Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19330302
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193303026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330302
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-03
- Tag1933-03-02
- Monat1933-03
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zeigen etwas ganz anderes als Herr 6, der diametral entgegen gesetzter Ansicht ist, und deshalb hat er mit seiner Äußerung bis zu einem gewissen Grade recht, von seinem Standpunkt aus. Besonders beglückend sind für uns aber die Fälle, in denen dritte Firmen uns Vorwürfe machen über den Satz von An zeigen, die wir gar nicht selbst gesetzt haben, sondern die uns als Matern eingesandt wurden. Am schwierigsten liegen oft die Dinge dort, wo ein Werbe spezialist oder ein ähnlicher Fachmann mit der Überwachung der Anzeigenreklame beauftragt ist. Bezeichnenderweise sind gerade die tüchtigsten dieser Fachleute bereit, etwaige Gegen vorschläge der Druckerei wenigstens objektiv zu prüfen, aber eine allzu große Zahl glaubt sich etwas zu vergeben, zumal wenn die wirkliche Sachverständigkeit mangelt. So nimmt cs nicht wunder, daß sich Dinge ereignen, die beispielhaft an einen: krassen Fall erläutert werden sollen: Ein Verlagshersteller be schwerte sich, daß man seine Vorschriften nicht erfüllt habe, er verlange genaue Befolgung seiner Angaben, sonst müsse er Bezahlung der Anzeige ablehnen. Als alle mündlichen Vor stellungen nichts fruchteten, ließ ich die von ihm beanstandete Schlagzeile, die er sich etwa i; om lang gedacht hatte, in Schrift und Grad nach seiner Vorschrift absetzen, und der Gute stand beschämt da, weil er bekennen mußte, daß seine Zeile eine Länge von 52 om bekommen hatte. Ich sagte schon, daß ich hier einen sehr derben Fall ins Auge faßte; in kleinem Stile wiederholen sich solche Jrrtümer sehr oft. Das kann nicht ausbleiben, denn kein Mensch kann diese Dinge auf die Dauer sicher im Gefühl behalten, wenn er nicht regelmäßig mit dem Material arbeitet. Es wäre zu begrüßen, wenn man, und nicht nur im Börsen blatt, seitens des Verlages dem Drucker wieder mehr Verant wortung überließe für die Gestaltung seiner Arbeit und ihn nicht so stark durch Künstler oder Werbechefs einengte. Denn hierin liegt doch die alte, eigentliche Aufgabe der Buchdruckerei. Nimmt man ihr die Verantwortung ab, so schwächt man auf die Dauer ihre Leistungsfähigkeit. Dem Künstler aber bleibe die wichtige Rolle des Anregers und Befruchters. Einen Teil dessen, was ich mir unter einer würdigen Ge staltung des Börsenblatts vorstelle, hat die Druckerei in der Jubiläumsnummer vom 2. Januar iyzz gezeigt. Allerdings - diese Nummer trug ein Sonntagsgesicht. Sie wurde mit mehr Ruhe hergcstellt, als das sonst möglich ist. Für den Alltag ist ein solcher Herstellungsgang nicht möglich, wenn man dem Börsenblatt nicht einen der wesentlichsten, auch wieder für einen Teil des deutschen Verlages typischen Charakterzüge nehmen will: seine Aktualität. Im allgemeinen haben ja Firmen wie der Insel-Verlag, S. Fischer u. a. für ihre Anzeigen einen Stil gefunden, der un gefähr dem entsprechen dürfte, was man sich unter der gefor derten würdigen Repräsentation vorstellt. In Wirklichkeit ver körpern sie damit aber nur ihren Begriff von Werbung, der Literatur entsprechend, die sie verlegen. Ebenso tun das z. B. die Anzeigen von Georg Thieme, die im Gesamteindruck schon eine weit kühlere Atmosphäre haben als jene. Könnte man von einem nationalsozialistischen Verleger