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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1923
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- 1923-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1923
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Redaktioneller Teil. ,V 2V1, I. September Gegen diese «inseitige Abänderung der bestehenden Verträge wird protestiert und die Anerkennung solcher Bedingungen ver weigert. Schließlich muß noch darauf hingewicsen werden, daß die letzten Schlüsselzahlen für das Fremdengeschäst — auf das viele Mün chener Firmen angewiesen sind — Preise ergeben, die höher sind als die vorgeschriebenen Auslandpreise in fremden Währungen, wodu-ch es für die meisten Ausländer vorteilhafter ist, ihren literarischen Be darf zu Haus zu decken. Die schleunigst« Einstellung der deutschen Bllcherprcise auf diese schwerwiegende Erscheinung ist umso dringen der erwünscht, als sonst deutsche Bücher von Ausländern in Deutsch land nicht mehr gekauft werden. Der Münchener Buchhändler-Verein ist der Ansicht, daß die täglich schwieriger werdenden Verhältnisse alsbald eine Versamm lung des Gesamtbuchhandels erfordern, um zur Lage Stel lung zu nehmen, G, Der Münchener Buchhändler-Verein, von Berchem, Erster Vorsitzender, Zur Wirtschaftslage. Von vr, Gerh. Menz, Nur mit äußerster Anstrengung vermag man sich in den sich überstürzenden Ereignissen jetzt auf einigermaßen festem Boden zu halten. Man wandelt fast durchweg auf schwankendem Moor grund, Nur zu leicht kommt man ganz in die Irre und versinkt dann bald in dem brodelnden Sumpf, den unsre Lage jetzt nur noch darzustellen scheint. Will man dem entgehen, so gilt es in erster Linie, sich nicht an sekundäre Erscheinungen zu verlieren, — Eine solche ist z, B, u, a, die Zahlungsmiltelknappheit der letzten Wochen, Sie ist selbstverständlich auch eine Folge und ein Symptom der gegenwärtigen Krise, an sich aber doch nur eine Nebensächlichkeit, so empfindlich sie sich auch bemerkbar machte und so bedenkliche Nebenerscheinungen sie auch mit der massenhaften Ausgabe privaten Notgeldes zeitigt«. Die Zahlungsmittelknapp- hcit war wohl nicht nur und gar nicht so sehr eine Folge mangelnder Voraussicht der Rcichsbank, insofern als die Herstellung und Bereit stellung neuer Scheine hinter den rasenden Fortschritten des Mark verfalls zeitweise allzusehr zurückblieb. Hier ist di« Reichsbank vielleicht sogar damit entschuldigt, daß eine derartig überstürzte Entwicklung Wohl von niemandem voransgeschen und überhaupt voraus zu ahnen war. Mindestens ebenso stark fallen aber gerade die Vorsichtsmaßnahmen der Reichsbank ins Gewicht, die sie im Hinblick auf die Gehaltszahlungen zu treffen hatte und für nötig hielt. Die Gchaltsvorauszahlungen und ähnlichen Verpflichtungen des Reichs, die der treu« Finanzministcr Hilfcrding in seiner letzten, höchst -«achtenswerten Rede" vor dem Reichstagshauptausschutz ihrem Umfang nach beleuchtete und deren Bedenklichkeit jetzt end lich einmal von der Öffentlichkeit etwas kritischer unter die Lupe genommen wird, verschlingen Unsummen, Sie nehmen den größten Teil der umlanscnden Zahlungsmittel in Beschlag, Die Reich-Z- bank scheint Anweisung gehabt zu haben, diese Summen in erster Linie zur Verfügung zu halten und bereitzustellen. Ganz natur gemäß mußte demnach der übrige Zahlungsverkehr mit einem Male ohne di« nötigen Mittel bleiben. Das wirkte »m so empfindlicher, als di« Privatwirtschaft gleichzeitig ebenfalls für Gehalts- und Lohnzahlungen »sw, stark gesteigerten Bedarf hat, Vermehrung der Zahlungsmittel bedeutet vermehrte Inflation mit allen ihren Gefahren und Schäden, Einen Ausweg kann nur beschleunigter Ausbau des bargeldlosen Zahlungsverkehrs bieten. Darauf wird auch gedrungen werden müssen, sollen sich die schlimmen Erfah rungen der letzten Zeit nicht immer wiederholen und dabei von Fall zu Fall,vervielfachen. Behält man nun aber auch den Blick fest auf das Wesentliche gerichtet, ohne sich von den Sekundärerfcheinungen beirren zu las sen und ohne in ihnen mehr als Symptome zu sehen, so bedarf es demnächst noch der nötigen Vorsicht und Selbständigkeit den ständig neu auftauchenden Schlagworten gegenüber, uni,nicht nach dieser Richtung auf Abwege zu geraten. Unsere Zeit der Publizistik braucht Schlagwortsormnlierungen für Lösungsvorschläge! anders kann man nicht durchdringen. Der erste Erfinder eines solchen Schlag« 12IN Worts verbindet auch gewöhnlich damit sehr bestimmte Vorstellun gen, Im Tagesverkchr ergeht es ihnen dann aber meist wie häusiz gebrauchten Münzen, Die charakteristische Prägung wird abge griffen und unkenntlich. Sehr viele denken sich unter der Formel bald überhaupt nichts mehr oder etwas Verkehrtes, Dann aber rich tet selbst «in ursprünglich richtiges Schlagwort nur Unheil an. Das dürfte jetzt z, B, u, a, vor allem für den Begriff der Gold- mark sehr ernstlich zu beachten sein. An sich haben wir, wenigstens das ältere Geschlecht, das schon in der Vorkriegszeit im Leben stand, noch durchaus klare und ausreichende Vorstellungen von dem, was eine Goldmark sein soll und will. Mit einigem guten Willen und dem nötigen redlichen Bemühen vermöchten wir es Wohl noch, unsere Werte wieder in Goldmark zu beziffern. Seien wir uns aber klar, daß das nu; schätzungsweise geschehen könnte und daß es zu praktisch verwertbaren Ergebnissen nur sichren dürste, wenn dabei gefühlsmäßig das Richtige getroffen würde bezüglich des tatsäch lichen Wertvergleichs zwischen Vorkriegszeit »nd unmittelbarer Gegenwart. In einem Volk, das — um nur dieses wenige hier aus dem ganzen Koinplex herauszuhebcn — in breiten Schichten beute nur noch 8 statt früher 12 Stunden am Tag arbeitet, das sich auf dem Gebiet der Wohnwirtschaft wie der Arbeitslosenvcrsorgung (hier infolge der Demobilmachungsvorfchriften und der Betriebs rätewirtschaft) ein völliges Aus-den-Kopf-stellen des Rcntabilitäts- gedankens gestattet, das durch Gebiets- und Produktionsmittelvcr- leiste (Handelsflotte, Auslandkapitalien) eine einschneidende Um stellung seiner Erwerbsverhältnisse erfahren hat, haben sich Um wertungen aller Art vollzogen, die vorläufig nur überaus schwer zu fassen sind. Jede äußerliche Umrechnung- muß dabei mangelhaft bleiben. Sie ist außerdem erschwert, da ja für den Maßstab noch gar keine Einheitlichkeit besteht. Der eine rechnet über den Schwei zer Franken, der andere über den Dollar um; im letzteren Fall schwankt man noch zwischen der mehr oder weniger gewillkürten Berliner Notierung und irgendeiner anderen. Die Reichsbank scheint, um diesem Dilemma zu entrinnen, zur Anwendung einer Festmark übergehen zu wollen, von der IVO auf ein englisches Pfund gerechnet werden sollen. Auch das ist Willkür, Ohne diese wird es vermutlich in keinem Fall abgehen. Dessen muß man sich dann aber auch bewußt bleiben. Vor allem muß jeder, der in diesen Dingen Entscheidungen treffen und sich über die möglichen Auswirkungen ein Urteil bilden will, tiefer in die Zusammenhänge einzudringen suchen; nicht aber darf er sich eben mit dem bloßen Schlagwort zufrieden geben und damit einfach jonglieren. Vermut lich wird, bis die allgemeine Klärung-erreicht ist, jeder Gcwerbs- zweig doch noch mit seinem eigenen Fcstmarkbegrisf arbeiten müssen. Das entspricht ja auch der Tatsache, daß die Wirtschaft nie ein ein heitliches Teuerungsniveau darstcllt, daß sie nicht mit einer flachen Ebene, sondern nur mit einem stark coupierten Terrain verglichen werden kann. Das einheitliche Element stellt bei wertbeständiger Währung das Geld dar. Da uns das wertbeständige Geld noch fehlt, können wir eben auch jene Einheitlichkeit noch nicht erreichen. Der Buchhandel wird demgemäß vorteilhafterweise bis aus lveiteres auch an seinem Grund- und Schlüsselzahlfystem festzuhatten haben. Bis in die letzten Konsequenzen ist es noch nicht durchgefllhrt. Man kann auch schon deswegen daher noch nicht sagen, daß es etwa überlebt sei. Solange nichts Besseres da ist, sollte es jedenfalls auch deshalb nicht übereilt aufgegeben werden, weil dann nur von neuem die Gefahr größten Wirrwarrs auftaucht. Zu den Schlagworten, die ebenfalls mit allergrößter Vorsicht aufgenommen »nd gehandhabt werden müssen, gehört nicht zuletzt der Jndex-Lohn-Gedanke, Hier ist wiederholt schon daraus hinze wiesen worden, daß an sich die Absicht, die Löhne wertbeständig zr> gestalten, durchführbar und annehmbar ist. Die Verhandlungen der Zentralarbeitsgcmeinschaft über diese Frage haben ja nunmehr auch Übereinstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wenig stens im grundsätzlichen ergeben, und es ist zu hoffen, daß diese Lösung wesentlich zur allgemeinen Beruhigung beitragen wird. Mit der grundsätzlichen Feststellung ist ja allerdings noch -nicht alles gegeben. Sehr viel kommt mm noch auf die richtige Durchführung an. Gerade da aber sind die letzten Erfahrungen bei den Buch- drnckern nur zu sehr geeignet, das Schlimmste befürchten zu lassen und die Bedenken gegen den Jndexgedanken erneut zu bestärken. Denn wenn der Jndexgcdanke allgemein so gehandhabt werden
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