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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1935
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- Deutsch
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F° 64, 16. März 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Lag der Schwerpunkt der meisten dis jetzt referierten Vorträge auf kulturpolitischem Gebiet, so war der letzte Vortrag am Sonn abend einem für alle Arbeit im neuen Reich gleichwichtigen Thema gewidmet: vr. Nuttke sReichsführung SS) sprach über Volkspflege im neuen Deutschland. Ausgehend von der Tatsache, das; das Vvrkriegsdeutschland den Begriff Volk als Ganzheit nicht kannte, zeigte er in rascher Folge mißglückte Unternehmungen und Bestrebungen der Bevölkerungs politik auf, deren Mißerfolg schon darin beschlossen lag, daß sie von falschen Voraussetzungen und Tatsachen ausging. Den Abschluß dieses Tages bildete eine Führung der Tagungs teilnehmer durch die Reichsstelle, die diesen einen Einblick gewährte in den technischen Apparat. Der zweite Tag der Arbeitstagung beschäftigte sich mit Themen, die im besonderen der Vertiefung der nationalsozialistischen Welt anschauung dienten, und es sei hier vorausgeschickt, daß gerade dieser Tag viele wichtige Erkenntnisse brachte und seinen großen Abschluß fand in einem Vortrag von l)r. Groß vom rassenpolitischen Amt. Für vr. Walter Frank, der selbst verhindert war, sprach vr. Thoß vom Nasse- und Siedlungsamt der SS über: »Was er warten wir von einer zukünftigen Geschichts schreibung?« Oberfcldmeister H. Scheidt gab einleitend zu seinen Ausfüh rungen über das Thema Adel der Leistung seiner Freude Ausdruck, gerade vor diesem Kreise über Fragen sprechen zu können, die im Angelpunkt des heutigen Geschehens stehen. Ein Musterbeispiel für die ueue Leistung ist der Arbeitsdienst, der zwei große Ziele kennt: ein deutsches Arbeitertum und die deutsche Schicksalsgemeinschaft, aufzubauen aus Idee und Erlebnis. Ebenso klar waren die Ausführungen über die Menschen, die sich uns zu diesem Ziele bieten: die ganz erfaßte Jugend, die Generation, die im Bürgertum vergangener Zeit wurzelt, und die ewig Unentschie denen, die Wanderer zwischen zwei Weltanschauungen. Weitergehenü zeigte er dann den Inhalt der Begriffe Kampf, Arbeit, Opfer und Leistung. Der Arbeitsdienst wird einen Teil dieses Weges gehen, der zum Arbeitertum führt, aber auch alle anderen sind in diesen Weg cingespannt. Aus dem Arbeitertum wird dann einmal der neue Stil gefunden werden, niird die ueue Kunst kommen und auch die neue Hochschule. Der Vortrag des Neichsschulungsleiters vr. Frauendorfer war eine überwältigende Schau über die Zeit des Kampfes und des Aufbaues durch Partei und Staat, zusammengefaßt in dem Thema: »Aus der Kampf- und Propagandazeit in die Ver antwortung und Erziehung«. Eine Darstellung der Bedeutungund des Wesens der nordischen Dichtung gab vr. Fred I. Domes von der Nordischen Gesellschaft. Man spürte, daß hier ein Mann der Praxis mit reichen Erfahrungen Einblick gab in ein Gebiet der Dichtkunst, das unserem Wesen so ähnlich ist und dessen Bedeutung zu lange verkannt war. Es sei hier auch der Verdienste der Nordischen Ge sellschaft in dieser Beziehung gedacht. Einen Rückblick bis zu Herder und Klopstock zeigte deren Bemühen für ein erstes Erkennen der nordischen Dichtung, ein ebenso wichtiger Strom deutschen Geistes ging von Deutschland in der Zeit der Romantik nach Norden, die über ihre Bedeutung für die Dichtung hinaus gerade dort oben auch eine politische-Bedeutung hatte. Das Wesen nordischer Dichtung zeigte vr. Domes auf an einzelnen Beispielen nordischer Dichter, so z. B. Björnson, dem ersten großen politischen Lyriker, Gunnarson, Olaf Duun, der so echt in der Gesinnung ist, und Verner von Heidenstam, der uns in seinen Büchern meisterhafte Beispiele dichterischer Ge schichtschreibung geschenkt hat. Einen zweiten Arbeitsbericht aus dem Aufgabenkreis der Neichs- stelle zur Förderung des deutschen Schrifttums stellten die Ausfüh rungen von Hellmuth Merzdorf über deu »Dienst am Schrifttu m« dar. Diesen Vorträgen schloß sich eine Besichtigung der Bücherschau der Neichsstelle »200 Bücher für n a t i o n a l s o z i a l i st i s ch e Büchereien« an, die im Preußenhaus aufgebaut war und demnächst noch als Wanderbllcherei in Führerschulen und Lagern gezeigt werden wird. Den letzten großen eindrucksvollen Vortrag des Tages hielt vr. Groß. Er sprach über das Thema: »Das Bekenntnis zur Nasse schützt ein Volk vorseinem geschichtlichen Untergang«. Begrübt wurden die Schlußworte von Pg. Hans Hage meyer nach Beendigung des reichen Arbeitsprogrammes. Er be tonte, daß eine derartige Tagung immer ein Wagnis darstelle und daß sie schon rein äußerlich ganz verschieden ausgestaltet werden könne. Es sei absichtlich vermieden worden, hier einen literarischen Kreis zusammenzurufen und durch hochliterarische Vorträge und Wort- fechtereien angenehm zu unterhalten. Kein Bortrag wurde gehalten, der nicht Bedeutung hätte für das ganze Volk und nicht vom ganzen Volk verstanden werden könnte. Gerade die Verschiedenheit der ein zelnen Darstellungen habe die ungeheure Spannweite in den Aus- drncksmit ein gezeigt, die ein äußeres Zeichen vom neuen Leben unseres Schaffens sind. Die schönste Erkenntnis ist es, daß alle Teil nehmer auch einer versteckten Gegnerschaft gewachsen sein werden und daß ihnen die Tagung wertvolles Rüstzeug in die Hand gab. So wird und muß es gelingen, ein geistiges Frontsoldatentum zu bilden, Stoßtrupps zu formen, die immer bereit sind, Eindringlinge zu vertreiben und Mängel^u beheben, die klaren Auges sehen, worauf es ankommt, und die jederzeit in der Lage sein werden, selbständig zu handeln. Es wird nötig sein, diese Gemeinschaft immer weiter zu erhärten, daß daraus eine Kampfkameradschaft entsteht. Hage meyer gab dann noch bekannt, daß in Zukunft jährlich zweimal eine solche Tagung durchgeftthrt werden solle, auf der die neuen Arbeits ziele deutlich abzustccken seien. Ein Bekenntnis zum Führer und das Kampflied der Bewegung schlossen die beiden erlebnisreichen Tage ab. elg. Aus Zeitschriften und Zeitungen Vuchverlag und Buchfabrik über dieses Thema schreibt Martin Hürlimann ausführlich im Berliner Tageblatt vom 3. März 1935. Da der Verfasser ja selbst dem Buchhandel angehört, braucht man nicht zu befürchten, daß es in einseitiger Weise geschieht. Wir entnehmen dem interessanten Aufsatz einige Stellen: Jedes Buch ist ein Risiko, Verlegen ist und bleibt Spekulation. Geschäftliches und Geistiges treffen darin zusammen; der Wille, Geld zu verdienen wie ein anderer Geschäftsmann oder wenigstens keins zu verlieren, vermengt sich beim Verleger auf gefährliche Weise mit der Verantwortung, Mittler des Bildungsgutes und des geistigen Schaffens der Zeit, Beschaffer von Zerstreuung und Erholung zu sein, und sein Geschmack wirkt sich nicht nur in der äußeren Aus stattung, sondern oft genug auch in der inhaltlichen Tendenz und Gestaltung des Buches aus oder gar in der Veranlassung, daß es und wie es geschrieben wird. Diese Verantwortung erfordert Idealismus. An solchem Idealismus ist denn auch in der Geschichte der Verlage kein Mangel, er ist die Triebfeder verlegerischer Tätigkeit, er ist in bedeutenden Persönlichkeiten zur leidenschaftlichen Aktivität geworden, die nicht selten die rein geschäftlichen Erwägungen derart übermog, daß ihr schließlich die Auflösung des materiellen Fundamentes zum Ver hängnis wurde. Es wäre merkwürdig, wenn das Zeitalter des Materialismus nicht auch in dieser traditionellen Welt des deutschen Verlags in Er scheinung getreten wäre. Neben dem Verleger, der sich als Hand werker, als Freund und Mitarbeiter des Schriftstellers, als Berater des Käufers empfindet, tauchte der Buchfabrikant auf, der Bücher herstellt und als Massenartikel auf den Markt dringt nach dem Vor bild von Waren, die mit kulturellen Forderungen keine Berührungs punkte haben . . . Der Buchfabrikant erweist seine Tüchtigkeit in der Gewandtheit, mit der er sich jeder neuen Situation anpaßt. Er beobachtet mit einem sechsten Sinn das öffentliche Geschehen, er putzt alte Ladenhüter mit neuem Titel, Einband und Vorwort auf und bringt sie an den Mann; er staffiert halb vergessene Bücher durch noch splendidere Ausstattung zu noch billigerem Preis auf Kosten einer noch höheren Auflage. Geht die Spekulation schief, so wird die »Volksausgabe« zu einem noch »volkstümlicheren« Preis ver ramscht und der Markt noch gewalttätiger überschwemmt. Für den Verleger, der völlig unvoreingenommen sich nach den realen Möglichkeiten richtet, bedeutet dies, daß er auf die Herausgabe einer ganzen Reihe von Werken verzichten muß . . . Die an und für sich hochcrsreuliche Verbreitung eines berühmten Werkes eines berühmten Autors, der »frei« ist, kann beispielsweise indirekt die Herausgabe und vielleicht sogar die Entstehung eines vielleicht ebenso bedeutenden Werkes unserer eigenen Zeit, das sich seinen Ruhm erst langsam erobern müßte, verhindern. 221
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