schriften sei eine recht trockene Angelegenheit, sintemal man bei ihr nur aus einem Paragraphen in den anderen falle, läßt sich lei der Fülle der behandelten Fragen wie den zahlreichen anregenden und aktuellen Themen gegenüber kaum aufrechterhallen. Fällt diese Anschauung, so ist aber auch die weitere auf ihr aufgebaute, daß eine Bibliographie der amtlichen Druckschriften das Trockenste vom Trockenen sei, nicht zu halten. Die Durchsicht des 1. Jahrgangs des Monatlichen Verzeichnisses hat in uns vielmehr den Eindruck Her vargerufen, ein Handbuch des praktischen Wissens im wahrsten Sinne des Wortes durchblättert zu habe». Wenn die Vorrede das Monat liche Verzeichnis eine »Vorschule zur staatsbürgerlichen Erziehung des deutschen Volkes« nennt, so fügen wir hinzu, ein Vorschule, in die die Schüler mit Vergnügen gehen dürften. Bedauerlich ist nur, daß diese Vorschule uns bis 1928 fehlte. Vielleicht wäre sonst die von dem neuen Nachschlagemittel erhoffte »Vertiefung und Festi gung des deutschen Einheitsgedankens« an Hand dieses praktischen Materials, das eine deutliche Sprache von der Zusammengehörigkeit der deutschen Interessen spricht, bereits etwas weiter gediehen, als dies zurzeit noch der Fall ist. Von meinem Pflegesohn. »Familienangelegenheiten gehören nicht in unser Blatt« wird wohl zunächst die verehrliche Schriftleitung des Börsenblattes beim Lesen der Überschrift ausrufen. Sie wird aber, so hoffe ich, ein Auge zudrücken und mit dem andern weiter lesen, wenn ich sie aus kläre, daß dieser mein Pflcgesohn nur ein ehemaliger ist, den weiter zu pflegen der Börsenverein jetzt selbst libernommen hat. Dieser Tage stellte er sich mir, seinem alten Betreuer, wieder vor und ich kann es nicht verhehlen, ich hatte meine Freude an ihm. Obwohl er nun auch schon sein 54. Jahr hinter sich hat, kommt er, jedes Jahr an Umsang und Gewicht zunehmend, in seiner braunen Haut in jeder Beziehung durchaus verjüngt daher. »Und alte liebe Schatten steigen auf!« Erinnerungen allerlei Art werden daun jedes Mal wach. So heute besonders lebhaft die an den Tag, an dem du, mein Sohn, der Welt zum ersten Mal unter deinem jetzigen Namen vorgestellt wurdest, nachdem dein früherer Name nicht mehr zutraf, sozusagen also an den Tag deiner Taufe. Der mußte damals natürlich gefeiert werden, und da es gerade die Zeit der alljährlichen Strohwitwerschaft war, so wurde es eine Feier sehr eigener Art. O, sie muß auch für die als Paten dazu geladenen guten Freunde schön gewesen sein, die zum Teil an deinem Zustandekommen mitgewirkt hatten. Ich weiß noch recht gut, wie alles kam. Es mag wohl schon die bekannte vorgeschrittene Stimmung geherrscht haben. Dein Hauptgeburtshelfer, Schmerks seinem nom cks Auerre „ach, schmetterte in die linde Sommernacht mit aller Lungenkraft wieder einmal, er tat es oft und gern, sein »Lied am Meer«, steif und fest behauptend, es habe ihn »bas un- glücksel'ge Weib vergiftet mit ihren Tränen«, der kleine Janosch kehrte dabei die Scherben eines Bierglases zusammen, Oskar G., »der blutige Oskar«, viel mehr rund als blutig, bemühte sich schweiß triefend, den Kaffee zu mahlen, der die Geburtstagsfeier abschließen sollte, und wir andern unterhielten uns nur angeregt, als ein Wächter der Nacht donnernd Einlaß begehrte. Drei Treppen hatte sich der Mann heraufbemliht. Er verlangte zu wissen, was hier los sei. Hatten sich die Menschen, die sich unten auf der Straße an gesammelt hatten, wegen Schmerksens Klage, vergiftet worden zu sein, aufgeregt? Der biedere Mann wurde beruhigt. Erquickt und befriedigt zog er nach einer Weile wieder von dannen und die Feier wurde gründlich zu Ende geführt. Uber ein Menschenalter ist das her und wenn nun heute dein alter Herr über dich, mein Sohn, und deinen jetzigen Zustand be richtet, könnte man nicht glauben, dieser Bericht falle nicht objektiv genug aus? Unnötige Befürchtung. Dein