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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1834
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1834-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1834
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- Deutsch
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741 — kennt sein Schicksal; die Zeit muß mit Arbeiten, mit Arbeiten für die Handlung hingcbracht werden, mit geisteinschläfernden Arbeiten; Niemand darf daran den ken, daß er selbst einen Geist habe, einen Geist, der ihn stündlich mahnt, seiner nicht zu vergessen, der im mer mehr von den außer Cours gesetzten Kenntnissen zusammenfällt. Da nun Schul- und Lehrzeit nicht hinreichcn, von dem, was in genanntem Aussatze gefordert wird, auch nur den vierten Theil zu erlernen, was bleibt da noch übrig? -— Die Gehülfenjahre! — Mancher baute hier auf und sah sich betrogen. Die Jugend fliegt schnell dahin und mit ihr gewöhnlich — die Lust zum Lernen; wird cs anders seyn, wenn der Lehrling Gehülfe wird? -— Aber auch abgesehen hiervon, so bekoinmt der Ge- hülfe — Lohn, und der Principal verlangt dafür, wie billig, Arbeit; wollte sich nun der Commis noch aus bilden, Stunden nehmen, sich darauf präpariren u. s. w., so würde dieses der Principal nicht gern sehen, sondern lieberJemanden nehmen, der ihm mehr leistete, und wie hier, so würde cs dem Lernenden auch in andern Hand lungen ergehen; ohnedies soll ein Commis schon Kennt nisse mitbringen und nicht erst noch als solcher lernen; das wird verlangt. Kann Jemand dieses aber unter den oben angeführten Umständen? — Entweder lasse man dem Lehrlinge (der Sinn zum Lernen hat, denn Andere können nur getrost vom Buchhandel bleiben) mehr Zeit zu wissenschaftlichen Beschäftigungen, oder der Verfasser des mehrerwahnten Aufsatzes stehe von seinen Forderun gen ab. Welches würde das Beste sepn? — Ucbcr die große Vermehrung der Buchhändler. Mit der Zunahme der Bevölkerung werden alle Ge werbe zahlreicher; wo mehr Bedürfnisse sind, da sucht man auch mehr Mittel zu ihrer Befriedigung, aber alles hat seinZiel, und es giebt gewisse Grenzen für alle Ge schäfte, welche man nicht ohne Gefahr und ungestraft überschreitet. So hat seit dem Anfänge dieses Jahr hunderts die Anzahl der Buchhändler, besonders aber seit 14 bis ig Jahren um mehr als die Hälfte zuge- nommcn, und wo sonst kein Buchhändler wohnte, da leben gegenwärtig zwei bis drei. Leipzig hat jetzt gewiß sOO Buch-, Musikalien- und Kunsthandlungen, da zu Ende des vorigen Jahrhunderts kaum die Hälfte hier war. Nun ist zwar diese Stadt der Mittelpunkt alles literarischen Verkehrs; was nirgends zu finden ist, das schafft Leipzig. Manches Buch liegt da auf dem Lager, das aus dem Buchhandel verschwunden ist; fast jeder Buchhändler Deutschlands hat da seine Niederlage und läßt ausliefern, und so darf man sich nicht wundern, daß die Anzahl der Buchhändler in Leipzig sehr zugenommcn hat, weil sie lheils als Commissionaire, theils als Ver- lagsbuchhändlcr sich nähren, und wenn der Handel mit allen Büchern mehr mit dem Buchhandel vereinigt wird, wozu jedoch viel literarische und wissenschaftliche Kennt- 742 niß und Geld erforderlich ist, ft werden noch Manche ihr Glück durch dies Gewerbe machen können. Allein cs scheint doch, daß an manchen Orten die Anzahl der Buchhändler, welche sich daselbst ctablirt haben, zu groß ist; nicht alle können sich ernähren, weil es an Bücherkäufcrn gebricht; man rechnet sonst 16,000 bis 20,000 Menschen auf den Betriebsbezirk eines Buchhändlers, allein in unfern Tagen, wo alles so kostspielig ist, ist dies doch nicht ausreichend. Auch kauft manche Bevölkerung von 20,000 so viel als eine andere von 30,000; indessen kann ein thätiger einsichts voller Buchhändler viel zur Verbreitung des Geschmacks an Literatur und an der Aufklärung beitragen; auch wächst die gegenwärtige Zeugung (Generation) mit mehr Lust und Liebe zu Kenntnissen heran als die vorher gehenden, und man darf mit Grund darauf rechnen, daß manches nützliche Buch mehr gekauft werden wird als sonst, und daß man in allen Gewerben sich tüchtige theo retische Einsichten zu verschaffen suchen wird. Indessen wäre es doch gut, wenn diejenigen, welche sich etabliren wollen, mehr sich und ihren Wirkungskreis berücksichtigten, als es bisher noch der Fall ist. Viele gründen eine Buchhandlung, ehe sie noch die gehörige Erfahrung in ihrem Geschäfte und die erforderliche Men schenkenntnis erlangt haben. Der Verstand kommt nicht immer vor den Jahren; ' eine gediegene Urthcilskraft er fordert lange und viele Uebungen, und man thut nicht wohl, daß man sich so frühzeitig in einem Geschäfte etablirt, das ft viele Kenntnisse, Umsicht und Erfahrung erfordert. Besser ist cs, man lernt die Welt und sein Geschäft allseitiger kennen, ehe man sich mit der Grün dung oder Fortsetzung einer Buchhandlung abgiebt. Der Umgang mit vielen Menschen verschafft einen bestimmten Takt im Handeln und Urtheilen, und man setzt sich nicht so leicht Mißgriffen aus, die oft so gefährliche Folgen haben. Er bildet den Charakter, wie den Verstand, und der Buchhändler bedarf bei seinem Geschäfte beider zu dessen glücklichem Betreiben mehr noch als jeder andere Kaufmann. Er will auf den Geist der Menschen wir ken, will ihr Herz sich gewinnen und wissen, was in wissenschaftlicher, moralischer und politischer Hinsicht das Volk bedarf, wie viele Einsichten und welcher Scharf blick und welche Besonnenheit ist hierzu erforderlich? Viele Buchhändler etabliren sich, ohne das nöthi'ge Vermögen hierzu zu haben. Zwar begünstigt Manchen - das Glück, und der Zufall ersetzt, was das blinde Ge schick versagt hat, allein wer kann auf das bauen, was unter zwanzig Fällen kaum einmal eintrifft? Sey Je mand Sortiments- oder Verlagsbuchbandler, er braucht große Auslagen, wenn er sich etabliren will. Gründet er eine neue Buchhandlung, so gehört viele Zeit dazu, ehe er sich durch Pünktlichkeit im Bezahlen, durch Tha- tigkeit und Einsicht einen rühmlichen Namen verschafft und sich Credit erwirbt. Er muß von dem Seinen Manches zusetzcn und kann erst späterhin wieder auf Ersatz rechnen, wenn er ein Ehren- und Biedermann ist. Derjenige, der sich irgendwo etablirt, muß auch mit dm Menschen und ihren Bedürfnissen, ihrer Lage und 39*
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