10216 X° 255, 1. November 1927. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtlchn. Buchhandel. Hermann Durte, Wütfeber, der ewige Deutsche. Die Geschicke eines Heimatsuchers. Brosch. M. 4.—, Leinen M. 7.—. (Neuauflage. 40. Tausend.) Seit Jahren wurde eine würdige zeitgemäße Ausgabe dieses erfolgreichen Buches gefordert, das Richard Dehmel mit dem Kleistpreis auszeichnete. In schönem Ganzleinenband auf Leichtdruckpapier liegt der verblüffend modern anmutende Roman nunmehr im vierzigsten Tausend vor. Dies Buch einer aristokratisch-beroifchen Weltanschauung, des glühenden Hasses gegen alles Kleine, Kleinliche und Pyilisterhafte, mit seinen sprachschöpferischen N ubildungen, ist eine reife Dich tung, die uns heute noch ebenso angeht wie beim Erscheinen. Merck Seeberg/ Oberstadt. (Neuauflage, n. w.) Roman der deutschenJndusirie.Brosch.M. z.—, LeinenM.5.— Als der Roman der neuen Sachlichkeit ist dies eigenartige Werk von der Kritik begrüßt worden. Es ist eine dem Dich ter sonst völlig fremde Welt, die wir hier in einem kübnen und glänzenden Aufriß kennenlernen. Die Art, wie See- berg in das innere Getriebe der kapitalistischen Wirtschaft hineinleuchtet, wie er die Dramatik einer Akllonärversamm- lung, des Tagewerks der großen Industriekapitäne darzu stellen vermag, wird auch den packen, der sich sonst mit Roman lektüre nicht anfreunden kann. So ist das alles noch nie ge schaut und gekonnt dichterisch erzählt worden. Es erweist sich, daß hier ein guter Kenner der deutschen Schwerindustrie mit einzigartiger Treffsicherheit, ohne die geringste Beschöni gung deutsche Wirtschaft als zwanggeborene Tatsache schildert. Merck Seeberg/ Lwischenstadt. Roman des Agenieutums. Brosch. M. g.—, Leinen M. 5.— Zwischenstadt ergänzt das Bild des Wirtschaftslebens in der Metallstadt, dieser Metropole der Industrie, die alle Werke und Städte von Düsseldorf bis Dortmund umfaßt und die Sccberg uns in „Oberstadt" nahegebracht hat. Wir lernen hier das an Durchtriebenheit reiche Leben des Wiukelagenten- tums kennen, seine Macht und auch seine Tragik. Auch dieser Band zeigt die hohe Begabung des wohlunterrichteten Autors, verwickelte Verhältnisse, besonders der unbekannten Wirt schaftsgebiete, in einer außerordentlich fesselnden, leicht faß baren Form darzustellen, die grotesker Humor auözeichnet. WM Vesper^ Der Heilige und der Papst. Eine geschichtliche Erzählung. Brosch. M. 2.—, blau flexibel Leinen M. 4.— Eins der größten Dramen der Geschichte läßt Will Vesper vor uns lebendig werden: Die Zeit vor der „Babylonischen Gefangenschaft" der Päpste in Avignon. Er stellt uns mitten hinein in den Zwist der römischen Adelsparteien, der Colonna, Orsini, Gaetani an der Sckwelle des vierzehnten Jahrhun derts. In dem Einsiedler und Heiligen Petrus von Molise hoffen sie ein willenloses Werkzeug für die Ausführung ihrer Parteipläne in die Hand zu bekommen und müssen sehen, wie diesem weltfremden Heiligen das Steuer der Kirche völlig entgleitet, so daß endlich alle auf ein Unerhörtes zuftreben: die Abdankung des geweihten Papstes. Auf seinem ehrgeizi gen Nachfolger, dem stolzen Bonifaz VIII., der ihn stürzen half, lastet des Heiligen Geschick dräuend, niederzwingend, vernichtend. Das alles rauscht erschütternd wie eine alte Chro nik an uns vorüber. Eine historische Novelle von einer Stil- sicherheit und Stilechtheit, wie es nur ganz wenige gibt. Will Vesper/ Mutter und Lind. Aus dem Tagebuch einer Mutter. Gedichte. Brosch. M. 1.50, blau flexibel Leinen M. z.50. (Neuauflage. 6. Tausend.) Ein Buch, das die schönsten und schlichtesten Verse über das Verhältnis der Mutter zu ihrem Kinde, des Kindes zur Mutter enthält, die wir in unserer Sprache besitzen. Tiefstem Geheimnis des Lebens, dem beseligendsten Glück der Frau hat Will Vesper dichterischen Ausdruck gegeben Die „Briefe zweier Liebenden" finden in diesen Versen ihre Ergänzung. Will Vesper/ Wer) Wen) Lustspiel. Brosch. M. 2.;o, Blau flexibel Leinen M. 4.80. Ein fröhliches, anmutiges und höchst lebendiges Spiel, eine echte Komödie im alten, ewigen Sinn. Um ersehnte Mutter schaft, Frauenlist und -treue, Männerhaß und -torheit ranken sich Handlung und Dialoge dieser verwickelten Geschichte, immer voll heiteren, überlegenen Geistes. Das abenteuerlustige Venedig der Renaissance prunkt in farbigen Scenen voll Lebenslust. Unsere an ähnlichen Werken arme deutsche Literatur ist um ein unsterbliches Lustspiel reicher. H. Haesset Verlag . Leipzig Ci