Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1931
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- 1931-10-22
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X- 246, 22. Oktober 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Den Abschluß des technischen Teiles der Freizeit gab wiederum Friedrich Neinecke mit zwei Vorträgen über »Jnventurauf- nähme undBilanzals Grundlage f ii r A b s a tz m a r k t und Lagerhaltung« und das Thema: »Was muß der B u ch h ä n d l e r v o m M u s i k a l i e n h a n d e l wisse n?«. Im ersten Vortrag gab Neinccke Hinweise, wie jedes Buch von Anfang an mit Nettopreisen und Angabe des Bezugsjahrcs zu versehen ist, damit die alljährliche Inventur schnell und mühelos eine Aufnahme des Lagers, getrennt nach den Bezugsjahren, ermöglicht, sodaß bei dann folgendem Abzug einer bestimmten Prozentzahl für Bücher, die ein, zwei und mehr Jahre am Lager sind, ohne weiteres der Zeitwert des Lagers ziemlich genau zu ermitteln ist. Gezeigt wurde die Aufstellung der Bilanz, die Gewinnberechnung und der Sinn der Lagerausnahme, die Bewegung des Lagers von Jahr zu Jahr zu verfolgen, nach dem Warcnausgang der einzelnen Gruppen, ihrer Umschlagshäufigkeit entsprechend, das Lager zu ergänzen. Da bei der heutigen Wirtschaftslage der Umschlag des Lagers nicht leicht oder gar nicht zu steigern ist, kam Neinecke zu dem Schluß, daß man das Lager erheblich verkleinern müsse, wenn die Verzinsung des Betriebskapitals einigermaßen zufriedenstellend sein soll. Für die meisten der jungen Teilnehmer war dieser Einblick in ein Gebiet, in dem sie noch keine Erfahrung haben, sicherlich nützlich und wert voll. Ebenso der Überblick, den Neinecke über den verwandten Ge schäftszweig, den Musikalienhandel, gab. Zu einer voll ständigen Abrundung des buchhändlerischen Wissens auf allen Fach gebieten gehört eben auch eine Kenntnis der besonderen Eigentüm lichkeiten des Musikalienhandels. Die Hilfsmittel und Kataloge, die dem Notenverkäufer zur Verfügung stehen, die Art der Ausfüllung des Bestellzettels wurden ebenso behandelt wie die Frage der Lage rung der Musikalien, des Einpackens der Noten usw. Wie wichtig gerade auch die Behandlung solcher Stoffe ist, geht daraus hervor, daß nur eine ganz verschwindende Minderheit praktisch in diesen Dingen Bescheid wußte. Die von den Musikverlegern gespendeten Kataloge wurden von den Teilnehmern mit Dank entgegengenommen und gleich praktisch erprobt. Zwischen diesen rein fachlichen Bildungsvorträgcn und den kri tischen Ausführungen vr. Bergmanns über »Gegensätze der Generation in der Literatur von heute« und »Die g e i st i g e n Kräfte in den politischen und wirt schaftlichen Bewegungen von heute« standen Erläute rungen, die Dr. Friedrich Uhlig von der Buchhändlerlehr anstalt in Leipzig über »Wirtschaftsformen der Gegen wart« gab. Er sprach über die wesentlichen Grundlagen des »ge mischten Betriebes«, des »Konzerns«, des »Trusts«, des »Syndikats« und des »Monopols« und des »Betriebes der öffentlichen Hand«. Es ist zu begrüßen, daß in diesem Nahmen einmal diese Begriffe, die uns heute auf Schritt und Tritt begegnen, nach ihren Unter scheidungsmerkmalen, nach ihrer Bedeutung und nach ihrem Wesen geklärt wurden. Den äußeren Nahmen erhielt die Freizeit durch die beiden oben genannten Vorträge von vr. Cornelius Bergmann, Jena. Es ist nicht ganz leicht, diese Ausführungen in kurzer Form wieder zugeben. In dem ersten Vortrag stellte vr. Bergmann fest, daß Vorkriegszeit und Nachkriegszeit durch den Einschnitt des Krieges so weit und unüberbrückbar von einander getrennt sind, wie noch niemals in der Geschichte zwei aufeinanderfolgende Epochen getrennt waren. Einen Gegensatz der Generationen hat es zu allen Zeiten gegeben, aber niemals einen Gegensatz von so unerbittlicher Schärfe wie heute, vr. Bergmann wies darauf hin, daß auf allen Gebieten des wissenschaftlichen wie des geistigen Denkens überhaupt die Wer- tnngsmaßstäbe noch vielfach aus den Grundtatsachen stammen, die uns heute fragwürdig geworden sind, und sich kaum mit dem großen Umschichtungsprozeh berühren, in dem wir uns seit dem Kriege be finden. An diesem Gegensatz erleben wir die Krise unsrer Zeit im soziologischen Denken, wo auf der einen Seite Staat und Gesellschaft keine geschichtliche Aktivität mehr haben, auf der andern, wie bei Hans Freyer, eine neue ordnende Kraft im Volke erkannt wird; ebenso im wirtschaftlichen Denken, wo man zumeist den Menschen vollständig vom Gesetz der Dinge abhängig sein läßt (Ottopal, Anti politik) im Gegensatz zur neuen Auffassung, die anknüpsend an frühere Anschauungen (Karl Bücher, Lujo Brentano) wieder den Menschen vor die Wirtschaft stellt. Dasselbe gilt auch für Philosophie und Theologie: die Ansätze, zum Lebendigen vorzustoßen, sind vorhanden, aber sie müssen einen harten Kampf gegen Vergangenes bestehen, das noch immer das Denken beherrscht. Vergegenwärtigt man sich die Dichtung, die das Wesen der Zeit darstellt (Wassermann, Etzel Andergast: Frank Thicß, Zentaur: den Bauernroman von Fallada: Reger, Union der festen Hand — um einige der größten Werke der letzten Jahre zu nennen —, so 936 sind es wiederum die Verfallserscheinungen der Jugend, die brüchig oder belastet entweder kein Ziel vorfindet, das sie trägt und Werte schaffend leitet oder, aus Mangel an Führertum, sich zersplittert. Der Mensch einer kommenden Zeit hat hier noch nicht Gestalt ge funden. Selbst in dem einzigartigen Werk von Erik Neger, das mit einer Klarheit ohnegleichen ausspricht, was war und was ist, wird man wenig davon spüren. Denn hier herrscht der Wirtschafts imperialismus der Vor- und Nachkriegszeit, für den eine geistige Idee lediglich auf ihre wirtschaftliche Verwendbarkeit und auf ihre Machtauswertung hin Geltung beanspruchen darf. Nur in Ina Seidels Wunschkind ist der große geistige Raum sichtbar geworden, der den Menschen und die Gesamtheit, Volk und Nation, den deutschen Süden und Norden als Einheit umfaßt und vergessen läßt, daß es sich um einen historischen Roman handelt, weil er den großen Um gestaltungsprozeß einer Zeit erfaßt, die die unsere ist. In seinem letzten Vortrag, am Ende der Freizeit, sprach Or. Bergmann iiber »Die geistigen Kräfte in den poli tischen und wirtschaftlichen Bewegungen von heut e«. Programmäßig und sinngemäß hätte dieser Vortrag zuerst kommen müssen, da in ihm manches gesagt wird, das für die »Gegen sätze der Generationen« von Belang ist. vr. Bergmann ging davon aus, daß jede Umwertung alter Werte, jede neue soziale, wirtschaft liche und gesellschaftliche Umschichtung notwendig von der Stellung ausgeht, von der aus der Mensch sich und sein Wirken im Zeit geschehen sieht. Wo diese im Erwerbssinn, in der Eigentumssrage und im Gelddenken steckenbleibt, wie sic heute noch in der Wissen schaft und im tatsächlichen Leben herrschen, da ist an Umgestaltung nicht zu denken. Neues wird erst dort wirksam, wo der Mensch sich auflehnt, Objekt der Wirtschaft zu sein und sich unter die Werte der Gemeinschaft und des Staates als die Lebensform der Nation stellt. Daher der Kampf gegen die reine Herrschaft der Wirtschaft, gegen Kapitalismus, gegen die Überbewertung der Technik und die rwn ihnen geschaffenen Lebensformen, ebenso das Suchen nach neuen, die im Gegensatz zur Privatwirtschaft vom Volkswirtschaftlichen ausgehen und auf die Wurzel aller Wirtschaft, auf die Bodenfrage zurückgreifen. Der Jdeenkreis um Friedländer-Prechtl in den Wäh rungsfragen, um Ferdinand Fried, Landauer in der Verkehrswirt- schaft und die praktischen Verwirklichungsmöglichkeiten der agrar politischen Fragen in den verschiedenen Ländern lieferten das Be weismaterial zu diesen Ausführungen, die den überall in der Welt auftretenden Gegensatz der zwei großen Fronten sichtbar machen sollten. Diese zwei Fronten kommen bereits in allen geistigen Lebensbezirken zur Geltung und bedingen Bewegung, noch mehr aber Gegenbewegung, die den Menschen persönlich vor die Entscheidung stellt, ob er im Gegebenen beharren oder mit vollem Einsatz seiner Kräfte für Neues eintreten will. Damit ist der Kampf wieder in den geistigen Raum verlegt — nicht allein aus dem Wirken heraus, sondern als der Entscheidungsgrundlage. Auch sind es innerhalb eines Volkes nicht mehr die einzelnen sozialen Schichten, die gegeneinanderstehen — denn sie sind alle gleichmäßig betroffen —, sondern die Meyschen, die ihren Ausgangspunkt von den ver gangenen Lebensformen nehmen oder in die Gegenwart verlegen und zukunftsgerichtet für einen neuen Lebensraum kämpfen, für ihren, den der jüngeren Generation. Daher das Mühen der Parteien, die jüngere Generation für sich zu gewinnen, um an der Schaffung ne-uer Lebensformen beteiligt zu erscheinen, ohne sich über die ent scheidenden Grundsätze klar zu sein. So wird die Revolution der Gegenwart eine geschichtlich formende Kraft, und hinter allen Be wegungen steht schließlich eine geistige Macht, die von unten herauf drängt und als kommende Ablösung sich Raum schafft. Dem Geiste eines Buchhändlerverbandes, der die Aufgabe des Buchhandels, den geistigen Notwendigkeiten der Zeit zu dienen und sie zu fördern, so stark begriffen hat, daß er einen solchen Vortrag im Nahmen einer Freizeit ermöglichte, soll hier besondere An erkennung und wärmster Dank gezollt werden. Rein hold Vesper. Neue amerikanische Antiquariatskataloge. Die Katalogproduktion des amerikanischen Antiquariats' seit vergangenem Winter kurz zu umreißen, fällt nicht schwer, da obgleich ein entschiedener Wille zur Steigerung zu erkennen ist - auch hier die allgemeine Wirtschaftskrise hemmend gewirkt hat, was auch schon aus dem Erscheinen einiger multigraphicrter Listen an Stelle von Katalogen geschlossen werden kann. Soweit das Material zu überblicken ist, verdanken wir wohl wieder bekannten rührigen New Parker und manchen Provinz-Antiquaren eine ganze Reihe gut gedruckter, der Form nach ansprechender Kataloge, der Inhalt zeigt jedoch oft einen Mangel an Vielseitigkeit. Die üblichen Sammel-
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