Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19150130
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191501304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19150130
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-01
- Tag1915-01-30
- Monat1915-01
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
24, 30. Januar 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nachfrage nach religiöser Literatur stärker gewesen zu sein, wäh rend sonst das vaterländische und das Interesse für den Krieg überwiegen. In einem der Regensburger Berichte heißt es: »Bücher vaterländischen Inhalts, namentlich über den Krieg, wurden bei der Auswahl bevorzugt; eine Steigerung des Ab satzes religiöser Literatur kann ich keineswegs feststellen. Am meisten verkaufte ich hier von Neuerscheinungen die auch sonst gangbaren Romane von Bartsch, Greinz u. a. Daneben gingen gut ab die kleinen Büchlein aus dem Verlag Langen, wie ,Lena Christ, Die Bayern anno 14' u. a., ferner das ,Deutsche Sol datenbuch' (Verlag Deutsche Bibliothek, Berlin), ,Das Kriegs- llederbuch' im Xenicn-Verlag und die kleinen Kriegsbücher, Ge dichte und ähnliches aus Diederichs' Verlag.« Einer Bayreu - lher Antwort entnehmen wir ähnliche genauere Angaben: »Vaterländische und religiöse Literatur beherrschten das Ganze. Von Chamberlains Kriegsaufsätzen verkaufte ich in 14 Tagen 400 Stück, von Hans von Wolzogens Gedichtbüchlein ,Dom Kriege zum Frieden', das erst am 21. Dezember erschien, täglich 30 Exemplare (durch persönliche, in den Tageszeitungen mittels Inserats erfolgte Bekanntmachung). Von Romanen wurden vor zugsweise -Herzog, Das große Heimweh' und -Bloein, Das ver lorene Vaterland' gekauft«. In einem Falle wird auch Nachfrage nach Klassikern (Körner, Kleist, Schiller usw. bevorzugt) gemeldet. Auf dem Gebiete des Jugendschristenabsatzes entspricht im all gemeinen das quantitative Ergebnis den allgemeinen Umsatzver hältnissen. Qualitativ ist fast überall eine starke Einwirkung des Krieges zu spüren. Das vaterländische, in Einzelfällen auch das religiöse Moment spricht sehr stark mit. In einem der Berichte heißt es: »Der Absatz an Jugendschriflen war nicht gerade schlecht. Ausfallend ist die mehr und mehr abnehmende Nach frage nach Büchern, die nicht auf realem Boden fußen (Märchen, Sagen, phantastische Abenteuer), und die steigende Nachfrage nach dem Gegenteil (naturwissenschaftliche, technische Bücher)«, in einem anderen: »Außer vaterländischen Jugendschriften (Prom- ber, Im Kampf ums Vaterland, Schorn, Treufest vereint, Lang, Feldgrau, u. a.) wurden merkwürdigerweise fast immer teurere Jugendschriften (Das neue Universum, Weltpano rama, Der gute Kamerad) bevorzugt«. Das ist eine Einzel- bcobachtung. Im allgemeinen wurden die billigeren Erscheinun gen aus Sparsamkeitsrücksichten stärker verlangt. Der Versand von Büchern ins Feld war meist mäßig, nur in Einzelfällen leb haft und beschränkte sich auf die bereits genannten Erscheinungen billiger Literatur und Zeitschriften. Eine Handlung hat wieder, holt das Bloemsche Buch in die Schützengräben geschickt, eine andere in größerer Anzahl die »köstlichen« Kriegsbriefe von »Karlchen«. Der ausländischen Literatur gegenüber verhielt sich das Publikum teilnahmlos und ablehnend. Ein stärkeres Ver langen nach der Beratung durch den Buchhändler ist vielfach zu spüren gewesen. Der Einfluß von Warenhäusern, auch der nichtan- geschlossenen, machte sich nicht stärker als sonst bemerkbar. In einem der Regensburger Berichte heißt es dagegen über die Kolportagebuchhändler: »Für den Vertrieb von Lieserungs werken über den Krieg wurden viele neue Kolportagebetriebe er- öffnet; wir haben uns bei einer bekannten großen Verlagsfirma beschwert, daß sie uns Sortimentern Schneider und ähnliche Herrschaften als neue Kollegen geschaffen hat, leider ohne direk ten Erfolg«. Man ist der Ansicht, daß diesen Konkurrenzgeschäf ten schwer beizukommen ist, solange sie den Verlag auf ihrer Seite haben. Über die Konkurrenz vonVereinsbuchhandlungen, »die unter dem Mantel der Wohltätigkeit buchhändlerische Geschäfte betrei ben«, wird fast von allen Seiten geklagt. Gegenmaßregeln schei nen aber nicht ergriffen worden zu sein. Der Zeitungsbuchhan del ist in Bahem, dank der Rührigkeit der dortigen Organisa tionen, nicht besonders stark verbreitet. Die von religiösen Ver einen ausgeübte Konkurrenz wird als geringfügig bezeichnet. »Dagegen gab in Augsburg das Organ des Vereins für innere Mission, das -Evangelische Gemeindeblatt', wieder eine Zusam menstellung guter billiger Literatur heraus, und verwies auf die Buchhandlungen amPlatz.