Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und für dre mit ihm verwandten Sesrhättsiweige. Hcrausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. ComMssionnair: A. Frohberger. ./V- 40. Freitag, den 3. October 1834. Buchhandel. Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf, Viecpräsidcnt der würtcmbergischcn Kammer der Abgeordneten u. s. w. und Cigenlhinucr der iäotta'schen Bachhandluaa »> Stuttgart u. s >v., geb. den 27. Apri! 1764 und gest. den 29. Deeembcr 1802. Die Lebensbeschreibung eines ausgezeichneten Mannes wird erst dadurch lehrreich, daß man nachweiset, wie er das geworden, was ec gewesen ist, welche Maximen er befolgt, welche Klugheilslehren ihm bei seinen Unter nehmungen zur Richtschnur gedient und welchen Weg er bei seinem Geschäfte eingeschlagen hat. Cotta ist angesehen und reich geworden und hat aus unsere Literatur einen großen Einfluß ausgeübt. Er war Ver leger der Schriften unserer größten Geister, gab mehr als eine Zeitschrift heraus, welche von großer Gewalt auf die Politik waren, und sein Name galt für eine Macht. Wie gelangte er nun zu diesem Einflüsse, und wie wurde er dieses? Vieles laßt sich errathen, aber die meisten Belege zu den Thalsachen, die hier vorliegen, fehlen. Zu Anfänge des letzten Jahrzehndes des 18. Jahrhunderts stand seine Buchhandlung in keinem An sehen, ja der Einsender dieses weiß, daß man sogar mit Mißtrauen mit ihr in Verbindung trat, allein Cotta brachte sie bald zu großem Rufe. Er wandte sich an Einige der größten Schriftsteller unserer Nation, besuchte sie und bot ihnen Honorare, welche die damals gewöhnlichen bedeutend überstiegen. Er gewann Schiller und Göthe, und die erste Frucht dieser Verbindung waren die Horen (1795)- P 0 sselt begann mit demselben Jahre die europäischen Anna len-, aus das Jahr 1797 erschien Schiller's Musen almanach, und späterhin kamen dieMcisterwerke dieses großen > Jahrgang. Dichters bei ihm heraus, so wie Göthe nunmehr seine sammtlichen Werke bei ihm hcrauszugeben begann. Ein Taschenbuch für Damen von Huber trug auch zu Cot- ta's Ansehen bei, und noch spater, 1798, erschien bei ihm die Weltkunde, die Werke von Herder, Johannes Müller, ein Taschenbuch von Wiel and u. A.; alles dieses vergrößerte Cotta's Einfluß und Ansehen, so wie seinen Reichthum. Seine Weltkunde, in den ersten Monaten des Jahres 1798 diesen Namen führend, und späterhin allgemeine Zeitung genannt, zuerst von Dr. Pssselt, dann vom Legationsrathe Huber herausgegeben, wurdevon weltgeschichtlichem Einflüsse, und bei allem diesem bewies Cotta eine Umsicht und eine Klugheit, welche fast allen seinen buchhandlerischen Un ternehmungen einen glücklichen Erfolg verschaffte. — Was nunmehr von seinem Leben folgt, entlehnen wir aus dem neuen Nekrolog von Voigt, 10. Jahrg., und fügen hier und da Berichtigungen bei. Cotta stammte aus einem alten italienischen Adels- geschlechte und wurde zu Stuttgart geboren. Er ver sicherte, ftine Abkunft bis zu dem römischen Geschlechts Cotta, das zur Zeit der Republik blühte, hinauf ver folgen zu können und zählte die Consuln dieses Namens, deren die capitolinischen Marmortafcln erwähnen und die zu einem Zweige der aus den Thron erhobenen Familie der Aurelier gehörten, welche in Aurelia Cotta dem großen Cäsar seine Mutter gab, zu seinen Ahnen. Von der Mitte des 10. bis in die des 11. Jahrhunderts bekleideten Glieder seiner Familie die Stelle eines Gra fen und Lllissuo imxorialis in den Grafschaften Mailand, Pavia und Seprio. Herlembald H. Cotta ward, nach dem er einen Kreuzzug in das gelobte Land mitgemacht hatte, Herzog, Oonkaloniers cii Santa Eliiesa, und wurde vom Papste Urban III. 1195 kanonisirt. Von dieser Zeit an gehörten die Cotta's zu den mächtigsten Familien der Lombardei; sie waren reich an Gütern, verloren dieselben aber, als sie gegen Sforza Partie er- 40