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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1915
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- 1915-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1915
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- Deutsch
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nachtsgeschäst Schlüsse ziehen kann auf den weiteren Geschäfts« gang im Kriegsjahre 1915. Das Weihnachtsgeschäft ist nach meiner Ansicht, wenigstens was den hiesigen Platz betrifft (nur über diesen kann ich momen tan meine Erfahrungen bekanntgeben), vollständig unabhängig von allen anderen Büchergeschäften des ganzen Jahres. Leute, die das ganze liebe Jahr nicht für einen Pfennig vom Buchhänd ler gebrauchen, erscheinen zur Weihnachtszeit, um irgendeine Ju gendschrift, ein Bilderbuch oder dgl. zu erstehen. Freilich kommen auch Kunden, die ihren Bedarf jahraus, jahrein beim Buchhänd« ler decken, zu Weihnachten und kaufen irgendeine Kleinigkeit! gegenüber den eigentlichen Wcihnachtskäufern tritt aber diese Kundschaft, was ihre Zahl anbelangt, zurück. Bei dem jüngstverflossencn Weihnachtsfeste fehlten beim Ge schenkeinkauf vor allem die Offiziere des stehenden Heeres und alle sonstigen im Felde stehenden Beamten, Professoren, Leh rer usw. Leider haben auch die Familien derselben, selbst wenn kein Todesfall zu bedauern war, sowohl für den Weihnachts- bücherkauf als auch für die übrige Zeit seit der Mobilmachung gänzlich versagt; gerade die Offtziersfamilien, die jetzt doch zum Teil über doppeltes Einkommen verfügen, bestellen und kaufen beim Buchhändler — nichts! Der furchtbare Krieg hat seine Schatten schon jahrelang vorausgeworfen, so daß deshalb in den letzten Jahren von einem frischen, fröhlichen Geschäft nicht mehr die Rede sein konnte; es war nur ein Vegetieren zu nennen. Infolgedessen waren auch die Weihnachtsverkäufe der letzten drei Jahre sehr bescheidener Natur. Für den hiesigen Platz kamen auch noch sehr mißliche Verhältnisse durch die Errichtung eines großen Warenhauses hinzu, das große Schädigung für den regulären Sortimentsbuch handel im Gefolge hatte. Zieht man diese bescheidenen Weih nachtsverkäufe in Betracht, so mutz ich feststellen, daß die Kriegs Weihnachtszeit besser war als die Weihnachten der letzten Jahre. Das Gesamtergebnis ist ungefähr: zu Weihnachten 1914 wurden für einige hundert Mark mehr gekauft als früher, der Gesamtumsatz der zweiten Hälfte des Jahres 1914 blieb dagegen um einige.tausend Mark zurück! Gott gebe, daß der schreckliche Krieg bald zu Ende geht und nach glücklichem Ausgang für Deutschland und Österreich auch dem notleidenden Sortiment eine bessere Zukunft durch Aufschwung des Handels erwächst!« Im einzelnen lauten die Antworten auf die Frage über die Einwirkungen des Krieges auf das Weihnachtsgeschäft in den bayerischen Provinzstädten doch noch günstiger als die meisten aus dem übrigen Deutschland: »Der Krieg hat das diesjährige Weih nachtsgeschäft, wie vorauszusehen war, ungünstig beeinflußt; der Absatz in Gefchenkliteratur war ungefähr um ein Viertel geringer als im Vorjahre. Der Einkauf des Publikums hat um gut acht Tage später eingesetzt als sonst. In den letzten acht Ta gen vor dem Fest war der Ladenverkehr beinahe so lebhaft wie sonst zu jener Zeit. Der Absatz beschränkte sich aber im Gegen satz zu früheren Jahren fast durchweg auf billigere Bücher: Werke über 5 fanden diesmal wenig Käufer; der Hang zum Sparen trat offenkundig zutage.« »Der Gesamteindruck ist der, daß Heuer noch weniger als in den vorhergehenden Jahren bessere und größere Werke und Gegen st ände ge kauft wurden. Das finanzielle Ergebnis blieb aber hinter den Vorjahren nicht wesentlich zurück.« »Wider Erwarten ist das Weihnachtsgeschäft, namentlich in Nebenbranchen (Papier), nicht viel hinter dem Vorjahre zurückgeblieben.« So lauten die Be richte aus Regensburg. Ferner verzeichnen wir an Äuße rungen aus anderen Städten: Weiden: »Der Krieg hat wenig Einbuße für das Weihnachtsgeschäft gebracht. Der Umsatz war beinahe so groß wie 1913«. Bamberg: »Es wurden rege Ju< gcndschriften gekauft, die sich auf den Krieg bezogen, das Weih nachtsgeschäft war etwas besser als das vorjährige, das ja leider ganz miserabel war«. »Nicht viel schlechter als im Vorjahre« lautet ein anderes Urteil aus dieser Stadt. Bayreuth: »Der Krieg hat hier das Weihnachtsgeschäft zweifellos belebt. Der Barumsatz im Dezember hat den des Vorjahres mindestens um das Doppelte überstiegen.