« Unzulänglichkeiten und Erschwerungen des Betriebes, mehr durch die Paketpost als die Eisenbahn, kamen fast überall vor, ließen sich aber ertragen. An sonstigen Beobach tungen verzeichnen wir aus Weiden (Oberpfalz): »Der große Umsatz in Kriegschroniken und Kriegskarlen hat den Schaden des Krieges (Abbestellung von Zeitschriften) wieder ausgegli chen«, aus Bayreuth: »Der Krieg ist wie nichts geeignet, auf die geistige Kost des Publikums befruchtend zu wirken und zum Lesen guter ernster und religiöser Literatur anzu eifern«, aus der gleichen Stadt: »Ich habe den Eindruck gewon nen, daß 1. die Kriegslileratur großes Interesse und Umsatz gebracht hat, 2., daß sich das Publikum auf seine deutschen Bücher besonnen hat, 3., daß das Publikum insolge der ausfal lenden Vergnügungen, Theater, Konzerte usw. (namentlich Ber- einsfeste und Tanz!) mehr Zeit zum Lesen und mehr Geld — zum Kausen hat!«; aus Nürnberg: »Das Publikum ist stets für g u t e L i I e r a 1 u r als Geschenke zu erwärmen«; aus Zwei brücken: »Mögen die Berufsgenossen an allen Orten sich die von mir wiederholt gemachte Beobachtung zu Herzen nehmen, daß durch geschickt abgefatzte Mitteilungen an die Octspresse über Bücher, durch Anführung von allgemeine Aufmerksamkeit findenden Stellen aus jenen, der Verbreitung von Literatur und damit dem Buchhandel viel mehr genützt wurde, als durch ellenlange Bllcherbesprechungen, die vielfach gar nicht gelesen werden, also den Kreis der Bücherkäufer gewiß nicht erweitern. Hier sollte, unter Hinzuziehung der Hilfe unserer Pceßstelle, nach haltiger gewirkt werden als seither«. Kleine Mitteilungen. Die Buchhändler-Lehranstalt zn Leipzig beging den Geburts tag des Deutschen Kaisers durch eine schlichte stimmungsvolle Feier, zu der sich Lehrer und Schüler im Saale des Deutschen Buchhändler- Hauses vereinigt hatten. Ausgezeichnet war die Feier durch die An wesenheit des jetzigen Vorstehers des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, Herrn Richard Linnemann, und des Vorsitzenden des Schul ausschusses, Herrn Hcrrmann Tcgcner. Tie Festrede hatte Herr Han delslehrer Otto Heyde übernommen. Der Redner schilderte in Er innerung an die grosse napoleonische Zeit den Wiener Kongreß. Am Schlüsse der Rede gedachte er des denkwürdigen Tages in der Welt geschichte, an dem unser Kaiser seinen Geburtstag im Felde inmitten seiner Soldaten feiern mutz. Mit einem Gebet für Kaiser und Reich schloß der Redner seinen Vortrag. Jubelnd stimmten die An wesenden ein in ein kräftiges Hurra auf die kaiserliche Familie, unser tapferes Heer und unser geliebtes Vaterland. Gesänge und Dekla mationen halfen die Feier verschönen. Die neue Moratoriumsverordnung iu Österreich. — Die in Öster reich bisher gültigen Bestimmungen über das Moratorium, die eine gesetzliche Stundung für privatrcchtlichc, vor dem 1. August 1S14 ent standene Geldforderungen bis zum 81. d. M. vorsahen, gleichzeitig aber auch Teilzahlungen, und zwar des zweiten Viertels der bis Ende Ok tober 1914 fällig gewordenen Forderungen vorgeschrieben hatten, sind nunmehr, wie der Dcutsch-Österrclchisch-Ungarischc WirtschastSvcrband i» Berlin mitteilt, durch eine neue Kaiserliche Verordnung vom 28. Januar 1915 ersetzt worden. Diese fünfte Moratoriumsverordnung regelt die Stundung für die nächsten vier Monate und schreibt im Ein klang mit den Grundsätzen der geltenden Verordnung vor, daß im Februar und April 1915 je ein weiteres Viertel der Forderungen, die im August 1914 oder früher sällig geworben sind, und Im März und im Mai 1915 je ein Viertel der Forderungen zu begleichen ist, die im September und Oktober 1914 fällig wurden. Außerdem wird für den April d. I. die Zahlung des zweiten Viertels der November- Fälligkeiten vorgeschricben, so daß bis Ende Mat 1915 die Fällig keiten bis einschließlich Oktober 1914 ganz, die November-Fällig keiten zur Hälfte getilgt sein sollen. — Der Deutsch-Ostcrreichisch-Un- garischc WirtschastSvcrband in Berlin (Berlin V, Am Karlsbad 19l unterrichtet Uber alle Einzelheiten. Der Allgemeine Deutsche Musikvercin läßt das im kommenden Frühjahr angesetzte 5V. Tonkünstlerfest aussallen. Ferner teilt er mit, daß er zwei ausländische Mitglieder ausgeschlossen habe: Saint-Saöns und Jacques Dalcroze. Ersterer habe sich 1911 zur Mitwirkung an der Liszt-Feier des Vereins in Heidelberg be reit erklärt, »um alte Mißverständnisse aus der Welt zu schassen«, und sel damals Ehrenmitglied geworden. Da er nun aber wieder gegen das Deutschtum im allgemeinen wie gegen die deutsche Musik im be sonderen, und zwar in häßlichster Form protestiert habe, sei sein Name gestrichen worden. Jacques Dalcroze sei aber ausgeschlossen, weil er den albernen »Protest gegen deutsche Barbarei« unterzeichnet habe, ob wohl er von dessen Unwahrheit überzeugt sein mußte. 119
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder