Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1929

VMMMfckdwVelltsckmVüMmM Nr. 24 (N. 14). Leipzig, Dienstag den 29. Januar 1929, 98. Jahrgang. Redaktioneller TU Anterstützungs-BereinDeutscherDuchhLttdler und Buchhandlungs-Gehillfen. Bekanntmachung. Herr Hans Lachmann-Mosse i. Fa. Rudolf Masse in Berlin überwies uns 8000.— Mark zur Aufwertung und Abrundung der von uns früher verwal teten und durch die Inflation entwerteten Rudolf Masse-Stiftung, deren Gesamtbetrag dadurch wieder 10 000,— Mark erreicht hat. Wir danken dem hochherzigen Spender für diese will kommene Förderung unserer Arbeit im Interesse der Bedürf tigsten des Berufs, Berlin, den 24. Januar 1929. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gchiilsen. MaxPaschke. Max Schotte. Reinhold Bor stell. Friedrich Feddersen. vr, Erich Berger. Die Kartothek*) in der Herstellung. Von vr, H a n s R i ch t er. Die Herstellung des Buches ist das wesentliche Merkmal des Verlagsbetriebes, Sie ist primär, alle anderen im Verlage vor- kommenden Tätigkeiten sind sekundär, werden von jener erst zum Leben erweckt und erhalten es dauernd von ihr. So kann man die Herstellungsabteilung auch als das Herz eines Verlages be zeichnen, denn auch aus ihm strömt das Blut, das Leben bedeutet, in den gesamten Körper, Selbstverständlich darf dabei nur an das Herstellen von Neuigkeiten gedacht werden, denn wollte je mand cinwenden, eine rührige Vertriebsabteilung könne umge kehrt der Herstellung -Leben einflößen«, indem sie sie zu fort währenden Neuauflagen zwinge, so ist dem entgegenzuhalten, daß »Neuauflagen« nicht »Herstellen« i-m reinsten Sinne des Wortes bedeutet, selbst wenn die neue Auflage anders ausgcstattct ist als die alte und wirklich an ihr »herzustcllcn« war. Der Frager übersieht nämlich, daß die Rührigkeit doch erst die Folge eines vorausgegangenen Hcrstellungsprozesses ist, der der Ver- triebsabteilung überhaupt erst ein Objekt an die Hand gegeben hat, das zu vertreiben war und für das sie rührig sein konnte. Diese Bedeutung gerade der Herstellung fühlt bereits jeder werdende Buchhändler instinktiv, denn ich glaube, es ist der Wunsch jedes Verlagsgehilfen, sobald er, aus dem Sortiment kommend, in dem ihm fremden Berlagsbetriebe in der Expedition oder einer Das schönere und gebräuchlichere Wort Kartei ist Waren zeichen (Bbl, Nr. 2SV vom 2, Olt. v, J.j und daher nicht anwen- dungssähig. anderen Abteilung etwas warm geworden ist, einmal in die Her stellung zu kommen und selbst Hersteller zu werden. Er sucht sich Kenntnisse aus ihr anzucignen, aber in wie vielen Fällen bleiben die Vorstellungen vom Gang der Arbeit in dieser Abteilung doch recht verschwommen. Vielleicht sind dem einen oder anderen von ihnen diese Zeilen daher ebenfalls willkommen, denn sie geben allein in der logischen Durchführung des Themas einen skelett artigen Abriß der Arbeiten der Herstellungsabteilung, Steht die Bedeutung der Herstellung — dieses Wort wird im folgenden stets im Sinne von Herstellungs abteikung ge braucht — für den Verlag fest, so ergibt sich daraus die Wichtig keit sorgfältigen, peinlich genau geregelten und vor allem um sichtigen Arbeitens gerade in dieser Abteilung, Hier fast noch mehr wie sonst bedeutet Ordnung das halbe Leben, Unordnung unnütze Mehrarbeit, Zeit- und Geldverlust, Deshalb mag eS ganz angebracht erscheinen, einmal aus dem Gewirr der täglich in der Herstellung an uns herantretenden Erfordernisse heraus sich zu besinnen und den ganzen Weg des Arbeitsprozesses am Buche von etwas erhöhtem Standpunkt aus zu überschauen. Die tech nischen Einzelheiten sollen dabei ganz außer acht gelassen werden. Es ist wirklich ein Weg, den das Manuskript genannte Blätter bündel gehen muß, bis es als ausliefcrungsfertiges Buch daliegt, und wie eine Landkarte uns die Wege draußen bringt, so vermögen auch wir den Weg des werdenden Buches auf »Karten« zu fixieren, sodaß wir zu jeder Stunde sagen können, an welcher Stelle seines Weges es sich befindet. Der gesamte Komplex der in der Herstellung laufenden Arbeiten muß für jedes einzelne Werk durchsichtig wie Glas sein, d, h, man muß in wenigen Minuten den augenblicklichen Stand der Herstellungsarbeit bis in die Einzelheiten hinunter festzustellen vermögen. Das Mittel dazu sind die schon erwähnten Karten, ein durchdachtes Shstem von Kartotheken, deren Jneinandergrcifen und Miteinander verbundensein eine Art wirklichen Lebens in ihnen sich ent wickeln läßt. Im folgenden soll der Weg eines werdenden Buches durch die Kartotheken der Herstellung verfolgt werden. Es wird nichts grundsätzlich Neues gezeigt werden; der Wert der Darstellung soll nur in der Veranschaulichung, der Sichtbar machung eben des Weges liegen, wie schon einmal gesagt: ohne technische Einzelheiten und in der Darbietung erprobter Karten zur Nachprüfung im eigenen Betriebe, Wenn cs zur Folge hat, daß der und jener dadurch seine Karten einmal mit anderen Augen ansieht und Freude an ihrer ordentlichen Führung be kommt, so ist der Zweck dieser Zeilen erreicht. Die Karten sind für die Arbeit in einem kleinen bis mittelgroßen Verlage be rechnet und in Einzelheiten leicht für die eigenen Bedürfnisse abzuändern. Das Format der großen ist VM-Format L 5, der kleinen ^6 (Weltpostkartenformatl. Sie sollen mit ihren genauen Bezeichnungen für sich selbst sprechen und bedürfen nur kurzer Erläuterungen, Wer sie sich vor dem Weiterlesen gründ lich ansieht, wird im darunterfolgenden Text dann nur eine Kontrolle der Richtigkeit seiner Auffassung zu sehen haben. 109