ehemaliger Pfleger ge hört nicht zu denen, die alles an ihren Kindern rosenrot gefärbt sehen. Aber es hilft nichts, ich kann doch nicht anders, als meiner Freude Ausdruck geben, wenn ich sehe, wie dein jetziger Pfleger dich zu deinem 55. Ausgang wieder hergerichtet hat, so gesäubert von allen Mängeln und Schlacken, die sich im Laufe des vergangenen Jahres angesetzt hatten, daß auch jeder andere an dem braunen Burschen seine Freude haben wird. In der Tat, auch die soeben erschienene 55. Ausgabe des Deut schen Zeitschriften-Adreßbuchs, um die es sich hier handelt, wird allenthalben Anerkennung und freudige Aufnahme finden. Wohin man auch sieht, zeigt sich die gewohnte Sorgfalt in der Bearbeitung und Anordnung des Stoffes; »vermehrt und verbessert« in allen Teilen. Was das heißt, das kann nur der recht erfassen, der da weiß, daß für jede neue Ausgabe stets mehr als 200 000 Angaben auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen sind. Das mögen aber auch einige Zahlen beleuchten, weil sie zugleich einen kleinen Einblick in die Fortentwicklung der periodischen Presse überhaupt geben. Es umfaßte im letzten, 54. Jahrgang, dem von 1928: Abteilung 1: Zeitschriften 385 Seiten, im neuesten, 55. Jahrgang 399 Seiten. Abteilung 2: Politische Zeitungen 195 Seiten, im neuesten, 55. Jahrgang 199 Seiten. Abteilung 3: Verlegerverzeichnis 97 Seiten, im neuesten, 55. Jahrgang 104 Seiten. Abteilung 4: Schlagwortregister 90 Seiten, im neuesten, 55. Jahrgang 96 Seiten. Das ganze Buch mit dem Anzeigenanhang 767 Seiten, im neuesten, 55. Jahrgang, 807 Seiten. Insgesamt aber berichtet der neue, 55. Jahrgang von 7116 Zeit schriften, während der 54. Jahrgang nur 6860 aufführte, über ein Mehr also von 256 Zeitschriften. Im Jahre des Kriegsbeginns, 1914, waren es deren 6689, nach der Inflation, 1924, nur noch 4802, jetzt ist die Zahl von- 1914 be reits wieder um 427 überschritten. Da aber im Pressereich auch immer ein großes Sterben herrscht, so ist die Zahl der neu erstan denen Blätter natürlich viel größer. Nachstehende Zahlen mögen das Werden und Vergehen, Ge burt (*) und Tod tl'l in den letzten Jahren auf einigen Gebieten zeigen. Es belief sich die Zahl der eingetragenen Zeitschriften auf dem Gebiete der Literaturblätter Philosophie Sport u. Spiele und Revuen 1925 93 58 231 1926 Zahl der f Blätter — 18 — 7 — 38 65 51 193 » ,, * „ -1- 32 4- 32 4-103 Gesamtzahl somit 97 83 29« 1927 Zahl der f Blätter — 19 - 8 — 38 78 75 258 .. ,, * „ 4- i6 -i- 19 4- 64 Gesamtzahl somit 94 94 322 1928 Zahl der f Blätter — 15 14 — 45 79 80 277 ,, * „ 4- 14 4- 15 4- 43 Gesamtzahl somit 93 95 329 1928 Zahl der f Blätter - 7 — 15 — 19 86 80 301 » ,, * ,, 4- 8 4- 8 4- 45 Gesamtzahl somit 9t 88 346 Muß sich angesichts dieser Zahlen nicht der Wunsch einstellen, es möchten alljährlich auch auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens nach den verschiedensten Seiten hin die Zahlen ähnlich ermittelt werden, wie sie L. Schönrock allmonatlich im Börsenblatt für den Büchermarkt veröffentlicht? Vielerlei ließe sich daraus für eine Ge schichte der deutschen Presse, die noch aussteht, feststellen. Vieles, nicht alles, nicht z. B. welcher Art die Neugeborenen und die Gestorbenen waren, nicht wieviele der Gestorbenen in jungen Tagen schon an Lebensschwäche, wieviele an Altersschwäche starben. So ergibt eine nähere Prüfung, daß von den 1928 auf dem Gebiet der Philosophie eingegangenen 15 Blättern den Titeln und den Namen der Heraus geber und Verleger nach zu schließen nur vier wissenschaftliche, wohl alle anderen aber populär-, oder vielleicht richtiger gesagt pseudo wissenschaftlichen Charakter hatten und überdies zumeist erst kurze Zeit bestanden, ihr Verschwinden also kaum zu beklagen, eher als ein Neinigungsvorgang, als eine Gesundung gewisser Kreise unseres Volkes zu begrüßen sein dürfte.
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