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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1930
- Strukturtyp
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- 1930-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1930
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25, 30. Januar 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn. Buchhandel. In die Zeit der Arbeitsgemeinschaft über moderne Prosa fiel der Tod Hofmannsthals. Ich versuchte, bei einer abendlichen Feier eine kurze Würdigung seines Werkes zu geben. Seine große Rede »Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation», die ich vorlas, wurde danach siebenmal fest bestellt, und es fanden sich außerdem dafür noch 10 Interessenten. Um bei der Bearbeitung dramatischer Werke den Problemen der Form und des Inhalts recht nahe zu kommen, spielten wir auch selbst Theater. Bon den Werken modernster Autoren wur den neben andern Brechts und Weils Dreigroschenoper, Bruck ners Verbrecher, Leonhard Franks -Karl und Anna», Tollers »Hoppla, wir leben», Bronnens »Ostpolzug», Speyers »Rugby» und »Südsee- und die neuen Werke von Blume besprochen, in charakteristischen Szenen vorgelesen und zum Teil mit verteilten Rollen gespielt. Das Ergebnis war auch hier beträchtlich. Fast für alle besprochenen Werke konnten wir Interessenten feststellen. In der letzten Abteilung des Kurses wurden die großen Ge stalten der gegenwärtigen Dichtung, insbesondere George, Rilke und Mann besprochen, der erstere als Repräsentant eines starken männlichen Willens, der zweite als Verkünder des modernen vertieften und differenzierten Gefühls, der dritte als der deutsch europäische Darsteller der modernen öffentlichen Meinung. Daß auch hier durch eingehende Besprechung und gut ausgewähltes Vorlesen viel erreicht werden kann, beweist als Beispiel für viele etwa die Tatsache, daß es gelang, allein für die wunderbare Rilke-Gesamtausgabe des Jnselverlages 9 feste Interessenten zu gewinnen, während sich 10 andere entschlossen haben, im Lause des Jahres auf Anschaffung hin zu sparen. Aber auch bei mehr abseits liegenden Dichtergestalten wie Pannwitz — ich werbe seit Jahren für ihn — gelang es, für sein »Neues Leben» 8, für »Triologie des Lebens» 13 Interessenten zu werben. Auch bei dieser Abteilung versuchte ich wieder durch meine Berlagskunde, die Verdienste der Verlage S. Fischer, Georg Bondi, des Insel-Verlages und des Dr. Hans Carl-Ver lages zusammenhängend und in ihrem geschichtlichen Werdegang darzustellen. Ich konnte hier nur in zusammengedrängter Darstellung ein Bild geben, welche Wirkung in einem einzigen Kursus Bücher besprechung und Verlagskunde haben können, wenn die Selbst arbeit der Teilnehmer angeregt und in wirklich arbeits gemeinschaftlicher Form die Freizeit zur geistigen Anregung ver wandt wird. Es wäre verkehrt, wollte man dem Bericht ent nehmen, daß in unserm Heim nur Bücher der modernen Dich tung besprochen werden. Ich habe deren Behandlung nur als sin Beispiel herausgegrtffen; selbstverständlich werden in einem Kur sus über moderne Körperkultur, in einem Zeichenübungskursus in ganz anderer Richtung wirkende Büchergruppen besprochen. Die Ergebnisse sind nach meinen nachträglichen Feststellungen in jedem Fall positiv gewesen. Selbst teure und wissenschaftliche Werke können durch solche individuelle Besprechung in arbeits gemeinschaftlicher Form ihre Interessenten finden. In einer Zeit, wo Verleger und Sortimenter um neue Kun denkreise sehr intensiv werben müssen, ist die Zusammenarbeit mit Schulen und Bolksbildungsstätten, in denen moderner Geist gepflegt wird, für den Buchhandel gewiß von Bedeutung. Prerow. Fritz Klatt. Deutscher Unterricht und Deutschtum in den Bereinigten Staaten. Von Friedrich von der Leyen. Der Verfasser dieses Aufsatzes in der Kölnischen Zeitung vom 7. und 10. Dezember 1029, der uns freundlichst gestattete, einige den deutschen Buchhandel besonders interessierende 'Abschnitte abzu drucken, ist bereits in den Jahren 1913 und 1914 als Professor der deutschen Philologie an der Aale-Universität in Neuhaven, nahe von New Dort, tätig gewesen. Im Sommer 1929 hielt er deutsche Vorlesungen und Übungen an der jungen, sehr geachteten Stanford- Universität bei San FranziSco. Unsere Leser werden sich davon über zeugen, das; Professor von der Leyen tiefen Einblick in Verhältnisse nehmen konnte, die uns besonders nahe gehen, und sie werden gewiß auch seine Hinweise auf buchhändlerische Dinge beachten wollen. Die Schriftleitg. Die deutsche Wissenschaft galt drüben vor dem Krieg vielfach als schlechthin vorbildlich und unerreichbar. Ihre unbedingte Vor herrschaft ist nun auch gebrochen, aber auf vielen Gebieten ist ihr Vorrang geblieben, und man weiß noch