Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19331209
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193312092
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19331209
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-12
- Tag1933-12-09
- Monat1933-12
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
286, 9. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. werden. In einem Vortrag neulich wies er vor allem auf die Zu sammenhänge zwischen Steuerpolitik und Bevölkcrnngspolitik hin. Die Statistik läßt ein bedenkliches Anwachsen der Klcinstfamilien erkennen. Die Zahl der Haushaltungen ist zwar in der Nachkriegs zeit sehr stark gestiegen, da die stark besetzten Gcburtsjahrgänge der Vorkriegszeit (damals etwa zwei Millionen Geburten im Jahr, jetzt etwa eine Million) ins heiratsfähige Alter gekommen sind, nämlich um 279 ovo jährlich für den Zeitraum 1925 bis 1933, während für die Zeit von 1910 bis 1929 nur eine jährliche Zu nahme um 170 000 zu verzeichnen war. Aber die Kopfzahl dieser Haushaltungen geht immer stärker zurück. Sie belief sich 1933 aus 3.7 Personen gegen 4.9 im Jahre 1910 und 4.7 im Jahre 1890, als die Entwicklung zur Klcinstsamilic deutlich in Erscheinung trat. Die Kopfzahl der Haushaltungen ist im allgemeinen um so kleiner, je grötzcr die Stadt ist. Durch diese rückläufige Entwicklung der Haus haltsgröße ist das Problem der Klcinstsamilic zu einem cntscheidcn- gen geworden. Die Kölnische Volkszcitung, der wir diesen Bericht entnehmen, weist darauf hin, daß im Gegensatz zur Auffassung vor fünf, sechs Jahrzehnten, als noch führende Volkswirte, wie Adolph Wagner, die Befürchtung aussprachcn, daß die Zunahme der Be völkerung die der llnlcrhaltsmittcl Überholen könnte und somit Beschränkungen der Eheschließung und der Bevölkcrungsvermeh- rnng notwendig würden, heute die Ansicht vorherrscht, daß der Be völkerungsrückgang eine wesentliche Ursache der Wirtschaftskrise sei und nicht nur aus politischen Gründen eine positive Bevölkerungs- Politik geführt werden müßte. In den Dienst dieser positiven Be- völkcrungspolitik soll nun in stärkerem Maße als bisher die Steuer politik gestellt werden, und zwar soll zunächst nach bevölkerungs politischen Gesichtspunkten die Einkommensteuer umgcstaltct wer den. Die Sätze der Einkommensteuer sind ja schon jetzt bevölke rungspolitisch abgestuft, doch die gegenwärtigen Vergünstigungen besagen sehr wenig. Eine weitere Ausgestaltung dieser Vergünsti gungen ist schon oft gefordert worden, die jetzt bekannt gewordene Neuordnung geht ohne Zweifel unter dem Gesichtspunkt nur der Einkommensteuer sehr weit, denn die Sätze bedeuten eine Befrei ung von der Einkommensteuer für eine Familie mit mehr als fünf Kindern. Diese Ermäßigung der Einkommensteuer für kinderreiche Familien ist selbstverständlich kein ausreichender Entgelt für die Erziehung der Kinder. Ein Rückgang des Ertrages aus der Ein kommensteuer wird selbstverständlich die Folge, doch im Hinblick auf das Vorherrschen der Klcinstfamilie wird er zur Zeit nicht be deutsam sein, zumindestens wohl keine nennenswerte Erhöhung des allgemeinen Satzes der Einkommensteuer erforderlich machen. Viel zu sehr wird aber in der Diskussion noch übersehen, daß das jetzige Steuersystem auch bei einer weiteren Staffelung der Ein kommensteuer auf eine Förderung der »Tendenz zur Klcinstsamilic«, auf eine steuerliche Begünstigung der Kleinstfamilic hinausläuft, weil im deutschen Steuersystem den Verbrauchssteuern eine zu große Bedeutung zukommt, und zwar speziell den Verbrauchssteuern, die auf eine Besteuerung je Kops hinauslaufcn, wobei Wohl die Bürger- ftener das charakteristischste Beispiel ist. Des weiteren wird dann auch noch eine Reform der Umsatzsteuer gefordert, und zwar im Sinne einer Ermäßigung der Besteuerung des Masscnkonsums und einer ausgleichenden Erhöhung der Besteuerung des Luxuskonsums. Jede Entlastung der Einkommensbeanspruchnng durch Steuern wird der Buchhandel nur begrüßen können, darf er doch hoffen, daß wie die öffentlichen Kulturetats so auch die privaten dabei eine Stärkung erfahren. Aber es wird unter diesen Umständen doch auch alles darauf ankommen, daß Gegenstände des Buchhandels nicht etwa der Luxussteuer ausgesctzt werden. Die Lage im Buchgewerbe wie im Buchhandel zeigt Anzeichen einiger Besserung. Die Papierindustrie