Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1921
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- 1921-11-07
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«irl-ndlatt s. d. Lisch», vuchhairdel. Redaktioneller Teil. 260, 7. November 1921. Du, dein Kind und sein Buch. Wohl fast ein jeder hat in seiner frühesten Kindheit schon einmal ein Buch in Händen gehabt, ein Bilderbuch natürlich. Besitzen dürfte es freilich keiner mehr, denn wie alles Spielzeug haben auch die Bilderbücher gewöhnlich ein kurzes Dasein und werden gar bald ein Opfer des kindlichen Forschergeistes. Wenn das Kind sich an den bunten Bildern genügend satt gesehen hat, will cs auch wissen, was dahinter steckt, und die starken Pappen laden doch geradezu ein zum Zergliedern. Gelegentlich dient das Buch auch als Lärm- und Schlaginstrument. Um nun die ersten Kinderbücher vor gar zu schnellem Untergänge zu retten, dürfte es noch das Beste sein, sie Len Kleinsten gelegentlich möglichst unauffällig wegzunehmen, um sie ihnen später einmal wiedcrzugebe». Dabei wird man beobachten können, daß sich die Kleinen dann von neuem wieder darüber freuen. Ja man sehe nur einmal, wie ihre Augen strahlen, wenn sie die Bilder er blicken und wie sie in ihrer drolligen Unbeholfenheit mit den Händ chen danach tasten, als ob sie die Figuren wegnehmen könnten. Dabei lallen sie unbestimmte Laute, die ersten Anfänge menschlicher Lese kunst. Nicht minder Spatz macht es ihnen aber auch, daß das Buch sich auf- und zuklappen und blättern lätzt. Dabei kommt es ihnen gar nicht darauf an, ob sie vorn oder hinten anfangen, oder ob die Figuren ans dem Kopfe stehen. So vertreiben sie sich die Zeit mit dem Buche auf die verschiedenste Weise, bis sie dann grötzer werden und durch das Lesenlernen allmählich den inneren Gehalt des Buches zu ahnen beginnen. Daun muß auch die Erziehung zum Buche ein- sctzen und vor allem mit darauf gesehen werden, daß die Bücher ganz und sauber gehalten und besonders die leider selbst bei Er wachsenen noch so häufig vorkommenden sogenannten Eselsohren ver mieden werden. Dazu ist natürlich erforderlich, daß Eltern und Er zieher selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Auch sollte man den Kindern stets die Micher gleich in dauerhaftes Material einschlage», daß die Einbände geschont werden. Die Schule tut ja auch ihr Übriges, im Kinde den Sinn für das Buch zu erwecken, in erster Linie mit den köstlichen neuzeitlichen Fibeln, diesem glücklichen Übergang vom Bilder- zum Schulbuche. Aber auch der Lehrer persönlich kann noch ein weiteres beitragen durch Empfehlung und Benutzung guter Jugend schriften. Sv sollten vor kurzem meine Kleine und ihre Mitschüle rinnen, das heißt nur wer es wollte, ein Schaffstein-Bändchen mit bringen. Zum Unglück war es gerade vergriffen. Darob große Ent täuschung und täglich ein Fragen und Drängen, bis es dann nach 14 Tagen endlich wieder zu haben war. Da war die Freude groß, und ich glaube kaum, daß sich viele von der Anschaffung ausgeschlossen haben. Nun ging's aber gleich ans Lesen, und jede freie Minute wurde benutzt. Die Tiergeschichten sind doch aber auch zu köstlich. Aber vorsichtig wurde dabei das Heftchen behandelt, soll cs doch aufge hoben werden und ihm andere gleicher und ähnlicher Art folgen. Wenn dann erst einige beisammen sind, ist es schon eine kleine Bibliothek. Das