« »Die Kriegsliteratur hat das Ge schäft stark belebt, und das finanzielle Ergebnis ist !m Vergleich 118 zu den Vorjahren ein entschieden besseres und größeres gewesen.« Erlangen: »Es setzte verhältnismäßig spät ein, daher drängte sich die Arbeit auf die letzte Zeit zusammen. Die letzten Tage, besonders am Heiligabend war das Geschäftsehr leb haft. Barverkauf im Dezember 83V-vom Barverkauf des Dezember 1913, in Rechnung war der Umsatz nicht ganz ein Dri- tel des im Jahre 1913 erzielten. Im ganzen betrug der Umsatz im Monat Dezember nicht ganz die Hälfte des Vorjahres. Große Werke wurden sehr wenig gekauft.« »Nach Gefchenkliteratur war wenig Nachfrage, umsomehr nach Zeitschriften, Karten und den Krieg betreffenden Werken. Dennoch ist eine kleine Steigerung des Betrages gegenüber dem Vorjahre bemerkbar ge wesen.« Fürth: »Die Bareinnahme für wirkliche Bar einkäufe im Laden war etwa der vorjährigen gleich.« Nürnberg: »Das Geschäft setzte später ein als sonst und kann mit einem Zweidrittel-Geschäft bezeichnet werden«. Würzburg: »Das Weihnachtsgeschäft war dem früherer Jahre fast gleich, nur wurden weniger große Stücke (Lexika, Kompendien, Sammelwerke) gekauft«. Kempten: »Das finanzielle Ergebnis des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes blieb gegen Lg °/o hinter dem Vorjahre zurück«. Augsburg: »Der Krieg hat hier das Weihnachtsgeschäft insofern ungünstig be einflußt, als einerseits ein erheblicher Teil der Männer, die im großen und ganzen mehr literarische Interessen haben, im Felde stand, während andererseits ein großes Sparbedürfnis sich gel tend machte. Immerhin war das Gesamtergebnis nicht schlecht, doch fehlten die großen Posten«. Zweibrücken (Pfalz): »Kundcnzahl im wesentlichen die gleiche, dagegen vielfach Ein schränkung der bisherigen Höhe der Bezüge«. Besondere, den Zeitverhältnissen angepaßte Reklame ist wenig gemacht worden. Aus Erlangen wird von einer Weihnachtsausstellung berichtet, jedoch ohne nähere Erwähnung des Erfolges. Eine Bay reuth er Firma hat mit Zeitungen und Plakaten gearbei tet, mit denen sie gute Erfolge hatte. Sie ist der Meinung, daß die von ihr lancierten Zeitungsartikel »Wie halte ich die Er innerung an diese große Zeit fest?« und »Lest deutsche Dichter und Denker!« entschieden Interessenten für Zeitltteratur gebracht haben. »Hiesige Zeitungen«, heißt es weiter, »haben über den Buchhandel und das Buch wohlwollende Artikel gebracht«: aus Nürnberg: »Die hiesigen Zeitungen brachten ziem lich häufig Besprechungen von Novitäten«; aus Zwei brücken: »Das Hauptblatt am Platze, der .Pfälzische Merkur', steht den Bestrebungen des Buchhandels, u. a. durch Abweisung sogenannter Vertrieb,sanerbieten, freund lich gegenüber, was teilweise auf Aufklärung der Redaktion von buchhändlerischer Seite zurückgeführt werden darf.« In einem Falle befindet sich die Zeitung im Besitze der Konkurrenz, in einem anderen (Bamberg) haben die Zeitungen selbst Landkarten und Kriegswerke Vertrieben, »ohne den Buchhandel hierzu zu ge brauchen«. Eine Augsburger Firma schreibt: »Ich legte den Weihnachtskatalogen die im Buchhandel Wohl allgemein bekannte kleine Aufmunterung aus der Feder vr. Lhotzkys bei. Fer ner veranlatzte ich einen befreundeten Pfarrer, einen kleinen Ar tikel für eine hiesige Zeitung zu schreiben, der unter dem Titel »Gute Bücher — gute Freunde« sich gegen das Verleihen der Bücher und gegen jedes Sparen an geistiger Nahrung wendete. Außerdem erließen einige Firmen am Platze ein gemeinsames Inserat des Inhalts: »Das einzige Weihnachtsgeschenk, das nicht als Luxus gelten kann, ist ein gediegenes Buch. Reiche Aus wahl und freundliche Beratungen in den Buchhandlungen usw.« In vielen Städten scheint es an Versuchen gefehlt zu haben, die Lokalpresse für das Buch und den Buchhandel zu erwärmen. Wo es geschehen ist, ist der Erfolg meist nicht ausgeblieben. Zwar heißt es in einer aus Regensburg stammenden Antwort, daß die Tageszeitungen weniger als sonst zugänglich gewesen seien, weil sie durch Aufnahme von Gratisinseraten für Liebesgaben, öffentliche Aufrufe, nötige Texterweiterungen und Mangel an bezahlten Inseraten ohnehin stark in Mitleidenschaft gezogen würden. An öffentlichen Stellen, bei Vereinen usw. scheint weder Unterstützung nachgesucht, noch gewährt worden zu sein. Der Einfluß des Krieges auf die Auswahl der Geschenkwerke ist unverkennbar. In katholischen Gegenden scheint teilweise die
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