Oie Kritik Kal «tas Morl! Klemer Mann-was nun? Die DiierariLc/re Me/t Wird Johannes Pinneberg. der mit dreiundzwanzig Jahren seine Emma, Leriin geborene Mörschel, genannt Lämmchen, geheiratet und mit ihr den kleinen Murkel gezeugt hat, abgebaut oder nicht? Das ist hier die Frage. Werden drei durchschnittliche Menschen, die weder Geld noch ein in Geld umzusetzendes Talent haben, das primitivste aller Menschenrechte, das Daseinsrecht be haupten auf dieser „befleckten Erde"? Mann und Weib haben nichts außer einer anständigen Gesinnung. Aber sie haben einander. Und das ist viel in einer Welt, in der ein kleiner Angestellter so leicht zertreten wird wie ein Käfer. Wie trampeln alle auf dem gänzlich unheroischen Johannes Pinneberg herum: die Arbeitgeber, die Vorgesetzten, die Bureaugewaltigen und die Kollegen. Er tut wacker seine Pflicht in der Düngemittelfirma und im Konfektionshaus. Im Inferno der Kleinstadt, im Lärm von Berlin erträgt er alle Demü tigungen für Lämmchen, die Geliebte, die Frau, die Mutter, Murkels Mutter. Aber endlich verfällt er doch der Massenepidemie, der wir so hilflos gegen- übcrstehen wie das Mittelalter dem Aussatz: der Arbeitslosigkeit. Ein armer Teufel unter Millionen seinesgleichen. Das Leben geht weiter. Ihm bleiben Weib und Kind. Und das ist alles. Aus Wirklichkeitssinn, Anschauungskraft, der Gabe, den Leuten aufs Maul zu sehen, und dem Mut, das Gehörte ohne Retusche mitzuteilen, ist dies Zeit- Buch entstanden, das zu uns gehört wie derSpiegel der Klein-Wohnung, in dem ein ganzes Volk sein abgemagertes Gesicht bewachet. Johannes und Lämmchen! Um dieser beiden Gerechten willen wird Sodom vielleicht doch noch gerettet.