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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1931
- Sprache
- Deutsch
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14V, 20. Juni 1831. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschn Buch Handel. Was bringt die Zeitung? Es gibt ein Gesellschaftsspiel, wobei ein Taschentuch von einem zum andern wandert mit der Frage: Was bringt die Zeitung? Es gilt immer wieder, ein Wort mit der Endsilbe -nng zu finden. Fin den Buchhändler, hier meine ich den Sortimenter, gibt es nur »ein« Wort, das heißt Anregu n g. Immer wieder sollte sich der Sorti menter die Zeitung unter dem Gesichtswinkel ansehen: Steht etwas darin, das ich reklamemäßig für mich ausnützen kann? Und nie, selbst in der sauersten »Sauregurkenzeit« wird er die Zeitung zweck los in dieser Hinsicht durchsehen. Jede Nummer wird etwas bringen. Wie wäre es damit, einen Schaukasten mit der Bezeichnung: »Was bringt die Zeitung?« zu versehen, und dort täglich mit dem Buch zu jedem Zeitereignis Stellung zu nehmen? Biele werden sagen: Ich habe keine Lauflage! — Nun, dann versucht man vielleicht einen Schaukasten an der nächsten Ecke unterzubringen, die von größerem Verkehr umspült ist. Eiu anderer sagt wieder, »das hält zu lange auf«. Ich stehe durchaus nicht aus dem Standpunkt, daß der Chef das alles persönlich erledigen soll. Die Zeitung liest er aber aus jeden Fall sowieso. Es wird genügen, Geeignetes rot oder blau an zustreichen, einen Titel oder einige Stichworte dazu zu schreiben, dann kann man die Arbeit und weitere Ausführung einem Gehilfen oder älteren Lehrling anvertraueu. Der wird sicher an dieser ab wechslungsreichen Arbeit Gefallen finden, sich in die Sache vertiefen und mit der Zeit immer geschickter durchführen. Manches Werk wird so aus der Vergessenheit des Lagers gezogen und gewinnt hundertprozentige Möglichkeit, doch noch verkauft zu werden. Andere werden wieder sagen: »Ja, das lohnt sich vielleicht in der Großstadt oder bei großen Firmen, die ein entsprechendes'Lager haben, aber nicht bei uns«. Auch da läßt sich Abhilfe finden uns aus Not eine Tugend machen. Man suche aus den Schlagwortkatalogen Titel heraus, schreibe sie mit der Schreibmaschine auf einen Bogen und gebe einen schlagmortartigen kurzen Satz als Erklärung dazu. An den Kopf dieser Liste schreibt man: Zu diesem Ereignis haben die und die Veröffentlichungen Stellung genommen. Alles hier Ange führte ist durch meine Firma zu beziehen. Den Ausschnitt aus der Zeitung klebt man am besten auch auf die Liste. Da wird es viel leicht von mancher Seite heißen, »das kostet soviel Zeit«. Nun, an Zeit hat man doch Überfluß, wenn doch nichts los ist, und so schlimm ist es mit dem Zeitverbrauch auch nicht. Auf der unseren Seite ist hier die beste Gelegenheit für Jungbuchhändler, sich mit dem Katalog material gründlich vertraut zu machen. Je öfter man es benutzt, desto geringer auch der Zeitaufwand; das Gedächtnis wird geschult, die Findigkeit geweckt und der Nachwuchs bekommt wieder die Fähig keiten, mit Katalogmaterial zu arbeiten, eine Angelegenheit, die den in der Inflation zu Gehilfen gewordenen oft sehr fehlt und von ihnen wohl selbst oft genug als Nachteil empfunden wird. Eines ist aber wichtig an diesem Vorschlag: Aushalten!!! Nicht nach zwei- oder dreimaligem Versuch die Flinte ins Korn werfen. Auch da bringt nur Zähigkeit Erfolg. Zum Schluß einige ganz wahllos herausgegriffene Proben: Offizielles festliches Begehen des 10-Jahr- Tagcs vom Annabergsturm. Selbst in der demokratischen Presse (man kann also nirgends anecken) fette Schlagzeilen über die Feier. Das Verschiedenste ist in des Buchhändlers Händen. Ich nenne hier aus dem Kopf: Aus Brandstetters Heimatbüchern »Entrissene Ost lande« und »Obcrschlesicn«, Bronnen »O. S.«, Curator »Putsche, Staat und Wir«, »Roßbach«, Heimsoth »Freikorps greift an«, den Aufsatz aus dem Mai-Widerstand von Josef Drexel »Noch ist Polen nicht verloren« usw. . .. Solche Gedenktage, wie auch den 15-Jahres- tag vom Skagerrak kann man im voraus berechnen, das ist also noch leichter, aber auch zu einem Ereignis wie dem Ballonflug von Piccard kann man mancherlei Material finden. Dann wird irgendwo der Wohnungsbau gerügt. Da hat kürzlich die »Tat« von B. Ober mayr einen glänzenden Aufsatz gebracht. Auf Grund dieses Aufsatzes kann man jetzt vielleicht einige neue Bezieher gewinnen, auch die eine oder andere Broschüre verkümmert vielleicht auf dem Lager. Auch da kann man wieder zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn etwas in einer Broschürenreihe erschienen ist, wie »Die Wohnungs- zwangswirlschast« von Neichsjustizminister a. D. Bredt in der Reihe »Wirtschaftsprobleme der Gegenwart«. Hier kann auf die ganze Sammlung etwa so verwiesen werden: »Zu dieser brennenden Frage erschien in der Sammlung: usw.