meldet jeden falls eine merkliche Wendung zum Aufschwung. Das Drnckgewerbe hat von den Abstimmungen unzweifelhaft Vorteil gehabt. Zu wünschen ist aber, daß in beiden Industrien trotzdem der Wunsch der Regierung, daß Preissteigerungen zu unterbleiben haben, be achtet wird, sonst könnte ans die junge Blüte sofort wieder ein Reif fallen. Die Unternehmungslust des Verlages hat auch im No vember angehalten. Die Zahl der erstmalig im Börsenblatt ange- kündigtcn Neuigkeiten betrug mit 1146 wiederum mehr als im gleichen Monat des Vorjahres (1089). Das bisherige Jahres- crgebnis zeigt mit 9908 rund 300 Nummern mehr als 1932 (bis November einschließlich). Der Durchschnittsladcnpreis der bisheri gen Gesamtproduktion ist mit 9.90 RM um rund 19 Prozent niedriger als 1932. Unbefriedigend ist das Ausfuhrgeschäft. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres belics sich die Ausfuhr aus 49 766 Doppelzentner im Werte von 23,69 Will. RM gegen 94 729 Doppelzentner im Werte von 28.97 Millionen RM im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nach der Schweiz, Holland, Frankreich und dem Saargebiet hat sic sich allerdings selbst noch im laufenden Jahre gegenüber 1932 gesteigert, nach Großbritannien, Italien und Danzig ist sie nur geringfügig zurückgcgangen. Für die wich tigsten Länder meldet die zollamtliche Statistik folgende Zahlen (in Doppelzentner): 1932 1933 Schweiz 10 291 11 674 Österreich 11 948 9 642 Tschechoslowakei 8 639 6 924 Holland 3 369 3 818 Großbritannien 3199 2 980 USA. 2 919 2 237 Frankreich 1 899 2 183 Saargebiet 1 292 1 301 Polen 1 911 1233 Italien 1064 1022 Danzig 847 816 Die Einsuhr ausländischer Bücher belief sich in den ersten zehn Monaten 1933 auf 19 296 Doppelzentner im Werte von 6.37 Mill. RM gegen 21 107 Doppelzentner im Werte von 8.49 Mill. RM in der entsprechenden Borjahrspcriode. Zu den oben mitgetciltcn Einzelhandelsnmsatzziffern mag noch ein Blick auf die Lage bei den Warenhäusern nachgetra- gcn werden. »Während iin September, wie wir in der Frankfurter Zeitung lesen, eine leichte Abschwächung des Umsatzrückganges bei den Waren- und Kaufhäusern zu verzeichnen war, zeigt das Oktobcrcrgebnis wieder eine erhebliche Verschlechterung, die beson ders auffallend ist, weil cs sich um einen ausgesprochenen Saison monat handelt. Das Hcrbstgcschäft ist also in diesem Jahr bei den Warenhäusern nur abgcschwächt in Erscheinung getreten. Bei de» Warenhäusern im engeren Sinne lag lt. ,Überblick' der Oktober umsatz NM 22.2 (Vormonat 18.4) Prozent unter dem Vorjahrs stand, bei den Kaufhäusern um 18.7 (12.4) Prozent. Besonders stark ist die Umsatzmindcrung wieder bei den Lebcnsmittclabteilun- gen der Warenhäuser, nämlich 30.1 (24.3) Prozent. Die Textil- nmsätze lagen bei den Warenhäusern um fast 20 (19.4), bei den Kaufhäusern um rund 18 (12.7) Prozent unter Vorjahrshöhe, während sich in den Fachgeschäften der Oktoberumsatz um 3.6 Pro zent über dem Borjahrsstand bewegte. Nicht ganz so ungünstig war die Ilmsatzentwicklung in den Hausrat- und Möbelabteilungen, aber auch hier hat sic sich gegenüber dem September verschlechtert. Daß die llmsatzverlustc der Warenhäuser ans Umschichtungen zu gunsten der Fachgeschäfte beruhen, geht ans der Angabe des In stitutes für Konjunkturforschung hervor, daß die Gesamtumsätze des Einzelhandels im September erstmalig über Vorjahrshöhc lagen, wenn auch nur um 1 Prozent. Der Warcncingang der Waren häuser zeigte gegenüber den vorangcgangcncn Monaten einen starken Rückgang. Übrigens wird gleichzeitig berichtet, daß durch Einbezie hung bisher außenstehender Gruppen nunmehr nahezu das ganze Waren- und Kaufhausgcwerbc in der Statistik ersaßt sei. Ob und wieweit dadurch die Ergebnisse beeinflußt sind, wird nicht hinzu gefügt.« Es würde interessieren, ob die Abwanderung vom Waren haus zum Fachgeschäft auch für den Buchhandel in diesem Ilmsang zutrifst. Der Anteil des Buchumsatzcs der Warenhäuser amGcsamt- buchumsatz wird von Klotzbach (Deutsche Warenhäuser als Buch händler) aus 3—3.9 Prozent angegeben, während der Anteil — allerdings nicht nur der Warenhäuser, sondern aller Nichteinzcl- fachgeschäste — am Einzelhandelsumsatz sonst immer noch 23 Pro zent betragen soll. Trotzdem wäre die angedeutete Feststellung für den Buchhandel doch von Wert. 993
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder