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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1917
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- Deutsch
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Redakttoneller Teil. ./V 87, 16. April 1917. Schülern und Schülerinnen bis zum Generalgouvernement be gleitet, wo sie denMuMorlrägen der »Wache« im gegenüberliegen den, den Belgiern zurzeit verschlossenen Park lauschen — ganz wie zu unsrer Zeit im lieben Vaterland drüben. Auch durch musikalische Genüsse sind wir im Winterhalb jahr sehr verwöhnt worden. Die im vorigen Sommer ins Le ben gerufenen Konzerte des »Deutschen Symphonie-Orchesters« haben unter der hervorragend künstlerischen Leitung von Profes sor Fritz Volbach einen derartigen Erfolg gezeitigt, daß den im zweiten Semester des vorigen Jahres im Konservatorium ab gehaltenen zwei Zyklen von je fünf Konzerten im neuen Jahre ein dritter Zyklus gefolgt ist, ebenfalls wieder bei ausverkauf- teni Hause, dank den anerkennenswert billigen Kriegspreisen (2 Mark, 1 Mark und 50 Pfg., im Abonnement jeder Zyklus 8 Mark) und vor allem dem vorzüglichen Progranrm. Alle Meisterwerke der klassischen und modernen Konzertmusik wurden uns vorge führt und die Aufführungen durch das feldgraue Orchester und eine ganze Reihe hervorragender Solisten aus der Heimat unter- stützt. Daß Professor Volbach seine erfolgreiche Symphonietättg- keit neuerdings auch aus die zweitgrößte Stadt des Okkupations gebietes, Antwerpen, ausgedehnt hat, wo das erste Konzert am 25. Oktober in der Flämischen Oper stattfand, erscheint nach dem VorauSgehcnden als beinahe selbstverständlich; auch in die Etappe und an die Front (Lille) hat Volbach Teile seines Or chesters bereits geführt. Von den zahlreichen sonstigen musikalischen Veranstaltungen seien noch besonders erwähnt zwei Orgelkonzerte am Butz- und Bettag (22. November) im Kriegslazareit I und im Soldaten- hcim, ein Liebesgaben-Konzert des berühmien Leipziger »Solo- Quartetts für Kirchengesang« am 26. November im Konservato rium (Kleinodien deutsch-evangelischer Kirchenmusik, di« vorher auch in der evangelischen Garnisonkirche von Lüttich bereits mit größtem Erfolge vor den Feldgrauen gesungen worden waren), zwischen Weihnachten und Neujahr eine Wohltätigkeitsauffüh rung von Haydns unsterblichem Oratorium »Di« Jahreszeiten« durch den »Aachener Städtischen Gesangverein« unter der Lei tung des städtischen Musikdirektors Fritz Busch und unter Mit wirkung des Aller Theater-Orchesters, mit einem Gesamtaufge bot von 250 Personen; am 22. Januar ein Wohltätigkeitskonzert des Volbachschen Symphonie-Orchesters zugunsten der Kriegs fürsorge des Österreich.-Ungarischen Kommissariats beim Gene ral-Gouvernement, unter Mitwirkring des Münchener General- Intendanten Freiherrn Clemens zu Franckenstein (Bruders des hiesigen Ssterr.-ungarischen Kommissars), des Violinisten Felix Berber und des Hofopernsängers Emil Schipper, beides eben falls beliebte Münchener Künstler. Die glänzende Ausführung wurde von der gesamten österreichischen Kolonie und in bundes brüderlicher Treu: auch von der ganzen deutschen Kolonie be sucht. Auch bei andern Gelegenheiten ist die österreichisch-ungari sche Kolonie in corpore hervorgetreten, so beim letzten Geburts tagsfest des alten Kaisers, am 18. August, durch einen patrioti schen Kommers in den »Drei Schweizern«, dann beim Trauer- gottesdicnst für den Heimgegangenen Monarchen, der am 27. No vember mit großem Pomp in der Brüsseler Kathedrale, der Sankt Gudula-Sirche, abgehalten wurde. — Der Geburtstag unseres Kaisers wurde, abgesehen von einer Reihe militärischer Feiern in engerem Kreise, durch eine Parole-Ausgabe gefeiert, die diesmal in dem wunderbaren Rahmen der einzigartigen »lkranck' ?Iaee« in Gegenwart sämtlicher Offiziere und der Spitzen der Beamtenschaft abgehalten wurde. Wie seltsam blickten die Fassaden der aus der spanischen Zeit herrührenden Gildehäuser, des unvergleichlich schönen Rathauses, der Saison cku roi und der Ilaison ckos corpvrattons auf das ungewohnte militärische Schau spiel an der Stelle, wo einst die Häupter Egmonts und von Hoorns unter den Schlägen des Scharfrichters fielen! Im An schluß an die Parole begab sich der Generalgouverneur mit sei nem glänzenden Stabe und den Chefs der Zibitbehövden zur Deutschen Schule, wo unter der üblichen Mitwirkung der Schü ler und ihres Orchesters und im Beisein der ganzen deutschen Ko ala lonie eine in ihrer Einfachheit und Intimität erhebende, von einer warm gefühlten, zündenden Rede des Direktors der Schule, Hauptmann Lohmeyer, verschönte Kaiserfeier adgehallen wurde. Auch die Geburtstage der einzelnen Bundessürften und Verbünde ten Monarchen gaben stets Gelegenheit zu landsmännischen pa triotischen Feiern, so am K. Januar für König Ludwig von Bayern im Lunapark, am 25. Februar für König Wilhelm von Württem berg im Schwabenheim, am 26. Februar für den König von Bul garien in der Sankt Gudula-Kirche. Das Bild der vielseitigen intellektuellen Betätigung der deutschen Okkupation wäre nicht vollständig, wenn ich nicht noch der zahlreichen wissenschaftlichen Vorträge Erwähnung Mn würde, die etwa alle vierzehn Tage im Senatsaale stattfinden, demselben prunkvollen Sitzungssaal« der ersten Kammer, in dem am denkwürdigen 4. August 1914 von den beiden gesetzgebenden Körperschaften und vor der versammelten königlichen Familie der Widerstand gegen den deutschen Einmarsch und damit der für Belgien so verhängnisvolle Krieg beschlossen worden ist. Die Vorträge, zu denen die ersten Gelehrten und Fachmänner aus der Heimat berufen werden und zu denen die hier lebenden Deutschen in entgegenkommender Weise, wie zu fast allen anderen Veranstaltungen des Generalgouvernements bzw. seiner Bil dungszentrale, stets freien Zutritt haben — entsprechende Mit teilungen im Belgischen Kurier machen sie stets rechtzeitig be kannt —, umfassen in buntem Wechsel alle Disziplinen der Wissenschaft: Deutschland und die Wcltpolitik (Herrmann- Posen), Fragen und Streitfragen des Seekriegsrechts (Frank- München), Bagdad—Antwerpen (Frech-Breslau), Zauberpflan- zen (Küster-Bonn), Trocknerei von Nahrungsmitteln (Kübler- Dresden), Bedeutung der Eisenerzlager Lothringens für die deutsche Industrie (Rinne-Leipzig), Kriegerheimstätten-Bewe« gung (Damaschke-Berlin), Das deutsche Volkslied (Friedländer- Berlin), vier religionswissenschastliche Vorträge von Professor k. Lippert 8. ,1. aus München über Jesus und das Christentum, und last, not loast, als einer der letzten, am 22. Jannar, die Vor führung eines Films: »Belgien unter deutscher Verwaltung« durch Hauptmann Volkmann von der Politischen Abteilung, unter dessen Uniform die Eingeweihten unfern hochgeschätzten Kollegen und 1. Vorsitzenden des Deutschen Buchgewerbevereins Geheim rat vr. Volkmann erkannt haben dürften, der mehr als ein Jahr in der hiesigen Prcssezentrale tätig gewesen ist. Der mit großem Beifall entgegengenommene Vortrag, dem eine Anzahl neutra ler Journalisten und Politiker beiwohnten, begann mit einem originellen Märchen vom guten Michel, dem die bösen Nachbarn seinen Wohlstand neideten, bis er die Geduld verlor, seinen Knüppel nahm und nach rechts und links die berühmten Hiebe austeilte, begleitete eine Reihe kinematographisch aufgenomme ner Bilder aus dem Leben und der Gewerbetätigkeil des besetzten Belgien, die dazu bestimmt sind, der Legendenbildung über das von der deutschen Faust niedergedrückte, ausgesogene, ruinierte Land bei den Neutralen entgegenzutreten. Daß auch im Soldatenheim, im Eisenbahnerheim und bei andern geselligen Zusammenkünften wöchentlich nrehrere Vor tragsabende mit und ohne Lichtbildbegleitung, mit und ohne Musik, in unermüdlicher Folge unfern fern von Heimat und Fa milie lebenden Feldgrauen geistige Anregung und künstlerische Erholung in beinahe übergroßer Fülle darbieten, sei zur Ver vollständigung des Bildes nochmals besonders betont und dank bar der vielen deutschen Männer und Frauen aus allen Gesell- schastsschichten gedacht, die sich und ihre Fähigkeiten in selbst loser-Weise immer wieder in den Dienst der guten, vaterländi schen Sache stellen. Die »Bildungszentrale«, der wir all diese schönen Genüsse verdanken, hat auch der im Spätherbst gegründeten »Deutschen Bücherei in Belgien« ihr fortgesetztes Interesse zugewandt und mit militärischer Pünktlichkeit bereits wenige Wochen nach der Eröffnung der Bücherei einen Katalog herausgebracht, der ihre Benutzung erst in vollem Umfange ermöglicht. Dieses »Bücher-
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