Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. , Herausgegeben von den - Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Redactcur: Oe, I. A. Bergt. Commissionnair: A. Frohberger. Freitag, den 19. September 1834. Buchhandel. Ucbcr B ü ch e r a n z e i g e n. In Nr. 30. des Börsenbl. wurde mit Recht dar über geklagt, daß das Bücheranzeigen jetzt sehr kostspie lig sey und einen großen Thcit des Gewinnes verschlinge, welchen etwa der Verleger von einem Buche mache. Es sind hieran aber weniger die hohen Einrückungsgebühren einzelner Zeitungen als der Umstand schuld, daß man jede Anzeige in so viele verschiedene Blätter einrücken lassen muß, um mit einiger Zuversicht voraussetzen zu können, daß dieselbe in allen Gegenden Deutschlands verbreitet und gelesen werde. Um diesem beschwerlichen und verderblichen Uebel abzuhelfen, das sich mit der jährlich bedeutend steigenden Anzahl der Zeitungen, Pro vinzial- und Intelligenz-Blätter stets mehrt, ist vor einigen Jahczehnden das Beilegen von besondern Ankün digungen zu den Zeitblättcrn aller Art in Gang gebracht worden. Wir können uns aber wohl nicht verhehlen, daß das Publicum die Ueberschwemmung mit dergleichen fliegenden Blättern sehr überdrüssig geworden ist, und selbst diejenigen Verleger, welche die erforderliche große Masse solcher Ankündigungen jedes neuen Verlagswerkes in eigenen Druckereim noch so wohlfeil Herstellen, wer den höchstens nur bei sehr bedeutenden und größeren Un ternehmungen sich für die Kosten dieser AnkündigMgsart belohnt finden, welche besonders auch dadurch erhöht werden, daß wohl die wenigsten Zeitungsinhaber die ex forderliche Anzahl von Beilagen zu der Auflage ihrer Blätter, aus nahe liegenden Gründen, ganz ehrlich cm- gebcn '). ') Die meisten Beilagen werden auch von den ersten Lesern oft zmiickbchalten, und die lehren bekommen sie nicht ein- 1- Jahrgang. Das beste Mittel zur Abhülfe der Anzeigenoth läge unstreitig in der Herstellung und gelungenen Durchfüh rung eines allgemeinen Jnrelligenzblattes für ganz Deutsch land, dessen Herausgeber cs verstände, demselben für das ganze deutsche Publicum dasjenige Interesse zu ge ben, welches die örtlichen und Provinzial-Blätter, ohne Rücksicht aus Bildungs- und Standes - Unterschied, für Jedermann zu haben pflegen. In einem solchen Blatte, das seine eigene Abtheilung für die Literatur und die Ankündigungen neuer Erscheinungen auf deren Gebiete haben müßte, würden unsre Anzeigen sicher mehr Be rücksichtigung finden als in den Anhängen und Beila gen zu politischen und andern Zeitungen, oder in rein literarischen Anzeigeblättern; und es bliebe außerdem nur noch nöthig, Werke, die nur bestimmte Fachgegenstände behandeln, auch in den Haupkzeilschristen für jedes Fach anzuzeigm, an denen cs nicht fehlt. Ein solches Jntel- ligenzblatt müßte aber, nach meinem Dafürhalten, über haupt darauf ausgehen, zwischen allen Ständen und Be- rufskrcisen des bürgerlichen Lebens ein fortdauerndes Ver- ständniß zu vermitteln, aus jedem deutschen Staate, aus jedem Fache des Wissenschaslsreichcs und aus jedem Felde der Gewerks- und Handelsthätigkeit nur dasjenige mitzutheilen und zu besprechen, was auch für die Ande ren anziehend und nützlich sepn könnte, und sich entfernt halten von politischen Raisonnements, von gelehrten Un tersuchungen und von religiösen Streitigkeiten. Dasselbe müßte jedem seiner Leser täglich wenigstens Etwas dac- bieten, was ihn anspräche, belehrte oder aufmunterte, und ihm dahei aus der Nähe und Ferne Kunde von allem demjenigen bringen, was für seine Berufsthätig- keit auf irgend eine Weise förderlich seyn oder werden kann. Auf etwa einem Bogen täglich läßt sich viel zu mal zu Gesicht. Viel« lesen sie auch nicht, wenn sie groß sind, weil Zeitersparnis ein Gewinn ist, nach dem mau mehr als je geizt. D. Ncd. 38