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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1927
- Sprache
- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1927
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- Jahr1927
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1927
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- [6] - 1232
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X- 242, 15. Oktober 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn. Buchhandel. ist « » Kurze Verjährung greift hier überhaupt nicht Platz, iveil die in Betracht kommende Straftat der Vorbereitung des Hochverrats schon vor der Verbreitung der Druckschriften durch deren Übernahme in Verlag und die Annahme zur Ver breitung vollendet war; überdies handelt cs sich um eine fort gesetzte Handlung « » Das Interesse der Allgemein heit an dem Unterbleiben von Straftaten überwiegt gegenüber dein Interesse des einzelnen Künstlers « Das lebendige Kräuterbuch. i. Wer die Überschrift liest, der stellt sich ein Buch vor, in dem <» recht lebendiger, anmutiger Sprache von Blumen, Gras und Kräu tern erzählt wird, die in Feld, Wiese und Wald gedeihen, damit durch solche lebendige Darstellung die Freude an Gottes großem Garten recht gemehrt und nützliche Kenntnisse verbreitet werden. Diese Vorstellung ist sehr nett. Aber sie trifst nicht zu. — Auf der ehemaligen Großherzoglichen, jetzt Staatlichen Bibliothek in Wei mar liegen vier Bände in Folio. Sie sind bald 200 Jahre alt, denn sic sind gedruckt zu Erfurt, bei Joh. Michael Funke, 1733 und 1734. Den ganzen Titel kann ich nicht hierher setzen, denn der ist — so um ständlich, wie man damals war — beinahe ein Aussatz für sich. Ein höchst umfassender Titel! Aber die Hauptsache daran ist sür uns, daß dies das »Lebendig Krünter-Buch« ist, herausgegeben von Jo hannes Hieronymus Kniphof, Professor an der Kaiser!. Akademie zu Erfurt. Zwei von diesen vier Bänden nun sind Textbände. Da steht wirklich etwas drin von Blumen-, Baum- und Küchengewächsen und von den »in denen Apotheken gebräuchlichen Kräutern«. Und wer dann in den Büchern lesen will, der kann da viele und schöne Dinge erfahren, wenn die Sprache auch gar nicht »lebendig« ist, sondern so breit und geziert, wie der Titel es schon verheißen hat. Also eine Enttäuschung. Aber nein — es sind noch zwei andere Bände da. lind wenn man die ausschlägt, dann wird's vom ersten Blatt an lebendig vor den Augen; und je weiter man blättert, um so bunter und lebendiger wird's. Denn Blatt um Blatt erscheinen da unsere deutschen Kräuter alle in lebensvollen Abbildungen. Da sind Veilchen und Schlüsselblumen, das Scharbockskraut und Ehren preis, Zwiebeln, Maiblumen, Kirsch- und Apfelblüten es ist alles da. Und alles leuchtet in den schönsten, sattesten Farben. Manchmal glaubt man, man habe ein ganz besonders gut präpa riertes Stück aus dem Herbarium vor sich, das sich 200 Jahre lang so gut gehalten hat. Und dann wieder meint man, die Pflanze selbst stehe »lebendig« vor einem — greif zu, lieber Leser, pflücke sie und stelle sie dir in ein Wasserglas; sie wird sortblühen und gedeihen, — so lebendig sieht bas aus. Nun, was ist denn aber weiter dabei? Drucken wir nicht auch die schönsten Pflanzenabbildungen und machen botanische Atlanten daraus? Sind wir in der Technik nicht viel weiter vorgeschritten als unsere Altvordern, sodaß wir sie bei weitem übertrumpfen? Warum so viel Rühmens von diesen Bildern? Nun, es könnte doch schon genügen, wenn wir sagen: diese Farben, die 200 Jahre lang auf diesen: Papier gestanden habe», das selbst schon zum Teil stockfleckig ist, die glänzen noch, als ob alles frisch gedruckt wäre. Und wenn wir uns dann überlegen, daß man damals die modernen Verfahren noch nicht kannte, noch keinen Drei- und Vierfarbendruck, keinen Öldruck, keine Lithographie — wie kom men denn da diese schönen Bilder zustande? Ja, es ist wirklich ein Wunder, und um das Wunder hat sich ein Geheimnis gelegt: wer hat diese Bilder gemacht? Es ist aber gut, daß der Titel unseres lebendigen Kräuter buchs nun etwas umständlich und breit dasteht. Denn wirklich: im Titel findet sich auch über diese Abbildungen ein Wort. Da heißt cs, in unserm Buch seien alle gebräuchlichen Kräuter darge stellt »auf eine neue und in noch keinem eintzigen Botanischen Buche befindliche Methode, nach ihrer vollkommenen Schönheit, von denen lebendigen ausgetruckneten Kräutern selbst abgedrucket«. Das ist alles. Aber es sagt die Hauptsache: man hat zum Druck die lebendi gen, aber »ausgetruckneten« Kräuter verwendet. Man hat also von der Pflanze oder mit der Pflanze selbst gedruckt. Man hat sie als Druckstock benutzt. Und dann hat sich die Pflanze in allen ihren Formen, aber in einer unübertrefflichen Klarheit, auf dem Papier gezeigt. Diese Abdrucke aber sind dann übermalt worden. Das Verfahren ist aufgegeben worden, hat aber noch lange Zeit als Spielerei nachgewirkt und sich zuletzt in Beschästigungsbüchern isllr Kinder verlaufen, hat aber auch zweimal einen Höhepunkt ge habt. Darum einiges zur Erinnerung. 