macht Freude und läßt ganz von selbst im Kinde den Wunsch aufkommen, seinen kleinen Schatz zu vermehren und zu erweitern. Da wird dann womöglich ein Spind nötig, sodaß die Bücher sichtbar aufgestellt werden können, um jederzeit das Auge zu erfreuen. Bald wird die Sammlung noch umfangreicher werde», zumal wenn es sich um einen geistig veranlagten Menschen handelt, und die Bibliothek bekommt mit der Zeit ein bestimmtes Gesicht, das den inneren Werde gang ihres Besitzers widerspiegelt. Inzwischen ist womöglich aus dem Spind ein richtiger Bücherschrank geworden, der auch gleichzeitig ein mal ein schönes Schmuckstück für einen etwaigen späteren eigenen Haushalt werden kann. Doch nicht nur als solches hat er einen heute gewiß materiellen Wert, weit größer, unvergänglicher ist der innere Wert einer solchen von Kindheit an gesammelten Bücherei, die noch Kindern und selbst Kindcskindern von dem geistigen Leben ihrer Vorfahren Kunde geben kann. Und ich glaube, es wird nicht allzuviel andere Kindergeschenke geben, die sich solange erhalten können und dabei einen so hohen Wert haben. Wenn man dazu bedenkt, daß trotz aller Teuerung die Bücher preise heute doch immer noch beträchtlich hinter der allgemeinen Preissteigerung zurückgeblieben sind, so kann man sich gar kein pas senderes Geschenk als ein schönes Buch denken. Darum, Eltern und Erzieher, wollt ihr euren Zöglingen eine edle Freude bereiten zum Geburtstag, zu Weihnachten und sonstigen Gelegenheiten, gebt ihnen neben all den schönen Dingen für den leiblichen Hunger auch etwas geistige Kost, denn sie alle hungert und bürstet auch danach. Man braucht deshalb, wenn es einem die ungünstigen Zeiten nicht erlauben, nicht gleich die großen teuren Werke zu nehmen. -Nein, es gibt für jeden etwas Gutes, auch für die bescheidensten Verhältnisse. Man überwinde nur eine etwa vorhandene Scheu vor dem Buch laden und gehe getrost hineiu, der Buchhändler wird jeden gern be- 1624 raten, was er seinem Liebling schenken kan». Und wenn dieser dann leuchtenden Auges die Bilder betrachtet oder wisseusdurstig die Seiten verschlingt, dann freut sich der Geber mit ihm und wird di« Wahr heit des alten Buchhändlerspruches erfassen: »Schaff' gute Micher in dein Haus, Sie strömen eigne Kräfte aus Und wirken als ein Segenshort Auf Kinder noch und Enkel fort.« I>28 ZrapklZcke ^atir, kHlr Ourlilt. Liu um^Euätzs Lild der Oiopüik unserer Xeit mit ^utobioßrapkivn der ersten Künstler und einer kinküürung von keicüsüunstwart k d. UsdsIod. 240 Leiten mit 113 ^dbildunzen. kritr Our - litt Verlaß, Ssrlin. 30.—. VorrußsausZake in 100 kxsmplaren: kr. 1—10 mit 20 Orißinal-Oraptriüdlätterll .st 3000.—, kr. 11—50 mit 8 Oriß.-Orapüiüblättsrn .st 1000.—. kr. 51—100 mit 4 0riß.-6rspkiüblättern 500.—. Bei Fritz Gurlitt in Berlin ist dieser Tag« ein hervorragendes Verlagswerk, betitelt »Das graphische Jahr« erschienen, ein Vcrlagskatalog, der unseres Wissens die erste vollständige Zusam menfassung der Verlagsveröffentlichungen des bekannten Kunstverlags ist. Nimmt schon das geschmackvolle Außere für die Neuerscheinung ein, so ist man angenehm bcriihrt und freudig überrascht, wenn man das Buch aufschlägt und der ersten Durchsicht unterzieht; denn sofort springt das Neuartige und auch der Wert der Veröffentlichung in die Augen. Wir haben da keinen trockenen Katalog vor uns, sondern ein wertvolles