verlangen, daß er auf die Anbringung des Hakenkreuzes verzichtet, weil es sich viel leicht typographisch nicht befriedigend einordnen läßt? Soll der Verleger eines ReißerS darauf verzichten müssen, sein Buch reißeklsch zu inserieren, nur weil seine Anzeige dann, neben eine etwa von Hiersemann zu stehen kommend, das Auge Tiemanns oder Carl Ernst PoeschelS kränken könnte? Da ich mich auf den Standpunkt stelle, daß das Börsenblatt in erster Linie ein Verkaufsvermittler für den Verlag sein soll, so komme ich zwangsläufig zu dem Schlüsse, daß es relativ belanglos ist, ob die Anzeigen des einen Verlages den Her stellern anderer ästhetisches Vergnügen bereiten oder nicht. Es ist aber von Bedeutung, daß z. B. ein wissenschaftlicher Sorti menter beim Durchsehen des Blattes auf den ersten Blick er kennen kann: Hier handelt es sich um Anzeigen von Springer oder anderer wissenschaftlicher Verleger, und so fort mntatis mutanäis. Er wird das Blatt um so lieber benutzen, je klarer und übersichtlicher ihm der ihn interessierende Stoff dargebracht wird. In diesem Rahmen allerdings lassen sich im Sinne von Frau Or. Meiner noch mancherlei Dinge bessern. Man erreicht wohl das meiste, indem man, wie meine Firma es seit Jahren tut, in zäher Einzelarbeit den Verleger zu überzeugen versucht, daß er seinen: Absatz nützt, wenn er seinen Anzeigen mit unserer Hilfe einen gewissen Stil verleiht. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich sage, daß die Früchte dieser Arbeit in den Jahren seit 1926 allmählich mehr und mehr sichtbar geworden sind. Allerdings fehlt heute noch eine breite Aufklärungsarbeit darüber, daß An zeigen, die von oben bis unten mit kleinstem Satz vollgepackt sind, wenig Gestaltungsmöglichkcitcn zulasten, daß sie aber deshalb auch mit ihrem Werbeeffekt oft neben das Ziel schießen. Aber vor allen Dingen: Gut Ding will Weile haben. In dem Tempo, das von meiner Druckerei häufig verlangt wird, ist eine einwandfreie Bearbeitung des Stoffes eben nicht zu leisten. Geht der Inserent zu einer anderen Druckerei, so läßt er ihr wenigstens einen Tag Zeit zum Satz und zur Herstellung der Mater. Gönnt man uns dieselbe Zeit, so wird das Ergebnis zun: mindesten nicht schlechter sein. Was nun die Textschrift des Blattes anbelangt, so lassen sich natürlich viele andere Typen finden, kaum aber eine leichter lesbare. Bei einer eventuellen Absicht zum Wechseln sollte man dieses Moment nicht außer acht lassen. Auch für die Kolumnen titel lassen sich vorteilhaftere Lösungen denken. Im übrigen gilt für Werk- wie für Akzidenzschriften der Satz, daß die deutschen Druckereien in: Begriff sind, an einem Vielzuviel ganz ähnlicher Schriftschnitte zu ersticken. Hier böte sich einmal ein fruchtbares Arbeitsfeld für die Rationalisierung. Ich würde es übrigens für wünschenswert erachten, wenn man solche Änderungen von langer Hand sorgfältig vorbereitete und, ohne sich zu übereilen, durchführte, wenn der langersehnte wirtschaftliche Anstieg sichtbar eingesetzt hat. Zeiten so furchtbarer wirtschaftlicher Depression benutzt man nicht gsrn zu umfang reichen Umstellungen. Deshalb bin ich auch nicht der Auffassung, daß man in der ganzen Frage zu einer schnellen, a kemxo sicht baren Erneuerung kommen kann. Nur mit nie ermüdender Klein arbeit kann das erstrebte Ziel auf die Dauer erreicht werden. Und jeder kritische freundwillige Helfer sei gewiß des Dankes aller, die an dem Blatte arbeiten. Erich Seemann. 147
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder