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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1927
- Sprache
- Deutsch
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II120 ^ 268, 18. November 1927. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Das Börsenblatt zu lesen, ist ost eine Arial! Wir Hessen, Sie werden es uns danken, wenn wir Men einmal etwas Lustiges versetzen: Ich schließe mich . . . Oslois Siebzehnrübl war des Diebstahls angeklagt. Des ^ Diebstahls einer Buxkinhose. Einen ersten Anwalt konnte er sich nicht erschwingen. Auch nicht einen letzten. Vom Gericht bekam er einen „mittendrin". Die sind oft die besten. Der schrieb ihn»: „Herrn Alois Sicbzehnriibl, München. Ich beehre mich, Sie mit Bezug auf das Ihnen zur Last gelegte Reat dahin zu informieren, daß ich als Ihnen ex okkieio be stellter Verteidiger Ihrem Besuch entgegensehe." Alois Siebzehnrlibl mußte dieses Schreiben dreimal lesen, bis er cs mißverstand: „. . . znr Last gelegte Reat — sakra, sakra, jetzt Ham s' mi außer weg'n der Hosen, die t gar net g'stohl'n Hab', auch noch wegen einem — einem Re—at in der Reißen, und des laß i mir amal gar nia net g'fall'nl — und ex ok—ki—ci—o soll i 's g'stohl'n Ham — da kunntst ja glei Greabaamwirt werd'n!" „Net wahr is 's, daß i a Reat g'stohl'n Hab', und erst recht net okk-exioio, baß du 's woaßt!" Damit brach er in die Kanz lei seines Verteidigers. Der klärte ihn geduldig auf, es handle sich lediglich um die Buxkinhose. „Von der woaß i a nix — is des vielleicht a — a Kuxbin- husen, Han, wo i da a'hab, Han?" „Ich verstehe mich auf Stoffe nicht. Bekennen Sie mir offen: Haben Sie gestohlen?" „Also, Herr Dokta, glei tot umfall'n will i, wenn des wahr tsl" Der junge Anwalt verstand sich aus Psychologie, durchboh rend sah er den Klienten an: „Sie haben also wirklich nicht —" „Also, wenn i Eahna sag'. Herr Dokta, a Haschee derfet'n S' aus mir macha, wenn i —^ „Schon gut, wir gehen jetzt in bas Detail —" „Da geh t net nei — moana Sie, i laß mt unschuldi ein- spirr'n!" Das Detail wurde geklärt, wörtlich und inhaltlich. Alois Siebzehnrübl durfte gehen. Alois Siebzehnrübl durfte wiederkommen. Der Anwalt las ihm die Verteidigungsrede vor. Mit Schwung und Wärme. „GroßartigI" sagte Alois Siebzehnrübl, der kein Wort ver standen hatte, „wirkli großarti, Herr Dukta, da kann ma nur gratulier'n — und wenn S' firti san mit dcra Red beim G'richt, was Hab' i no z' sag'n drauf, Han?" „Was Sie zu sagen haben? Ganz einfach: Ich schließe mich den Ausführungen des mir bestellten Offizialverteidigers voll inhaltlich an." „Han?" „Ich schließe mich —" „Ein'Aug'ubiick, Herr Dukta, kunntman da net anderst sag'n?" „Warum?" „Weil ma' beim Schließen halt glei' an ein' solchen Verschluß benka kunnt." Er legte die Hände übers Kreuz. „Daran denkt kein Mensch. Daran könnte nur einer mit einem schlechten Gewissen denken, und da Sic mir versichern, Herr Siebzehnrübl —^ „Ja, also g'wiß, als a Haschee tot umfall'n berf i, wenn i—" „Schon gut, Sie haben also verstanden, was Sie nach meiner Rede zu erklären haben?" Alois Siebzehnrübl kraute sich den kahlen Kopf: „Wenn S' mir's nomal sag'n taaten, bittscheen?" „Ich schließe mich den Ausführungen —" „Ein' Aug'nblick: Ausführungen — was is des?" „Das ist meine Rede hier." Er wies auf die Blätter. „Kunnt ma' da net Schriewischretwt sag'n?" „Nein, ich lege meine Rede nicht geschrieben vor, ich halte sie frei, das macht mehr Eindruck." „Aha — also jetzt no amal, bittscheen, Herr Dukta." „Ich schließe mich den Ausführungen des mir bestellten Offi zialverteidigers —" „Halt'n S' a bisserl, verteidigen tuan do Sie mi?" „Natürlich." „Warum muß i nacha sag'n, daß t von ein' Offizier ver teidigt wer', Han?" Der Anwalt seufzte. „Und nacha is noch a so schwcrs Wurt drin: voll—haltinlich—" „Voll—in-halt—lich." Alois Siebzehnrübl sah bekümmert drein: „Herr Dukta, kunnt t net was andersts sag'n?" „Was möchten Sie denn sagen?" „Und i Hab s' amal net g'stohl'n, kruzitürken! möcht i sag'n." „Kruzitürken! nach meiner, wie ich wohl sagen darf, form vollendeten Rede, würde keinen guten Eindruck machen." „Nacha schreib'» S' mir halt in Gottesnamen den Malcftz- satz auf a Zetterl auf, daß i auswendi lern'." Er lernte ihn auswendig. Im Hofbräuhaus, am Salvator- kcller, ja mitten aus der Straße wurde Alois Siebzehnrlibl von Kameraden gesehen, wie er immer wieder einen Zettel aus der Westentasche fischte und murmelte. „Was bet'st denn da am hellichten Tag für a Vaterunser her, Alisi?" „Des is kei' Vaterunser, des is a Zauberspruch, von weg'n dem, daß s' mi' net einspirr'n Versen, verstehst?" „I versteh scho. Wenn er g'holfen hat, na' laßt mir 'n a'schreib'n, gell, ma ka' net wissen, wie ma' aa a solches Zauber- ^ sprüchl amal braucha kennt, verstehst mt?" „I versteh dt scho', und jetzt laß mir mei' Nuah, i muaß lcrna — morg'n is scho d' Verhandlung — ich schließe mich — ich schließe mich — himmiherrschastsettcn, du bringst mt ganz draus — ich schließe mich den bestellten Ausführungen halt voll — na, vollhalt — jetzt mach', daß d' wciterkimmst — moanst, ma' kann was lerna, wenn ci'm so a Toagaff allaweil angrinst!" Die Verhandlung fand statt. Es ging alles glatt. Die Ver teidigungsrede war glänzend. Man konnte deutlich sehen, auch auf das Rtchterkollegium da oben machte sie Eindruck. Im Zu- schaucrraum lief's flüsternd um von Frcundesscite: „G'wunna hat er, der Alisi, g'wunna . . ." „Angeklagter, ich erteile Ihnen zu einer letzten Äußerung bas Wort." Alois Siebzehnrübl stand auf. Alois Siebzehnrübl machte den Mund auf. Alois Siebzehnrübl stotterte: „Ich — ich voll- inhalte — nein, ich ausfllhre — »ein, ich — himmiherrgott, wo is er denn, der Zettel — wo is er denn, der Sauzettel — i Hab' ihn do grab no —" Unter wachsender Verzweiflung des Anwalts, unter wachsen der Aufmerksamkeit der Richter, unter wachsender Heiterkeit der Zuhörer suchte Alois Siebzehnrübl in allen Nock- und Hosentaschen. Dazwischen setzte Alois Siebzehnrübl von neuem an: „Ich schließe — aha, jetzt woah i 's wieder — ich schließe meinen Offizierverteidiger vollinhaltlich an — an sapprawolt, sapp- rawolt, wo is er denn, der Malcfizzettel, der hundsmiscrab- lige -" Alois Siebzehnrübl schwitzte, rollte furchtbar mit den Augen. Alois Siebzehnrübl knickte nach der siebten ergebnislosen Um kehrung seiner Hosentaschen jäh zusammen: „Jetzt is mir alles wurscht — also, in Gottsnamma, g'stohl'n Hab' i's, b' Husen — die, wo i anhab', is 's, jawohl, und der Deist soll den hunds- häuternen Satz auf dem bleeben Zettel hol'n!" Ein gräßlich zusammengcwuzcltes Papicrröllchen fiel aus einer Riesenpratze auf eine spärlich behaarte loberstarrte Anwaltsglatze unter ihr. Aus Fritz Mittler» Partenkirchen „München Zwei". Drin und drum herum. Geschichten. München Zwei - Eln Buck, das jedes Sortiment verkaufe« kann! LL3 Seiten Umfang / Reich illustriert / Brosch. M. 3.—, Leinen M. 4.50 L. Gtaackmann Verlag / Leipzig
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