illustriertes Buch, eine eigenartige, äußerst kostbare Urkunde. Allerdings bietet bas »Graphische Jahr«, wie schon gesagt, auch den Katalog der Firma, aber er wird in einer Weise genießbar gemacht, die nicht nur originell, sondern — fast möchte man sagen: künstlerisch, zum mindesten jedoch eines Kunstverlags durchaus würdig ist. Der eigentliche Katalog umfaßt 80 Seiten: 1594 Nummern Einzel graphik; Mappenwerke von 53 Künstlern; illustrierte Bücher; Re gister der Serien; Verzeichnis der Künstler; Anzeigen. Er macht der Firma Fritz Gurlitt alle Ehre, denn er ist der sprecheüde Beweis für den Umfang der Pionierarbeit, die sie für die deutsche Graphik und das illustrierte Buch geleistet hat. Er steht indes bescheiden an zweiter Stelle, bildet den 2. Teil des 240 Seiten umfassenden Buches. Der Vortbitt ist den Künstlern selber gelassen. Ihnen ist der erste Platz in Gurlitts »Graphischem Jahrbuch« eingeräumt. Dessen 1. Teil enthält etwa 60 Selbstbiographien der Künstler, deren Werke die Firma veröffentlicht hat. Fast jeder ist die Abbildung eines solchen beigegeben. Eingeleitet wird dieser interessante Bei trag zur deutschen Kunstgeschichte durch das treffliche Vorwort »Der Weg zur Graphik«, von Reichskunstwart Edwin Redslob, der darin einen instruktiven Überblick über den Werdegang der deutschen Graphik gibt. Rebslob kommt zu dem Schlüsse, daß von einem Ende der schöpferischen Kraft in unserer Graphik, trotz des in Mode kom menden Vergnügens an Grabgeläute, nicht die Rede sein kann. »Der Wille der jüngsten Generation«, sagt er, »findet geradezu im Holz schnitt und in holgschnittartiger Festigkeit der Stilmittel gesteigerte Möglichkeiten, die einen Anfang, nicht aber den Abstieg bezeichnen. Die jüngste Kunst will Symbole. Sie will über die Erde hinaus greifen in die Seele der Welt. In ihr zuckt eine überirdische Fröm migkeit, wie sie im Linicngefüge karolingischer Miniaturen zu spüren ist. Nicht das Resultat der Schöpfung, der Wille des Schöpfers selbst gibt das Gesetz. Es hieße eine einseitige Konstruktion ausstellen, wollte man den Weg zum Holzschnitt als Endziel bezeichnen. Es handelt sich um den Weg zur Graphik, um die Tatsache, daß heute all« Mög lichkeiten graphischer Technik zu einer erstaunlichen Höhe entwickelt sind«. Redslob greift nun aus der Reihe der in dem Katalog er wähnten Künstler ohne Wahl einige heraus, um an ihnen die Lebens fähigkeit der deutschen Graphik zu erweisen, erinnert »an die Traum welt, die Bruno Krauskopf sich geschaffen hat, an Großmanns graphisch sicheren Instinkt, an die Tonigkeit der Lithographien Scheurichs zum Nosenkavalicr und an ihr musikalisch lebendes Spiel von Schatten und Licht«, fordert zum Vergleich der verschiedenen Künstler auf und zum Nachdenken darüber, welche Leistungen die graphische Bilduisiunst aufzuweisen hat und wie immer wieder eigenartigste Begabungen als Illustratoren auftrcten. »Daher bleibt nur noch zu wünschen«, meint er, »daß der Weg zur Graphik, den unsere deutsche Kunst im 19. und 20. Jahrhundert gegangen ist, mehr als bisher in seiner Bedeutung erkannt und gewürdigt wird«. An der Hand der zahlreichen Illustrationen des Jahrbuchs ist es in der Tat interessant, Vergleiche zwischen den einzelnen Künstlern anzustellen. Der eine verwendet viel Licht, der andere viel Schatten,
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