« Darunter: »Weitere Bände dieser Sammlung behandeln folgende Fragen« und dann führt man Titel und Preis an. Dann kam vor kurzem die Schreckensnachricht »Zer störung der Klöster in Spanien«. Wo ist Hielscher »Das unbekannte Spanien« mit einer solchen Bemerkung versehen in das Fenster ge kommen? Wo hat die Revolution in Spanien zu einem Spanien- senster angeregt? Die furchtbare Brandkatastrophe in München, bei 590 der Hauptwerke der deutschen Romantik für immer verlorcn- gegangen sind, wird das Interesse auf diese Epoche der Malerei lenken. Kurz und gut, meine Absicht ist, jeden Buchhändler zu veran lassen, jede Zeitung und jode Zeitschrift, die er in die Hand nimmt, daraufhin zu betrachten: Wie kann ich die Propaganda, die hier täglich fürs Buch gemacht wird, für mich ausnutzen? Jetzt im Sommer kann man schön damit anfangen. W. E. F.. Eindrücke von einer bibliophilen Amerikafahrt. Von Annemarie Meiner, München. Meiner Veröffentlichung der Amerikafahrt der Bibliophilen im Beiblatt der Zeitschrift für Bücherfreunde (Heft 2, 1931), soll heute endlich die von der Schriftleitung des Börsenblattes gewünschte folgen. Der reichlich spät erscheinende Bericht — die Reise fand Ende letzten Jahres statt — kann selbstverständlich nicht mehr jene unmittelbaren, frischen Eindrücke wiedergeben, die man, von drüben zurttckkehrend, jedem mitzuteilen sich gedrängt fühlt. Er hat dafür aber den Vorteil, daß nun das Wesentliche, Besondere, Andere, das sich aus der Fülle des Gesehenen und Erlebten erst in einem be stimmten Abstand und nach Ablauf einer gewissen Zeit scharf ab hebt, besser und objektiver gezeigt werden kann. Das soll in einigen zusammenfassenden Kapiteln, die jedem Leser das Teilgebiet, das ihn besonders fesselt, leicht finden lassen, geschehen. Einige all gemeine Bemerkungen müssen aber oorausgeschickt werden. Ich bin vierzehn Tage in. der Obhut des Norddeutschen Lloyd und etwas über drei Wochen ganz allein in den Hauptstädten des amerikanischen Ostens und in Chicago gewesen, ohne umfassende Vorbereitungen und ohne irgend einen Empfehlungsbrief aus Europa in der Tasche. Ich Hase in dieser relativ kurzen Zeit so viel gesehen und gehört, so viele Fachleute und bekannte Persönlich keiten kennen gelernt, wie noch nie in meinem Leben. Das lag an der beispiellosen ^Gastfreundschaft und Unvoreingcnommenheit der Amerikaner, die nie kleinlich mit ihrer Zeit umgehen, wenn sie reges Interesse spüren, die auch die ihnen ganz unbekannte Frau, die nicht als Glied einer Körperschaft oder als Vertreter eines Gewerbes, sondern als einfache Privatperson zu ihnen kam, weiter empfahlen an die Stellen, zu denen sie gern wollte, oder die ihr nützlich sein konnten. Daß man auf den einfachen telephonischen Anruf: »Ich bin vr. Meiner aus Deutschland, kann ich Sie be suchen?« ohne weiteres Zutritt zu großen Druckereien, zu viel-, beschäftigten Direktoren, zu tätigen Besitzern von Privatpressen usw. fand, war eine höchst überraschende Erfahrung; eine der schön sten demokratischen Einrichtungen Amerikas genoß man in ihr, an gesichts derer die in Deutschland notwendigen Beziehungen unb Berechtigungen noch kümmerlicher und kläglicher als vorher er schienen. Häufig erweiterte sich der Umkreis von bloßer Besich tigung und Fachsimpelei: auf die Kundenliste der I^keZicke ?ress und der Imcklow l^poßrapü 6o. gesetzt zu werden, erschien ebenso begrüßenswert wie eine Autospazierfahrt im Gelände der Welt ausstellung von 1933 oder ein fröhliches Lunch in einem eleganten Klubhaus mit deren künstlerischen Leitern. Darüber hinaus, zwischen intensiver Arbeit in der größten Signetsammlung der Welt (mit 11005 Marken!), menschliche Wärme, Güte und Herzlichkeit zu fühlen, aus fremdem Schicksal erneut zu lernen, daß jedes Leben seine Resignation und seine Einsamkeit hat, das wurde zum großen Geschenk in fremdem Lande unter fremden Menschen; einem der mächtigsten und bewährtesten Beamten der Kongreßbibliothek in Washington, dem fast 70jährigen Charles Martcll danke ich es. Ich glaube nicht, daß der Gewinn dieser Fahrt, der über eine bloße Summe von fachlichen Eindrücken und Beziehungen weit hinausging, einer besonders günstigen Konstellation oder gar, wie mich manche glauben machen wollen, dem »Frauendienst« der Amerikaner zu verdanken ist. Er hat seinen Ursprung in einer dem Ausländer vielfach unbekannten Charaktereigenschaft vieler ge bildeter Amerikaner, die man wohl am besten mit »Höflichkeit des Herzens« bezeichnet. Denn so nüchtern und berechnend, wie wir denken, sind keineswegs alle Leute jenseits des Ozeans. Die Carl Schurz-Gesellschaft in Philadelphia. An die Spitze dieses speziell für Buchhändler geschriebenen Be richts soll die das Andenken des berühmten deutsch-amerikanischen Staatsmannes (der von 1852 bis zu seinem Tode 1906 als Führer und Reformer der inneren und äußeren Politik seiner Wahlheimat unschätzbare Dienste geleistet hat) ehrende, im Mai 1930 gegründete Carl Schurz Memorial Foundation genannt werden. Weil sie sich
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