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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1924
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- 1924-11-24
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- 24.11.1924
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17032BSr>mblattd. Dtlchn. Suchh-Ndil. Redaktioneller Teil. X- 27S, 24. November 1924. des Berechtigten reproduzieren, so wäre dies eine -Verletzung des P -h o t o g r ap h is ch e n U rh e b e r r e ch t s mit allen erwähn ten zivilrechtlichen und strafrechtlichen Wirkungen. Da nun aber das Osfsetversahren stets mit photographischer Wiedergabe des Originals arbeitet und daher selbst ein photo-graphieähnliches Verfahren im Sinne des Gesetzes ist, so genießt 'auch der ein zeln« Offsetdruck seinerseits (unabhängig von der Frage seiner eigenen Rechtmäßigkeit im Verhältnis W einem Originaldruck) den 10jährigen Photographiöschutz gegenüber späteren Offset nachdrucken oder sonstigen Reproduktionen. Dabei kann sich übrigens «me Kombination der beiden zu letzt behandelten Schutzmöglichkeiten ergeben: es ist der Fall denkbar, daß «ine Druckerei den erstmaligen Druck eines Buches nicht mit der Buchdruckmaschin«, sondern mit der Offsetmaschine ausführt und dazu den Text mit besonders geschützten Lettern setzt, di« sie von der hinsichtlich dieser Buchschrift kunstschutz- berechtigten Schriftgießerei mit dem Rechte ihrer Verwendung für Druckherstellungen erworben hat. Dann muß man an diesem Offsetdruck, der zugleich Erstdruck des Buches in geschütz ten »Schristthpen ist, einen doppelten Rechtsschutz gegenüber einem späteren, etwa von dritter Seite vorzunehmenden Offset nachdruck anerkennen: den Kunstschutz zugunsten der Schrift gießerei wegen der für sie geschützten Typen und den Photo- graphieschntz zugunsten der Druckerei wegen ihres Offsetdruck werkes. Jeder Offsetdruck hat, wie wir eben seststellten, urheber rechtlichen (Photographie-) Schutz. Damit offenbart sich eine eigentümliche Anomalie, «ine Unstimmigkeit hinsicht lich des Schutzes von Originalbuchdruck und Offsetnachdruck (sowie auch Osfseturdruck), die aber nach Lage unserer gegen wärtigen deutschen (und auch ausländischen) Gesetzgebung nicht zu beseitigen ist: der Offsetnachdruck eines gewöhnlichen Druck werks ist gegen unbefugten zweiten Offsetnachdruck geschützt, während das als Original zugrunde liegende Druckwerk gegen jenen ersten Offsetnachdruck keinen Schutz hat. Diese Anomalie ist die notwendige Folge der vom Gesetz lediglich für die Werke der Photographie zugelafsenen Durchbrechung des allgemeinen urheberrechtlichen Grundsatzes, daß nur schöpferische Leistungen Urheberschutz haben sollen. In den Werken der Photographie, aber auch einzig und allein in ihnen, werden in unserer Gesetz gebung Arbeitsprodukte gegen Nachbildung geschützt, die keiner lei eigenpersönliche schöpferische Tätigkeit und auch keinerlei künstlerische Zweckbestimmung erfordern, sondern eine rein mechanische Arbeitsleistung darstellen können. Das gewöhnliche Erzeugnis der Drnckerpresse ist gegen Nachahmung schutzlos und wird es wohl immer bleiben. Prof. vr. Konrad Engländer. Der englische Buchladen. Unter dem Titel »Der Buchladen, wie wir ihn verdienen« ver öffentlicht der »Manchester Guardian« folgenden Stoßseufzer: »Es gibt Zeiten, wo einem die Bücherproduktion derart verletzend erscheint, daß