1232 Der Name »Lebendiges Kräuterbuch« selbst wird zuerst auf die Sammlung lebendiger, aber getrockneter Kräuter bezogen, die man später dann als Herbarium (wovon das frzs. kerdler) bezeichnet hat; auch das griechische Phytophylacium kommt vor neben dem lat. lierdarium vivum, das der Franzose als jarckin sse bezeichnet. Der fremde Name ist bis heute verblieben. Kniphoss Werk ist also ein Druckersatz der Natur-Pflanzen-Sammlung. Der Name »Kräuter- Buch« ist über die Pslanzcnsammlung dann übcrgegangen zu den abbil- dendcn und zuletzt zu den nur beschreibenden Büchern. Das Wort Kraut kommt als Buchtitel heute wieder vor in Kllnzles »Chrut und Uchrut«, einem Heilpflanzenbllchlein aus Unterbcrgers Verlag in Feldkirch. Es mag dabei erwähnt werden, daß das Wort Kraut einst auch ans Pulver, und zwar in der Bedeutung Schieß-Pulver bezogen wurde. Denn es ist seinem Begriff nach das, was gekrutet, gegruset (ge- schrutet, geschrotet) — zermalmt ist, das Zerriebene, eben das Pulver, sodaß hinwiederum Pulver auch als Kraut oder als Ziindkraut er scheint. Das 18. Jahrhundert hat eine ansehnliche Literatur über die Wissenschaft vom Pslanzentrocknen hervorgebracht, von der man in Krünitz' Enzyklopädie, im 68. Teil S. 68 ff. eine Anzahl von Titeln findet. Der spröde Stoff, nämlich die getrockneten Pflanzen, waren aber für Lehrzwecke nicht gut geeignet. Es wird darüber geklagt, daß man alle Mappen wieder öffnen und auscinanderbreiten müsse, wenn Liebhaber sich zur Besichtigung einstellten. Hat man sich solchen Umständen gegenüber doch mit dem Auskunftsmittel zu helfen ver sucht, alle diese getrockneten Pflanzen an die Wand zu kleben, also eine richtige Kräuter-Tapete herzustellcn! Ein Herr Goeckingk in Ellrich, der um 1770 herum lebte und ein großer Pflanzensammler war, erzählt von seiner Art, die Pflan zen aufzuheben (im Hannov. Magazin von 1771), wie er mit ihnen ein Zimmer tapeziert habe. »Ich klebte nähmlich die Blumen so auf die weiße Wand, daß sie lauter Schilder formierten, in deren Mitte ein Bildnis, ein Spiegel usf. hängt. Jedermann sieht es bei dem Eintritt für Malerei an, zumal da ich die Schattierung und die Proportion der Farben unter sich der Ordnung nach Klassen in diesem Fall vorgezogen habe! Diese Tapete ist an sich nicht kostbar, und doch ist sie für das Auge ganz angenehm, und für den Verstand ist sie es ohnstreitig. Bey einem jeden Gewächse ist der Nähme bemerkt, und der Ort angeführt, wo es im Linus zu finden ist. Man kann also, mit dem Buche in der Hand, in diesem Stuben-Garten die Kräuter aufsucheu.« Goeckingk behauptet dann noch, daß diese Art der Aufbewahrung »sehr dauerhaft« sei, und wünscht ihr Nachahmung — was vielleicht bei modernen Kunstgewerblern wieder aus guten Boden fällt. Aber schließlich mutzte die Abbildung denn doch als eine wesent liche .Erleichterung empfunden werden. Wenn diese nun aber vom Original entnommen wurde, dann entfernte sie sich am wenigsten von der Natur, blieb »naturgetreu«, getreuer als irgendeine andere Wiedergabe; denn wir sind ja noch weit vor dem Zeitalter des Licht bildes. Diese Abbildungsversuche erzeugen ebenfalls eine kleine Literatur. Den Bericht über das Kniphofsche Werk nämlich sandte ich seinerzeit der Schriftleitung des Börsenblattes ei»; er erregte In teresse, und es geschah, was im Verkehr mit Schriftleitungen eine nicht alltägliche Erfahrung ist: sie nahm sich der Frage: »Woher kommt Kniphoss Druck-Kunst?« selber an. Es ergab sich, daß in der Bibliothek des Börscnvereins mancherlei vorhanden war, sodaß wir jetzt einen Überblick über die Vorgeschichte des Kniphosschen Werkes haben. Zugleich ermittelte der Kunstgelehrtc Herr Fritzsche in Dresden einige Angaben, die ich ebenfalls verwertet habe. Jedenfalls ist das Buch, das da in Weimar so sorgfältig aus bewahrt wird, für Thüringen ein sehr wichtiges Buch, ein Denk mal nicht nur typographischer Entwicklung. Es steht am Anfang der Erfurter neueren Geschichte, am Anfang der Entwicklung Erfurts zur Hauptstadt des Samen- und Blumenhandels. Und gemacht worden ist cs von eben dem Mann, der diese Entwicklung Erfurts durch seine Lebensarbeit herbeigefllhrt hat. Das ist nun aber nicht der obengenannte Johann Hieronymus Kniphos, der gelehrte Professor der Botanik, den man später nach Halle geholt hat. Es steht vielmehr auf dem Titelblatt des Bandes, der die Blumen-, Baum- und Küchengewächse beschreibt, ganz unten »och ein Satz, der heißt: »Zum Gebrauch aller Liebhaber derer Garten-Gewächse und natürlichen Wissenschaften beygcbracht und hin länglich beschrieben. Von C. R.«. Von C. R. Wer ist das? Das ist Christian Neichart, ehrsamer Ratsherr zu Erfurt. Denn er war als Jurist vorgcbildet, sollte Verwaltungsbeamtcr werden und ist's nachher auch geworden. Aber das macht seine Bedeutung nicht aus. Das konnten andere auch: Akten führen, Streitigkeiten schlichten und dergleichen mehr. Aber Christian Reichart, der aus begüterter Familie stammt, war
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