immer, daß, wer Natur wissenschaften und Medizin und die technischen Fächer studieren will, gut tun wird, Deutsch zu lernen und Deutsch zu verstehen. Während des Krieges hat in den Vereinigten Staaten besonders das Spanische das Deutsche im Unterricht verdrängt; die Kenntnis des Spanischen sollte eine Waffe werden für die wirtschaftlichen Eroberungen der Vereinigten Staaten in Südamerika. Heute darf man getrost darauf Hinweisen, wie weit der Geltungsbereich der deutschen Sprache sich nach dem Osten erstreckt und daß die Kenntnis des Deutschen auch gute Dienste leistet bei der wirtschaftlichen Erschließung Rußlands und des Ostens, für die Amerika jetzt Geld und Macht einsetzt. Das geistige Leben, die künstlerische Empfänglichkeit sind in den letzten Jahren in Amerika viel lebhafter geworden, und in die öffentlichen Sitten wie auch die öffentliche Sittlichkeit brachten Krieg und Nachkrieg Erschütterungen, die vorher niemand für möglich ge halten hatte. Pädagogik, Ethik, Psychologie, Philosophie gewannen dadurch im akademischen Unterricht eine ganz neue und sich dauernd verstärkende Macht. Nun blickt man mit gespannter Aufmerksam- keit auf die entsprechenden Bewegungen und auf die geistige Ju gend in Deutschland und kann davon nicht genug hören. Vielleicht als Gegenwirkung regt sich gleichzeitig die Sehnsucht nach der ver träumten, ruhevollen, zauberhaften und gar zu schönen romanti schen Vergangenheit. Das »schöne« Deutschland ist wieder das Reise ziel Amerikas, öftrer noch als vor dem Kriege. Die Bilder aus diesem schönen Deutschland, die eine deutsche Werbestelle drüben geschickt verbreitet, finden begeisterten Anklang und wecken auch die Lust an der deutschen Sprache. Zwei der angesehensten Universitäten des Ostens, Harvard und Aale, haben nun für das Studium des Deutschen Gelegenheiten geschaffen, um die man sie auch bei uns beneiden könnte. Harvard besitzt ein germanisches Museum, schöne und gut gewählte Abgüsse und Wiedergaben deutscher Baukunst und Bildkunst aus vielen Jahrhunderten, besonders aus dem Mittel- alter, das Werk vor allem von Professor Kuno Francke; die Anfänge reichen in die Zeit bis vor dem Krieg zurück. Wenn man bedenkt, wie stark und wie reich in den amerikanischen Museen französische und englische Kunst, namentlich die Malerei, vertreten sind und wie äußerst mangelhaft die deutsche, so wird das Dasein und die Wir kungsmöglichkeit dieses deutschen'Museums noch unschätzbarer. Aale hat in der Speck-Kollektion eine Goethe- und Faust-Sammlung (seltene Drucke, alte Ausgaben, Handschriften, Bilder usw.), zu der es in Deutschland ganz wenig Gegenstücke gibt, und die nnn zum Besten des Studiums sorgfältig durch die kundige Hand des Pro fessors Schreiber geordnet ist. Schon heute gilt sie in Amerika und im weiten Osten als eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Man darf, wenn man auf amerikanischen Hochschulen im Deut schen unterrichtet, zweierlei nicht vergessen. Einmal, daß die Kennt nisse im Deutschen, besonders wenn man die Ereignisse der letzten Vergangenheit überdenkt, gar nicht groß sein können und daß man sich über Lücken und Mängel, die 'bei uns ganz unbegreiflich wären, nicht wundern oder gar entsetzen soll. Alsdann, daß im amerikanischen und deutschen Unterricht das Lehrziel ein andres ist. Im Geistes wissenschaftlichen ist drüben die Forschung noch die seltene Ausnahme, die Lehre ist die Regel. Angewandtes Müssen steht in der Geltung viel höher als das freie. Dazu kommt eine starke Neigung zum Nachweisbaren und zum Praktischen. Man zählt und schematisiert viel zu viel, oder man schreibt leichthin wie für Zeitungen. Auch überrascht das Bedürfnis, unbedingt maßgebliche Autoritäten zu finden, um sich ihnen blindlings anzuvertrauen. Ewig strömt die Frage nach dem »besten Buch« über ein Thema oder nach dem »besten Roman des modernen Deutschlands« usw. Daneben steht dann eine Freude am Lernen, eine Freude auch am Neuen und Ungewohnten, eine jugendliche Frische und Zuversicht und eine unbekümmerte Sicherheit des Urteils, auch eine natürliche und hübsche Leichtigkeit der Formulierung, die den Lehrenden belebt, anspornt und mit deren Hilfe er seine Zöglinge ziemlich weit bringen kann. Auswegen, die sich in Deutschland oben nicht so beschreiten lassen. Es ist auch ein Genuß, in den weiten, bequemen und lichtdurchfluteten Lese sälen amerikanischer Bibliotheken zu arbeiten. In der Kunst, dem Leser alle Wünsche rasch und freundlich zu erfüllen oder sie ihm gar von den Augen abzulesen, schlagen die Amerikaner jeden Wett bewerb. Die Bereitwilligkeit, Bücher und Lehrmittel anzuschaffen, Institute, auch die kostspieligsten naturwissenschaftlichen, einzurichten 95
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