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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1933
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- Deutsch
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X? 286, 9. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. deutschen Menschen ist dichten und denken eine Einheit». »Die Wesensform des deutschen schöpferischen Menschen ist stärker an die Einzclhaftigkeit und die Abgeschlossenheit gebunden gewesen.» »Das Werk der Grasten ist immer einsam gewesen.» Dast unser geistiges Leben sich infolge des Fehlens eines öffentlichen Lebens in der Einsamkeit entwickeln mustte, erklärt auch den deutschen »Mangel an Schlagfcrtigkcit, an Beweglichkeit der freien Rede». Die rednerische Begabung habe wegen der Gewohnheit des buch- mästigen Denkens eine geringe Rolle gespielt, und der Führer sei »der erste deutsche politische Mensch, der durch die Kraft seines Wortes die Nation zur Einheit verschmolz». Wer deutsches Wesen erkennen wolle, müsse sich in das deutsche Buch vertiefen, in dem das Ringen der deutschen Seele um die letzten metaphysischen Fragen niedergelegt sei. Auch der deutsche Staatsgednnke sei ethisch-religiösen Ursprungs kFichte) und die Autorität des deut schen Staates könne »für uns nur in dem vcrpslichtcndcn Werte einer ethischen Gemeinschaft bestehen« (Gemeinnutz vor Eigen nutz). Die Überwindung der Krisis des deutschen Buches, die die Weltgeltung des deutschen Geistes und der deutschen Wissenschaft bedrohe, sei eine Hauptaufgabe der nationalen Arbeit, die Neu gestaltung der literarischen und wissenschaftlichen Kritik eine un bedingte Forderung der Zeit, die von der sehr zu begrüßenden Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums in Angriff genommen werden muß, zur Abdämmung einer ungesunden Überproduktion. Der deutsche Mensch aber müsse wieder zum Buch hingeführt werden und zum Bewußtsein »seiner großen Geschichte und seiner Sendung». vr. Sautcr. Die drei Preisaufgaben des Bildungsausschuffes. III <1 und II s. Nr. SM u. 28S). Dolksbücherstube und wandernder Dücherwagen. Diese Arbeit zur Frage »Die neue deutsche Volks bücherstube« wurde vom Bildungsausschuß bei seinen Preisaufgaben mit einem zweiten Preis bedacht. Wenn sie hier veröffentlicht wird, so soll damit nicht für die unüberlegte Gründung vieler neuer Bücherstuben oder für die Einstellung zahlreicher Bücherwagen eingetreten werden. Wer sich einer dieser schwierigen Aufgaben wirklich praktisch unterziehen will, sollte sich außer die sen Anregungen auch noch die unguten Erfahrungen zu nutze machen, die mancherorts schon mit beiden Ein richtungen gemacht wurden. Der Bildungsausschuß. Wer schon eine Reihe von Jahren als Sortimenter hinter dem Ladentisch steht, der kennt die freudige Überraschung, die man immer wieder erlebt, wenn ein Kunde im unscheinbaren Arbeitsrock sich als sehr belesener und gar nicht wenig wählerischer Bücherfreund ent puppt. Oft sind es Kunden der Volksbibliotheken, manchmal Ar beitslose, die in langen Wochen und Monaten des Wartens, zuerst um die Zeit zu vertreiben, später mit wachsendem innerem Bedürfnis, Geschmack am Lesen gefunden haben, häufig auch Kriegsteilnehmer, die sich »draußen« oder im Lazarett mit Büchern angefreundet hatten. Es ist nicht nur eine Sage, daß es Leute gibt, die sich das Geld für ein Buch buchstäblich am Munde absparen und ein paar Mittagessen schwänzen, um ins Theater gehen zu können. Leider sind es viel zu wenige, die an sich selber erfahren haben, daß der Mensch nicht »vom Brot allein« lebt. Sport, Film und Radio sind noch immer Feinde des Buches und werden es bleiben, solange wir Buchhändler nicht Wege finden, wenigstens die beiden letzteren in verstärktem Maße in den Dienst der Buchwerbung zu stellen. Der literarisch uninteressierte Mensch unserer Zeit ist sehr häufig das Resultat des Uberfüttertseins mit Pflichtlesestoff, des langjäh rigen Zwangs, täglich mindestens eine Zeitung zu lesen, wenn man einigermaßen im Bilde sein wollte — vom Studium der notwendigen Fachliteratur ganz abgesehen. Zur Erholung gönnte man sich beim Mittagstisch, auf der Fahrt zur Arbeitsstätte oder beim Friseur einen Blick in die Illustrierte und begnügte sich kindlich mit dem Besehen der Bilder. Zum richtigen Lesen fehlten Ausdauer und Ver ständnis. Diese bücherfrcmden Elemente zu bekehren, muß unser Ziel sein, und darin liegt eine mindestens ebenso schöne und dankbare Aufgabe, wie sie sich uns in jener anderen bietet, einem literarisch wohlerzogenen Publikum neuentdeckte Sterne am Dichterhimmel näherzubringen. Es ist verständlich, daß jeder Bücherkunde d i e Buchhandlung aufsucht, deren Atmosphäre ihm zusagt, in der er sich wohl und hei misch fühlt; nicht nur was