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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1929
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- 1929-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1929
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- Deutsch
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2 97, 27, April 1929, Kantate-Nummer «Srl-Nilatt s,d. Mich», Buchhandel, Viel einfacher. Neben dem Börsenverein mit seinen territorialen llntervcrcinen bestanden nur wenige Fachorganisationen, die sich aber eng an den Börsenverein angeschlossen hatten. In der Gegenwart ist das Bild völlig verschieden. Es bestand der Drang zu fachlicher organisatorischer Selbständigkeit; damit aber er wuchs die Möglichkeit — manche werden geneigt sein zu sagen, die Gefahr — eines Auseinanderstrebens, der Zersplitterung und der Entfremdung. Ihr zu begegnen war das große Ziel der vor jährigen Neuorganisation. Sie darf schon nach den Erfahrungen dieses ersten Jahres als gelungen bezeichnet werden. Es gibt kein Gewerbe in Deutschland, das in gleicher Weise wie nunmehr der Buchhandel eine organisatorische Verbundenheit aller seiner Zweige aufzuweisen hat. Diese Verbundenheit gewährleistet die Möglichkeit, die sich aus den fachlichen Interessen ergebenden Gegensätze unter sich auszutragen. Aber da naturnotwendig stets Reibungsflächcn vorhanden sind, ergeben sich aus dieser Ver bundenheit auch ständig Spannungen. Was kann geschehen, um sie zu beseitigen oder we nigstens zu vermindern? Wie kann den oben geschilderten Hemmungen wirksam entgegengetreten werden? Da es sich vor allen Dingen um innere, psychologische Ursachen han delt, muß ihnen mit bewußter Einstellung begegnet werden. Es kommt, ganz allgemein betrachtet, weniger auf die Tat im Einzelnen an — denn damit kann immer nur einem Einzelpro blem zu Leibe gerückt werden — als auf die Willcnseinstellung. Kein bängliches Klagen, keine Resignation! Jammern allein bringt keine Besserung; es reizt den, an den es gerichtet ist, nur zum Widerspruch und zum Angriff. Es gilt, nicht in negativem Pessimismus zu verharren, sondern den Mut zu gewinnen, den Hemmungen der Gegenwart und Zukunft zu begegnen. Solche positive Einstellung drängt von selbst zur Tat. Die Verhandlun gen und Veranstaltungen im letzten Jahre — die Beratungen über die Verkaussordnung und der Tag des Buches — sind Be weis dafür, daß die Führer des Buchhandels diesen Willen zur Tat besitzen. Sie haben dabei aus dem eigenen Lager und von draußen viel Kritik erfahren; es wäre verwunderlich, wenn sie nicht gekommen wäre. Aber schon zeigen sich die segensreichen Wirkungen solcher Positiven Richtung: Die buchhändlerische All gemeinheit erkennt immer klarer die Probleme und ihre Zusam menhänge; sie lernt verstehen, wie ungleich schwieriger als in früheren, einfacheren Wirtschaftsepochen es jetzt ist, für die All gemeinheit des Berufsstandes zu wirken. Die Kritik von drau ßen aber ist maßvoller und gerechter als noch vor wenigen Jahren. Und der einzelne? Für ihn gilt ganz besonders die Forde rung zu positiver Einstellung. Den Willen, allen Gewalten zum Trotz sich erhalten, muß er immer wieder von neuem in sich festigen. Er darf von der Organisation viel erwarten, aber nicht zuviel; denn aus ihren Spannungen heraus und auch aus son stigen bekannten Gründen sind ihrem Wirken Grenzen gesetzt. Er muß sich, wie es im Bericht einer buchhändlerischcn Organisa tion heißt, vor allem innerhalb seines Betriebes auf tätige Selbst hilfe stellen. Nur so kann er auf die Dauer mit Erfolg die äuße ren Hemmungen auf das mögliche Mindestmaß beschränken. Für die inneren aber gilt als bestes Heilmittel der Spruch: »Dem Mutigen gehört die Welt!« Presse und Buch. (Vorträge, gehalten am 22. März 1929 zum »Tag des Buches« in der Singakademie zu Berlin.) vr. Monty Jacobs. Meine Damen und Herren, es ist Sache des Fachmanns, in sachlicher Aussprache nüchterne Tatbestände aufzuklären. Er lauben Sie mir also, schon damit nicht aus dem Tag des Buches eine Nacht des Buches wird (Heiterkeit), gleich in meäias res zu gehen und Ihnen ein paar Punkte aufzuzeigen, die dem Mann der Praxis auffallen, wenn er über die Beziehungen der beiden Mächte Buch und Presse nachdcnkt. Wenn dieser Buchtag einen Sinn haben soll, dann kann er doch nur dazu dienen, dem Ab stieg des literarischen Interesses zu wehren und daran zu ar beiten, ein neues Interesse an der literarischen Produktion zu wecken. Ich habe also die Aufgabe, darüber nachzudenken und Ihnen Rechenschaft zu geben, was die Presse tun kann, um das gute Buch zu fördern. Ich sehe da vier Wege: das Inserat, die Propaganda durch Vorabdruck einzelner Teile, den Vorabdruck eines Gesamtromans und schließlich die Buchkritik. Was das Inserat anbetrifft, — hier stock' ich schon, denn nach den besten Traditionen der deut schen Presse sind wir schreibenden und redigierenden Mitglieder dieser Presse Fremdlinge auf dem Gebiete des Anzeigcnwcsens. Hier sollen Sachverständige sprechen: ich als ein Mensch, der bis her nur Familienanzcigen aufgegcben hat (Heiterkeit), fühle mich absolut nicht sachverständig, und deshalb muß ich dieses gesamte, sehr wichtige Thema meinem verehrten Herrn Korreferenten von der anderen Fakultät des Vcrlagsbuchhandcls überlassen. Er wird zu prüfen haben, ob cs stimmt, daß nur das Gespräch von Mann zu Mann und von Frau zu Frau wirksam sein kann, oder ob etwa das Inserat dieselbe Wirkung hat. Was nun die Propaganda durch den Vorabdruck einzelner Abschnitte angeht, so ist dabei früher ein Vorurteil wirksam ge wesen. Es gab nämlich einzelne Verleger, die Angst hatten, daß ihnen die Rosinen aus dem Kuchen genommen würden, wenn das Publikum vor Erscheinen des Buches etwas darüber erfahre. Aber gerade die einsichtigsten Verleger haben längst erkannt, daß das ein Irrtum ist, und nun wetteifert die Presse, derartige Aus züge zu geben, in deren Veröffentlichung sic ihr eigenes Inter esse sieht. Gerade bei sensationellen Neuerscheinungen kommt es oft vor, daß die Presse ersucht wird, auf ein Signal an einem Tage mit ihren sämtlichen Batterien loszuschießen, — eine Ver einbarung, die natürlich von einer pflichtbewußten Presse einge halten wird. Denn wenn eine Zeitung, um einem Konkurrenten zuvorzukommen, diese Vereinbarung nicht halten sollte, dann wird sie davon mehr Schaden als Nutzen haben. Was die Bücher betrifft, die für einen solchen Vorabdruck in Frage kommen, so läßt sich leicht zeigen: Romane und Erzählun gen werden im allgemeinen ganz ausfallen, dagegen kommen Memoiren, Reisewerke, Briefe und unter Umständen auch einmal ein fachwissenschaftliches Werk von besonderem Publikumsinter esse dafür in Frage. Die Sitte hat sich eingebürgert, und Presse wie Buchhandel ziehen gemeinsam ihren Vorteil daraus. Früher als diese Sitte hat sich jedoch das Dritte, das ich hier zu besprechen habe, eingebürgert: nämlich der Vorabdruck eines ganzen Romans. In dieser Beziehung sind, historisch genommen, vielleicht einmal die Provinzblätter der großen hauptstädtischen Presse vorangcgangen. Wenn man es so betrachtet, dann wird eine Zeitung, je kleinbürgerlicher ihre Leserschaft eingestellt ist, desto zäher und eiserner an dem Fortbestehen des Fortsetzungs romans festhaltcn. Aber auch die großen Zeitungen haben sich dieser Sitte längst bequemt, und hier wie im Ausland sind die berühmtesten und verwöhntesten Erzähler längst gewohnt, dem Publikuni ihre Romane in einzelne Abschnitte zerschnitten vor- zulcgen. Auf diese Weise hebt sich natürlich — das läßt sich von Jahr zu Jahr beobachten — das Niveau des Zeitungsromans. Es ist freilich erst etwa 20 Jahre her, daß der Verleger einer großen Berliner Zeitung einmal seinem Vertrauensmann das Romanmanuskript eines berühmten, schon etwas aus der Mode gekommenen früheren Modeautors mit der Bitte vorlegte, ihm ein Urteil darüber zu geben. Der Mann las das Manuskript — fleißig wie wir Männer von der Presse nun einmal sind — (Heiterkeit) noch in derselben Nacht und gab ungefähr folgendes Gutachten ab: -Der Roman ist miserabel, ich empfehle dringend seine Erwerbung«. (Große Heiterkeit.) Der Literat, der so sprach, hat durchaus nicht zynisch ge sprochen. Er hat vielmehr dem ganz richtigen Gesichtspunkt Rechnung getragen, daß, wer einem großen Leserkreis Unterhal tung verschaffen will, durchaus nicht bloß den Maßstab des Lite-
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