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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1921
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- 1921-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1921
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«öneridiau s, b. Dliqn. Buchhanc> > Nedaklioneller Teil. 260, 7. November 1921. schüft wird. So sei denn nur noch kurz vermerkt, daß der Verlag für eine würdige Ausstattung gesorgt hat, und daß die Bilder nahezu Botticellis ganzes Werk wiedergeben. Wofern man das als einen gewissen Trost ansehen will, daß ebenso wie die Unan nehmlichkeiten meist im größeren Vereine sich zu zeigen Pflegen, auch die Annehmlichkeiten bisweilen in einer Doppelauflage her auskommen, dann darf man ihn dafür in Anspruch nehmen, daß der Anfang einer verwandten Buchreihe den »Führenden Mei stern« im Insel-Verlag voranging: Deutsche Meister, h e r a u s g e g e b e n von Karl Scheffler und Eurt Glaser. Es ist vielleicht für den Bücherkäufer unangenehm, daß er dem Verlangen nachgeben wird, zwei Folgen auf einmal zu er werben. Doch er hat die Überzeugung, daß er nicht aufs Gerate wohl sich mit einem ihm vielleicht unerträglich werdenden Ballast beschweren soll, daß hier zwei Rechenwerke emporwachsen, die einander für die deutsche Privatbidliothek aufs glücklichste er gänzen und ihrer Abteilung Kunst eine gesicherte Grundlage ver schaffen werden. Dort die Hauptvertreter der modernen europäi schen Kunstgeschichte, hier in weiteren Ausmessungen, denn der Deutsche soll gründlicher zunächst das deutsche Kunstwerden ver stehen lernen, die der deutschen. Auch die »Deutschen Meister« werden in wissenschaftlich wertvollen Darstellungen von mit ihnen durch selbständige Forschungen vertrauten Kennern gewürdigt, CurtGlaser bereichert mit seinem Lucas Crana ch-Buche die Kunstwissenschaft mit einer neugrundlegenden Monographie, Max I. Friedländer weiß Albrecht Dürer mit der souveränen Beherrschung des Stoffes bis in dessen subtilste Ein zelheiten so mühelos darzustellen, daß man kaum noch gewahr wird, mit welchem Können er ihn bezwingt. Davon soll hier nicht weiter die Rede sein, und es soll auch nur nebenbei erwähnt werden, daß die Ausstattung der »Deutschen Meister« ihrem Bild teil buchgewerbliche und wissenschaftliche Zuverlässigkeit verliehen hat. Worauf im Zusammenhänge dieser Berichte hinzuweisen war, das ist die erfreuliche Tatsache, daß wir wieder dahin zu kommen scheinen, begrenzte Buchreihen mit einem festen inneren Zusam menhang zu gewinnen, an Stelle der einander folgenden Bände, die lediglich die Gemeinschaft eines Sammeltitels zusammenhält. Auch diese Reihenwerke können ihren eigenen Sinn haben. Aber da, wo ein Bibliothekswerk die Rundung einer abzuschließenden Sammlung gewinnen soll, möchte der Buchfreund es gern über sehen, wissen, wo es anfängt und wo es aufhören wird. Das ist eine Empfindung, oder, wenn man will, eine Empfindsamkeit, die auch für die Psychologie des Käufers wichtig wird. Es liegt ein Ivenig in der Art des Deutschen, eher das Ent zweiende, Gegensätzliche hervorzuheben als das Gemeinsame, Verbindende. Auch damit mag es Zusammenhängen, daß das, was mit einem etwas abgehetzten (dazu der abweichenden land läufigen Begriffsbedeutung wegen im Auslande leicht mißver ständlichen) Wort »Kulturpropaganda« heißt, den Deutschen nicht gerade immer glückt. Man sollte doch meinen, daß es dem deut schen Buchhandel in einer Zeit, in der die Gefährdung seiner wirt schaftlichen Grundlagen diese Forderung dringend werden läßt, gelingen sollte, fernab von allem geschäftlichen Meinungsstreit um die Buchware, den Buchhandel selbst und die geistigen Werte, die er geschaffen hat und trägt, als einen unentbehrlichen Teil des Volksganzen zu zeigen, in dessen Körper er die Aufgaben des Ge hirns löst, eine Vermittlungsstelle geistigen Lebens zu sein. Aller dings, weder in unserer nationalökonomischen Wissenschaft noch tu unteren politischen Problemdiskussionen kommt es zum Aus druck, daß es nicht nur materielle, sondern auch ideelle Güter in der Volkswirtschaft gibt, und daß diejenigen, die das geistige Kapital eines Staates schaffen, verwalten und vermehren, wirt schaftlich produktive Arbeiter sind. Es ist vielleicht kein Zufall, daß ein Hauptvertreter dieser Lehre, Adam von Müller, der »gleichsam die Anwendung der Romantik auf die geselligen und politischen Verhältnisse des Lebens« (Eichendorff) aufzufin den sich bemühte, erneuerte Anerkennung findet. Die Beschäfti gung mit den nationalökonomischen Theorien dieses genialischen