die ihm gemäße Lektüre anbetrifft, son dern diese »Atmosphäre« wird zu einem nicht geringen Teil schon von der äußeren Aufmachung des Ladens und der inneren Haltung von Chef und Personal hervorgerufen. Demnach ist es einem in literarischen Dingen unsicheren und vielleicht auch im Verkehr mit Fremden unbeholfenen Menschen nicht zu verargen, wenn er einen scheuen Bogen um eine große Stadtbuchhaudlung schlägt, in der er in seiner Unsicherheit glaubt, schief angesehen oder vom jüngsten Stift nachsichtig lächelnd belehrt zu werden. Wenn der Berg nicht zum Pro pheten kommen will, muß eben der Prophet zum Berge gehen. Also: Volksbücherstuben! Die V o l k s b ll ch e r st u b e hat sich vor allem dem Bedürfnis ihres Kundenkreises anzupassen, und ich möchte hier gleich von 956 vornherein scharf trennen zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Im Industriegebiet wird es sich von selbst ergeben, daß sich die Bücherstube im Vorort ansiedelt, mitten in dem zu werbenden Kun denkreis, und schon durch ihr sachlich Außeres sich zur Volks bücher- stube stempelt, sodaß man sich auch getraut, mit schwarzem Gesicht und im blauen Arbeitskittel dort einzutreten. Es wird sich nicht um gehen lassen, daß eine solche Volks b ü ch e r stube auch Papier- und Schreibwaren führt, wie sie zum Haus- und Schulgebrauch benötigt werden. Einerseits kann man auf diese Weise leicht und unauffällig den zu umwerbenden Kundenkreis in den Laden ziehen, und anderer seits wird sich eine »reine« Buchhandlung, auch wenn sie Zeitschriften und Tageszeitungen führt, in solchem Kundenkreis finanziell nicht halten können. (Leider ist diese Idee nicht von mir, sondern wurde schon von Herrn Adolf Spemann im Börsenblatt vom 25. Juli d. I. vertreten.) Die zu führende Lektüre muß sich ebenso dem Bedürfnis wie dem Geldbeutel der Kuudeu anpassen. Die »schöne Literatur« ausgaben« vollkommen am Platz sind und einen überaus wichtigen Faktor bilden, muß jedem einleuchteu. Selbstverständlich muß die gesamte nationale und politische Literatur einschließlich der Arbeits dienst- und Siedlungsbewegung vertreten sein. Einige belehrende volkstümliche Fachliteratur, Bücher über religiöse und weltanschau liche Fragen, Kindererziehung, Hauswirtschaft, Gartenbau und Klein- ticrhaltuug, Gesundheitspflege, Volksmedizin, Sport und eine sorg fältige Auswahl von Jugendschriften ergänzen sich zu einem festen Ring, der die Bedürfnisse eines Menschen des 20. Jahrhunderts um schließt. Sammlungen wie Neclams Universalbibliothek, Hafis, Deutsche Bibliothek, Lehrmeister-Bücherei, Miniaturbibliothek, Spiel uud Arbeit oder »Wie baue ich mir selbst?« und ähnliche bilden einen Grundstock des Lagers. Ebenso ist hier eine Gelegenheit geboten, mit modernem Antiquariat dem Warenhausbuchhandel ein Bein zu stellen und ihm einen nicht unbedeutenden Teil seiner Kunden zu entziehen. Illustrierte Zeitungen und bescheidene Modenzeitschriften für die Hausschneiderei gehören mit zu den Brotartikeln. Ein gemütlicher Leseraum müßte mit dem Verkaufslokal der Bücherstube verbunden sein, in dem man sich mit dem beabsichtigten Kaufobjekt vertraut machen kann, denn Leute, denen das Geld nicht lose in der Tasche sitzt, entschließen sich oft schwer und am besten unbeobachtet zu einem Kauf. Die Besorgnis, dadurch Büchermardern eine Chance zu geben, ist hier meist ebenso unnötig, wie sie im umgekehrten Verhältnis in Buchhandlungen mit »besserer« Kundschaft außer Acht gelassen wird. Der leitende Buchhändler müßte in erster Linie als wohl meinender Berater und erst in zweiter Linie als Verkäufer in Erscheinung treten. Er müßte irgendwie, sei es durch seine Herkunft oder seinen beruflichen und menschlichen Werdegang für das Ver trauen seiner Kunden vorbestimmt sein und so ihre Scheu vor dem Buchladen mildern. Um vor allem ihr Interesse am Buch zu wecken, wird er neben der mündlichen Empfehlung hauptsächlich feine Schau fenster und etwa ausgehängte Plakate sprechen lassen. Es ist selbst verständlich, daß er seine Fenster ansprechend gestaltet — auch ein fache Gemüter haben einen unbewußten Sinn für Aufbau und farb liche Wirkung — und häufig in den Themen wechselt, um einen An ziehungspunkt für die Vorübergehenden zu schaffen. Da bei der Werbung in diesem besonderen Fall der Versand von Ansichtssendun gen und vielfach auch der Prospektversand ganz natürlich wegfällt, muß eine andere Möglichkeit geschaffen werden, das reine In teresse in die so brotnötige Kauflust zu verwandeln. Vielleicht müßte er kleine Vortragsabende im Leseraum seines Geschäfts ab halten, bei denen er natürlich selbst als Vortragender fungiert. Es ließe sich dabei etwa über aktuelle Tagesfragen sprechen, über eine
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