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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1928
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- 1928-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1928
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MrsmbMMmDclMml ViMmiükl. Nr. 257 <N. 136). Leipzig, Sonnabend den 3. November 1928, 85. Jahrgang. RSMwueUer Teil Verkehr über Leipzig. Freitag, der 9, November, ist in Sachsen gesetzlicher Feier tag, Wir bitten dies bei Aufgabe von Bestellungen über Leipzig zu beachten, Verein Leipziger Kommissionäre. Die geistige Krisis und das Buch.*) Bon vr, Friedrich Oldenbourg (München), Jeder Beruf hat seine Tragik. Wenn der Arbeiter seine Arbeitskraft als Einziges hat, womit er sein Leben stützen kann, wenn der Gelehrte gezwungen ist, weitgehend darauf zu verzich ten, Freuden zu genießen, die der übrigen Menschheit nahe liegen, so ist es beim Buchhändler als das Tragische zu bezeichnen, daß er es mit einer Ware zu tun hat, die dem Inhalt nach mit ganz anderen Maßstäben gemessen wird als mit wirtschaftlichen, und wir alle, Verleger wie Sortimenter, erfahren es täglich, daß uns der Zwiespalt zwischen der wirtschaftlichen Wertung, der sich im Preise des Buches ausdrückt, und der geistigen Wertung, die größ ten Sorgen und Unannehmlichkeiten bereitet. Aber meistens ist cs so, daß gerade da, wo der tragische Punkt liegt, auch das erhebende Moment ist, und es ist zweifellos, daß die Beschäftigung mit geistigen Dingen, wie sie uns Buchhändlern aufgenötigt ist, auch wieder gerade das ist, was unfern Beruf schön macht. Aber ebenso ist außer Zweifel, daß die Beschäftigung mit diesen Dingen von unserem Standpunkt aus darunter leidet, daß wir natürlich als Wirtschaftler zunächst geneigt sind, sie sehr von außen her anzu sehen, daß wir uns nicht so sehr bemühen, der Sache aus den Grund zu gehen. Die Ausführungen, die ich jetzt machen möchte, sollen deshalb dem Zwecke dienen, zu versuchen, zu einer etwas vertieften Auffassung unserer jetzigen Lage zu kommen, und zwar in der Hinsicht, daß ich folgende Linie ziehe: Die Ware -Buch ist erfüllt mit dem Geist der Zeit oder soll es sein, und wir müssen uns fragen, wieweit tatsächlich die Dinge für uns mit positivem oder mit negativem Vorzeichen versehen sind. Das Wort -Krisis ist durchaus nicht so eindeutig, wie man zunächst meinen möchte, Fremdwörter haben ja die Eigentümlichkeit, daß sie sehr leicht ihre Bedeutung wandeln, daß sie in den verschiedensten Be deutungen gebraucht werden, und daß dadurch eine gewisse Ver wirrung herbeigesührt wird. Bei dem Wort -Krisis» möchte ich hier nur daran erinnern, daß die Krisis etwa bei einer Lungen entzündung zunächst lediglich den Wendepunkt darstellt, wobei noch gar nicht entschieden ist, ob das, was nun folgt, positives oder negatives Vorzeichen hat. Wenn wir aber -von einer wirt schaftlichen Krisis sprechen, so ist damit ausgedrückt, daß die Zeiten günstiger Entwicklung vorüber sind und daß die Wirt schaftskurve in eine Richtung eingebogen ist, die abwärts ver läuft, daß also in diesem Falle die Krisis von vornherein ein negatives Vorzeichen hat. Nun könnte man als Buchhändler sagen: eine gewisse Krisis auf.geistigem Gebiet ist immer vorhanden, und es ist immer Sache des Buchhändlers gewesen, diese Krisis zu erfassen. Ich meine damit den Wechsel zwischen Altem und Neuem, der sich ständig vollzieht und der bei uns im Börsenverein z. B, auch ") Der Aufsatz entspricht dem Vortrag, den der Verfasser in Königswtnter gelegentlich der letzten Herbstversammlung gehalten hat. D. Schriftl, eine Krisis herbeigesührt hat, die, wie wir ja alle hoffen, nun mit positivem Vorzeichen verläuft. Wenn ich nun heute von einer geistigen Krisis spreche, so ist natürlich damit nicht gemeint jener Wechsel zwischen alt und neu, der uns immer beschäftigt und dessen Erkenntnis letzten Endes ausschlaggebend dafür ist, ob man als Buchhändler Erfolg hat oder nicht. Wir stehen tatsächlich heute an einem Punkt, wo von einer Krisis wesentlich größerer Art gesprochen werden muß. Nur ganz wenige Beispiele! Wenn z, B, in einem einzigen Verlag Büchertitel sich zusammensinden wie: »Untergang des Abendlandes-, -Zeitwende-, »Körpersinn-, — in einem einzigen Verlag —, so bedeutet das, daß, schon rein äußerlich betrachtet, Neues sich durchzuringen versucht und daß die Auffassung be steht, daß eine gewisse Welt abgeschlossen vor uns liege, daß sie dem Untergänge geweiht sei. Wenn wir dann aus andere Ge biete übergehen und z, B, sehen, wie heute die idealistische Philo sophie im Kurse gesunken ist, wie die — fast kann man sagen: — schon ein Jahrhundert lang mehr oder minder verachtete Meta physik wieder an die Obersläche drängt, — wenn wir beobachten, daß z, B, ein Chirurg heute von hoher Warte aus freundlich über die Homöopathie sprechen kann, die ein Jahrhundert lang in der offiziellen Wissenschaft mehr oder minder als Quack salberei galt, — wenn wir sehen, wie die Romantik des bieder- meierschen Rosendaches abgelöst wird durch einen streng sach lichen Bau, der schon mit dem Namen Wohnmaschine bezeichnet worden ist, — wenn wir bedenken, daß man längst über Im pressionismus und Expressionismus den Stab gebrochen hat und heute von neuer Sachlichkeit redet, — wenn wir uns erinnern, daß in der Musik sozusagen das Tonalitätsprinzip, wie wir cs bisher verfolgt haben, als ausgeschöpft gilt und man auch hier nach vollkommen neuen Grundlagen sucht, — und letzten Endes, wenn wir uns daran erinnern, wie allenthalben um Weltanschau ung und Religion nicht nur gekämpft, sondern wie auch in heißem Bemühen versucht wird, dafür neue Inhalte zu finden, dann ist damit im großen und ganzen Umrissen, was heute die geistige Krisis ist: eine große Wende, und für uns Buch händler besteht nun die große Frage: Wird das, was folgt, für uns positives oder negatives Vorzeichen haben? Ich bin immer dafür, daß man bei der Prüfung einer An gelegenheit zunächst von dem ausgeht, was einem am aller nächsten liegt, und deshalb geht mein Versuch zunächst dahin, ein Bild zu geben, wie sich im Buchhandel die Dinge darstellen, wenn man sie genauer prüft und nicht nur obenhin sagt, daß das gute Alle immer mehr zugrunde geht, sondern wenn man auch prüft, was für Kräfte dahinter stehen, und dieses Von- außen-Herantreten wird mit sich bringen, daß ich manches sagen muß, was viele schon wissen, was ich aber trotzdem ins Bewußt sein zurückrufen muß, um die Schlußfolgerungen, die ich dann wagen möchte, ziehen zu können, gestützt aus eine geistige Ein stellung, die nur dann vorhanden ist, wenn wir diese Grund lagen, wie ich sie zusammenstellen möchte, einigermaßen vor Augen haben. Ja, ich muß ganz nüchtern werden: ich möchte beginnen mit einer Betrachtung über buchhändlerische Statistik, Daß ich dazu ganz unabhängig von der Tatsache, daß ich als Buchhändler hier spreche, berechtigt bin, möchte ich an einem Beispiel einer andern Zeit zeigen. Die Statistik, die der Buchhandel in früheren Jahrhunder ten durch die Meßkataloge gehabt hat, bringt es mit sich, daß 1213
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