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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1927
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- 1927-10-15
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- 15.10.1927
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X- 242, 15. Oktober 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. -schon in jungen Jahren gezwungen, sich der Verwaltung von Äckern und Gärten zu widmen. Aus dieser Vermögensverwaltung aber wird Liebe, wird Leidenschaft zur Sache, und so wird er der große Blumen freund. Zur Vermehrung und Verbreitung nützlicher Kenntnisse bringt er, »auf eine neue Methode«, dieses Bilderbuch heraus, läßt aber als bescheidener Mann dem Fachgelehrten, dein Freund Kniphof den Vortritt. So steht dessen Name denn groß und fett am Kopf der Bücher, und nur in einem von beiden hat C. R. sich bescheiden ans äußerste Ende gesetzt. Von ihm ist die Hauptarbeit an diesem »Lebendige» Kräuterbuch-. Zu dem Exemplar, das auf der Staatlichen Bibliothek in Weimar aufbewahrt wird, ist neuerdings noch ein zweites in Erfurt (Stadt-Bibliothek) und ein drittes in Breslau (Univ.-Bibl.) bekannt geworden. Das auf der Waisenhaus- -büchcrei in Erfurt ist mit dieser verbrannt. In Erlangen soll ein Teil erhalten sein. II. Es ist — wie bei allen literarischen Dingen — kein Wunder, daß die Quellen über den Abdruck von Pflanzen vom Original immer wieder austauchen, denn einer schreibt sie vom andern ab. Das Buch, das aus den ganzen Quellenkomplex führt, ist Krünitz' Enzyklopädie. Hier wird als älteste Beschreibung des Verfahrens die von Alexis oder Alexius, »mit dem Beynamen Pedemontanus«, genannt. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist 1570 von Wecker ins Deutsche übersetzt worden. Schon damals taucht der Tapeten-Ge- danke auf: wir haben's ja nicht mit Naturbeschreibungen, sondern mit Kunstbüchcrn zu tun! Als Männer, die wissenschaftlich inter essiert gewesen seien, werden Cardanus (1663), Moneonys (1664) und Hessel (1707) genannt: sie alle bedienen sich schon dieses Natur- Abdruck-Vcrfahrens, bis dann 1728 Kniphof-Reichart in Erfurt ihr großes Werk schufen, Las weithin Widerhall fand und durch Rezensionen und Ergänzungsschristen bekannt wurde. Im Jahre 1733 richtete ein Wolfenblltteler Arzt vr. Brückmann an Kniphof ein offenes Sendschreiben, das durch des ersteren opns veranlaßt war; Kniphof antwortete, und aus diesen beiden Schriftchen haben wir nun eine genaue Beschreibung des Verfahrens mit allen Einzel heiten und Unterschieden, die sie als größere Vollkommenheiten bzw. Rückständigkeiten gegeneinander auffuhren*). Dabei ist noch beson ders bemerkenswert, daß Brückmann einen Engländer I). Shcrard als den eigentlichen Erfinder nennt, Kniphof aber mit allem Nachdruck die deutsche Priorität verteidigt; im übrigen ohne pro ckowo zu sprechen, denn er verweist selbst wieder auf mindestens 40 Leute, von denen er wisse, daß sie sich dieses Verfahrens bedienten oder Leöient hätten. Ja, als er sein Werk herausgegeben hat, melden sich bei ihm seine eigenen Univcrsitätskollcgen und viele andere, Sie im Besitz solcher Sammlungen und der Kenntnis des Ver fahrens sind. Die Sammlungen selbst gehen unter dem Namen eines kerdarinin plotum. Und nun endlich das Verfahren selbst. Aus Kienruß und Leinöl wird eine Farbe angerührt, steif wie Buchdrucker-Farbe, und auf einen Bogen Papier gestrichen (der auf einem glattgchobelten Brett liegen muß). Auf diese Farbfläche legt Kniphof das zuvor ge trocknete und wieder erweichte, Brückmauu das frische grüne Pslan- zenexemplar. Dann wird mit etwas Makulatur zugedeckt und durch sorgfältiges Streichen und Kneten die Farbe in die Pflanze hinein gedrückt. Die Pflanze ist nun der eingeschwärzte Druckstock geworden, mit dem man von Hand oder unter Zuhilfenahme der Druckpresse 1—3 Abdrücke erzielen kann. Der Abdruck selbst fällt bei einiger Übung so sauber und genau aus, daß er zur allergetreuestcn, un- übertreffbaren Wiedergabe der Pflanze wird. Wir haben es also lediglich mit Schwa rzd rucken zu tun, nicht mit Farbdrucken. Bei Briickmann heißt es ausdrücklich: »Wenn man will, kann man über solchen schwarzen Druck die lebendige und natürliche Farbe der Kräuter und Blumen mahlen, auch die Pflanzen illuminieren, so wird die schwarze Druckfarbe gleichsam statt einer Schattierung (Schattenriß) seyn, und die Pflanzen desto kenntlicher machen und ckönnen auf solche Art die schönsten ksrbaria pieta verfertigt werden«. Die viele» Einzelangaben über die Handgriffe und -kniffe über gehe ich**). Für die Geschichte des graphischen Gewerbes bleibt fest- guhalten, daß sich nun in Erfurt ein Drucker des Verfahrens be mächtigte, nämlich der Universitätsbuchdrucker Funke, Johann Michael Funke, an den Kniphof wegen der erstrebten Vervielfälti gungen hcrangetreten war. Er hat das Verfahren so ausgebaut, *) Beide Schriften sind wieder abgcdruckt in Ernst Wilh. Mar itas' Neuester Anweisung, Pflanzen nach dem Leben abzudrucken, Wetzlar 1784. Dies Schriftchen ist nur zum kleinsten Teil Original, gibt aber historische Auskünfte. **) Martins gibt in dem oben angeführten Buch S. 68 sein eigenes durchgebildetes Verfahren und einige Schwarz-weiß-Proben dazu. daß Kniphof in dem öffentlichen Briefwechsel mit Brückmann schon den Schleier des Geheimnisses darlibcrzieht: da er sonst dem Er werb des Funke schaden würde. Als aber Kniphof an die Universität Halle kam, hat er dort mit dem Buchdrucker Jo. Gottsr. Trampe gearbeitet, in dessen Verlag denn auch die große »Original-Botanik« erschien: cko. Hier. Lnipüokii Lotaniea in original!, seu Herbarium vivum, in guo plantarcun tam inckigsnarnm, quam exotioarnm, peeulari guackain st opsrosa snobirssi, atrainsnto impressorio ob- cluotarum, nominibusgus suis, ack mstbockum illustrium nostri asvi kotanioorum, I-innaei et Iwckrvigil, insignitarum, elsgantisslma set^pa exbidsntur, opsra et stückig loannis 6ockokrsäi Irainpe, Iz-pograpbi Ralensis, llalae 1757, k. — Von 1760 ab gab derselbe Trampe mit Hilfe des eben erwähnten Professors Ludwig eine Sammlung ausgewählter Abdrücke von medizinischen Pflanzen heraus. Die Kunst hat auch frühzeitig nach Berlin übcrgcgriffen, wo der Hofbuchdruckcr Henning 1741 ein Lpseimsn blorae Lerolinensis mit Hilfe des Obcrkonsistorialrats Hecker edierte. In Hamburg wurde 1777 ein ähnliches Werk angefangen unter dem Titel »Icooes plantai-um«. Kurz: die Sache floriert, und »Liebhaber« werden in den oben genannten Schriften noch manches finden, was bei einer geschichtlich-technischen Darstellung erzählt zu werden wert ist. Wahr scheinlich werden noch mehr Schriften in der Art der des Nathcnauer Pfarrers I. H. A. Dunk er existieren, der 1798 zu Brandenburg seine »Pflanzcn-Bclustigung oder Anweisung, wie man getrocknete Pflanzen auf eine leichte und geschwinde Art sauber abdruckcn kann, für Kinder, vielleicht auch für Zeichner und Stickerinnen« her ausgab*). Es ist also aus der Sache eine Kinderuntcrhaltung ge worden, aber gewiß nicht ohne Nutzen für Beobachtung und Hand fertigkeit. Sonst wäre sic wohl von den Pädagogen nicht nufgc- griffen worden. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts er schien von Otto Gebauer bei Cnobloch in Leipzig ein Buch unter dem Titel: »Das Landhaus im Gebirge«, in dem als »anziehende Beschäftigung« für Kinder das Abdrucken von Pflanzen unk Schmet terlingen beschrieben wird. III. Ich sagte oben, daß dieses Druckverfahren von der Original pflanze zweimal einen Höhepunkt gehabt habe. Das erstemal zur Zeit Kniphofs und Reicharts in Erfurt um 1730, unter den Druckern Funke in Erfurt und Trampe in Halle. Rund 120 Jahre später, 1853, erschien im Verlag der Kaiser!. König!. Hof- und Staatsdruckerei in Wien eine Abhandlung aus der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften zu Wien von Alois Auer, einem Mann, der zunächst Direktor der K. K. Hof- und Staats druckerei war und außerdem für die Aufzählung seiner anderen Titel noch acht Zeilen in Perl auf dem Deckblatt seiner Schrift beanspruchte. Weder die Titelsucht noch die Titcl- fassung haben von ihrer Überlieferung seit Reicharts Zeiten etwas eingebützt; denn der Titel der Abhandlung lautet: »Die Entdeckung des N a tu r s e l b std r u ck e s, oder die Er findung, von ganzen Herbarien, Stoffen, Spitzen, Stickereien und überhaupt allen Originalien und Kopien, wenn sie auch noch so zarte Erhabenheiten und Vertiefungen an sich haben, durch das Original selbst auf einfache und schnelle Weise Druckformen herzustcllen, wo mit man sowohl weiß auf gefärbtem Grunde drucken und prägen, als auch mit den natürlichen Farben auf weißem Papiere Abdrücke, dem Originale identisch gleich, gewinnen kann, ohne daß man einer Zeich nung oder Gravüre auf die bisher übliche Weise durch Menschenhände bedarf. Vorgelesen in der Mathem.-naturwiss. Klasse der Kais. Aka demie der Wissenschaften zu Wien«. — Und mit vollen Tönen, wie der Titel, tritt der kleinen Schrift auch ein Vorwort voran, das wörtlich läutet: »Drei große Momente ragen in der Kulturgeschichte der Völker in bezug auf die Presse her vor — die Erfindung der Schrift — Gutenbergs künstliche Druckform — und die Entdeckung, wie die Natur selbst zum Drucke sich hingibt«. Diese Entdeckung nimmt Auer für sich in Anspruch. Der Leser vermag sie aus das richtige Maß zurückzuführen. Was bei Auer neu ist, das ist der Vorteil, den er aus der inzwischen erfolgten Erfindung der Galvanoplastik für seine Zwecke ziehen kann. In dem Sinn ist seine kurze bündige Erklärung über das Verfahren, die er dem historischen Bericht über die denkwürdige Sitzung vom 14. Juni 1849 voransetzt, zu verstehen. Sie lautet: *) Von ausländischer Literatur bewahrt die Bibliothek des Börsen vereins ein englisches anonymes kleines Werk, »printeck kor special eirenlation«, nämlich zu dem Zweck, eine Serie von »nstnre-printsck dooüs« (Farne, Moose usw.) zur Subskription aufzulegen (18601); und Leniainino Martin, ü'arts cki stampare, o cki rieavars Im- pronte äa'Logetti natnrsli (1779). 1233
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