man glaubt sich entschuldigen zu müssen, weil man selbst als Autor an der Produktion beteiligt ist. Um in gewissen modernen Buchläden zu stehen, muß man sich fühlen wie Walpolcs Nomanheld und Dnmmkopf, dessen einziges Verdienst darin bestand, daß er mehr stumpfsinnige Bücher gelesen hatte als andere Leute; oder aber man- müßte Lam'bs Freund nachahmen, der Lesen überhaupt aufgab »zum großen Nutzen seiner Originalität«. Und doch ist cs noch gar nicht so lange her, daß ein Laden, der sich mit dem Verkauf von Büchern befaßte, immer einen Hauch von Würde hatte und den Eindruck machte, daß er Bücher, richtige Bücher, solche, die man gern kaufen, lesen und behalten möchte, enthielt. Ähnlich wie ein Spielsachcnladen schien ein solcher Buchladen ein Vorhof zum Märchenland zu sein. Niemand könnte etwas Ähnliches in> einem der durchschnittlichen Buch laden von heute fühlen. Er ist voll, ja übervoll von Büchern, aber der Eindruck, den er macht, ist nicht von Büchern, sondern von Ware, ja von Süßig keiten in Schachteln mit bunten Bildchen. Es ist ein Stapelplatz, ein Warenhaus, ein Bazar, ganz gleich, wie man es nennen will, aber cs ist kein Buchladcn mehr nach unserem Geschmack. Der Träumer, der immer noch beim Eintritt denkt, daß er ans geheiligtem Boden stehe, wird schnell zur traurigen Wirklichkeit erwachen. Die prunbhafte Zwecklosigkeit des Schutzumschlags ist, so ver mute ich, der große Marktschreier und Anreißer im Buchhandel von heute. Ende vergangenen Jahrhunderts war es recht wohltuend, als der ernste, glatte Leinenband, der für die großen Meisterwerke der Viktorianischen Zeit gut genug war, der gefährlichen Neuerung der Einbanddeckenzeichnung weichen mußte; und viele Werke jener Zeit, leider nicht alles Meisterwerke, sind dauernd von Sammlern gesucht, weil eine Zeichnung, vielleicht gar von Aubrey Beardslcy, den Deckel ziert. Gleichgültig, ob man die Bücher in dieser Aufmachung liebt oder nicht, jedenfalls waren sie nicht aufdringlich. Ter Papierumschlag von heute jedoch, der einerseits das Überkommene in der Zeichnung und andererseits jede Bezugnahme ans den Inhalt des Buches, dessen gleichgültigen Einband er verdeckt, verschmäht, dieser Papierumschlag erniedrigt alle schöne Literatur zur Sensation und veranlaßt, daß auch ein guter Roman sich als Detektiv-Geschichte maskiert. Ein ernstes Buch der Unterhaltungsliteratur aus der Feder eines unserer besten Autoren liegt zurzeit in den Buchladcn mit einem glänzenden, weithin sichtbaren weißen Umschlag, über den eine Reihe kleiner far biger Gestalten in Maskenkostümen hinzicht, ähnlich einem Chor aus einem Ausstattungsstück. Man könnte annehmen, daß es fich, nach dem Umschlag zu schließen, um eine Erzählung aus einer Opiumhöhle, oder um die Abenteuer eines Geheimpolizisten handle, aber es ist eine sehr ernste Geschichte der psychologischen Erfahrungen eines geistig hochbegabten Aristokraten. Früher, wenn man sich über eine gewisse Art von Porträtmalerei lustig machen wollte, sagte man, das Bild ähnele jenen auf den Schokoladeischachteln. Heute würde es richtiger mit den Buchum'schlägen verglichen. Pralineschachteln sind entschieden besser ausgestattet. Man muß wohl annehmen, daß der Verleger herausgefunden hat, daß ein ernstes Buch sich leichter verkauft, wenn es für eine Detektiv- Geschichte gehalten wird, obgleich wir meinen, daß der Tag der Ab rechnung folgen müßte, sobald der Käufer den Betrug erkennt. Hat aber der Verleger mit obiger Meinung recht, dann muß die Entartung im Buchhandel auf eine Entartung des Bücherkänfcrs zurückgesührt werden. Die weitaus größere Masse dieser geistigen Zuckerbäckcrci besteht aus Romanen, und da es in der ganzen Welt nicht genügend gute Unterhaltungsliteratur gibt, um die vielen Regale dieser modernen Buchläden zu Wien, so müssen es eben fast ausschließlich Bücher sein, die man sofort nach der Lektüre schon wieder vergessen hat. Sie sind in ihrer Art vielleicht ebensogut und dienen ihrem Zweck in gleicher Weise wie irgendein anderes Narkotikum. Wenn wir wirklich die Buchläden haben, die mir verdienen, dann ist es schwer, ein Heilmittel zu finden, denn man kann dem Lieferanten von Ramsch keinen Vor wurf machen, daß er versucht, Geld zu verdienen, wo er kann. Ich habe nur einen einzigen Buchhändler gekannt, der sich hartnäckig weigerte, Bücher auf Lager zu halten, die er nicht schätzte, und er zog sich vorzeitig ganz verbittert aus dem Buchhandel zurück. Der wirkliche, ernste Bttcherkäufer hat jedoch eine weitere Klage gegen den modernen Sortimenter zu führen. Er klagt nicht, weil der Büchhändler versucht, dem Publikum das zu verkaufen, was es ver langt, sondern weil er nicht immer zu wissen scheint, was es wünscht. Wenngleich sie nicht sehr zahlreich sein mögen, es gibt aber eine ge wisse Schicht Leser, die der Buchhändler nicht kennt, solche, die wirk liche Bücher anstatt Ramsch suchen. Diese Art Leute finden fast stets, daß das Buch, welches -sie wünschen, wenn es nicht zufällig auch gerade von der großen Menge gekauft wird, nie zu bekommen ist, wenn sic es nicht im voraus bestellen. Im allgemeinen ist es ja möglich, einen Klassiker zu kaufen, vorausgesetzt, daß es sich um eine neue, hübsche Ausgabe, möglichst illustriert und wahrscheinlich gekürzt, handelt. Auch ist es wohl immer möglich, den letzten Roman eines lebenden Mode schriftstellers, über den man gerade spricht, zu bekommen, oder einen Band eines früheren vielgelesenen Autors, der gerade in einer billigen Ausgabe wieder erscheint. Aber wenn man mal das vorvorige Werk irgendeines Verfassers haben will, dann kann man von Laden zu Laden laufen, ohne es zu finden. Das ist eine niederdrückende Er fahrung für jeden Schriftsteller, der meint, Bücher und keine Ware hcrvorgebracht zu haben, und der womöglich Jahre benötigt, um nur ein Werk zu schreiben. Der Enttäuschung eines solchen Bücherkänfcrs wird jedoch durch den Gedanken an den Antiquar, der in jeder Stadt unbekümmert seinen eigenen Weg geht, Einhalt getan. Unbeeinflußt durch Modclaunen in der Lektüre oder im Einband, ebenso unver änderlich wie die Bücher, die er nie zu verkaufen scheint, oder wie die Kunden, die nie zu kaufen scheinen, lebt der Antiquar inmitten seiner Schätze. Jedermann kann seine Bücher umsonst lesen, und wenn mal jemand diese durch die Zeit geheiligte Sitte bricht, indem er so weit geht, daß er das Buch kaufen möchte, dann ist die Arbeit, den Besitzer zu finden und ihn dazu zu bringen, sich von dem betreffenden Buche zu trennen, so schwer, daß die meisten Leute entmutigt werden. .... Wovon lebt nun ein solcher Antiquar? Vielleicht hält ihn seine geistige Lauterkeit am Leben>, oder doch wenigstens so lebendig, als er selbst Wert darauf legt.« L. R.
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