Mannes macht eine neue Ausgabe seiner kleinen Schriften jetzt sehr bequem. (Adam Müller, Ausgewählte Abhand lungen. Auf Grund archivalischer Forschun gen und mit erklärenden Anmerkungen heraus- 1622 gegeben von I. Baxa. Jena,Gustav Fischer, 1921.) überhaupt wird man seinen Verdiensten jetzt gerechter. Das beste, das bisher über ihn gesagt worden ist, steht in der auch sonst sehr bemerkenswerten Studie von JosefNadler,DieBer- liner Romantik 1800—1814. Berlin, Erich Reiß, 1921. Ähnlich wie Adam von Müller geht es Fried rich von Gentz, dem zu Unrecht vergessen Gewesenen. Für ihn ist ein bibliographisch seltenes Ereignis zu registrieren. Der abschließende fünfte Band seiner 1873—74 von Ludmilla Assing schlecht und recht zum Druck gebrachten Tagebücher erscheint erst jetzt, sehr sorgfältig herausgegeben. (Tagebücher von FriedrichvonGentz. HerausgegebenvonA. Four- nier und A. Winkler. Wien, Amalthea-Verlag, 1921.) Die Büchersammler werden ihn auf ihrer Fortsetzungs liste nicht übersehen. Er ist historisch und psychologisch der wich tigste Band dieser Folge, einmal weil er die sich vollziehende poli tische Gesinnungsänderung Gentzens widerspiegelt, sodann weil er sein Alterserlebnis behandelt, das damals europäisches Auf sehen erregte und noch im zwanzigsten Jahrhundert zu einem er folgreichen Bühnenstücke wurde, sein Liebesabenteuer mit Fanny Elßler. Nicht ganz gleichgültig ist — weil die Bemühungen um eine »Kulturabgabe« hiervon nicht allzuviel zu wissen scheinen — wenn von dem geistigen Kapital die Rede ist, das der Buchhandel der Volkswirtschaft zuführte, der Hinweis auf die ideellen Verdienste, die sich der deutsche Verlag im letztverflossenen Halbjahrhundert um die Sicherung und Verbreitung der Werke der großen deut schen Schriftsteller erworben hat. Denn diese Gesamtausgaben, so verschiedenartig sie auch nach ihrem äußeren und inneren Werte gewesen sein mögen, waren durchaus nicht immer gewinnbrin gende Unternehmungen, setzten viel Begeisterung für eine gute Sache voraus. Erst jetzt beginnt man diesen Anteil des Buch handels an der Volksbildung richtig einzuschätzen, erst jetzt sehen die Bücherkäufer ein, für welch ein Spottgeld sie früher den gan zen Goethe, den ganzen Schiller sich zu eigen machen konnten, welch eine reichhaltige Auswahl sich ihnen bot, wenn sie sich eine »gewählte Klassikerbibliothek« zusammenstellen wollten. Allge mein müßte der Wunsch sein, nicht noch durch eine Sondersteuer die Verteuerung unserer Klassikerausgaben zu beschleunigen, son dern lieber für ihre Verbilligung brauchbare Vorschläge zu ma chen. Die höchsten Ansprüche an die Gesamtausgabe stellt der Buchfreund, er begehrt sie in einer buchgewerblichen und wissen schaftlichen Ausstattung, die ebenso den Forderungen des Ge lehrten wie denen des Bllchersammlers gerecht wird. Beispiel gebend hat in dieser Hinsicht Georg Müller gewirkt, dessen durch seinen allzufrühen Tod unterbrochene Gesamtausgaben nun vom Propyläen-Verlag, Berlin, in seinem Sinne weitergeführt werden. Heute sind die Propyläen- Ausgabe von Goethes Werken und die Horen - Aus - gäbe von Schillers Werken allgemein anerkannt. Ihr Anfang jedoch war ein Wagnis. Ich erinnere mich, daß mir Georg Müller, gewiß kein ksdius Luriewtoi-, einmal erzählte, er hätte sich nur mit den größten Bedenken zu diesen Unternehmungen entschlossen, die weitergeführt werden mußten, auch wenn sie geschäftlich nicht glückten. Da hat man ein Bei spiel, es ließe sich verdutzendfachen, daß eine Gesamtausgabe, die gut und schön werden soll, an den Idealismus des Verlegers er hebliche Anforderungen zu stellen pflegt, eine Entschlußfreudig keit voraussetzt, die nicht allein mit dem großen Erfolg, sondern auch mit dem großen Mißerfolg rechnet. Und das gilt nicht bloß für die kostspieligeren Ausgaben, das gilt ebenso für die durch ihre Massenauflagen verbilligten. Deshalb kann die Belastungs probe der »Kulturabgabe« recht gefährlich werden. Sie wird die Bücherkäufer schrecken und ein Mittel zur Abwehr der Klassiker lektüre werden. Sehr viel schlimmer jedoch dürfte sie dadurch wirken, daß sie die Verleger schrecken wird. Einstweilen dürfen wir uns noch der wachsenden Bandreihe der Horen- und Pro- Pyläen-Ausgabe erfreuen, ohne die Verpflichtung, mit jedem Bande auch noch einen Beitrag für einen vielleicht sehr idealen Zweck bezahlen zu müssen, den der einzelne Bücherkäufer aber nicht kennt und auch nicht in der Lage ist zu prüfen. Diese Be steuerung, dem Kalenderstempel vergleichbar, wäre eine Belastung
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