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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1928
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- Deutsch
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>!- 257, 3, November 1928, Rodaklionsllcr Teil, Börsenblatt f. d Dtschn. Buchhanöel. unten sozusagen wieder anfangen, — und es ist nicht etwa ein Ruf: -Zurück zur Natur!» wie etwa von Rousseau, sondern es ist ganz bewußt der Schlußstrich unter eine Epoche — wenn ich das ausdrücklich betonen darf —, die von ihm mit großer Achtung betrachtet wird, aber die er immerhin als abgeschlossen ansieht und die nicht mehr zurückgcrufen werden, kann. Aber, wie ich schon sagte, er macht den Fehler, daß für ihn noch viel zu sehr der Einzelmensch in seiner Bedeutung dasteht, und immer noch gilt für ihn der Spruch, daß die Höhe der Persönlichkeit unser Glück bedeutet, lind nun möchte ich bitten, mir ganz kurz in frühere Zeiten zurückzufolgen, um zu sehen, ob ich mit meiner Einstellung einigermaßen recht habe. Erinnern wir uns daran, wie die Dinge im alten Griechenland lagen, und zwar auf geistigem Ge biet, ehe Sokrates austrat. Man hatte damals die Schule der Sophisten und jeder Philosoph und philosophisch Gebildete wird bestätigen, daß die Sophisten eine Geistesmacht von ganz beacht licher Höhe waren, ja, daß inhaltlich Sokrates ihrem Gedanken gebäude wenig hinzugefügt hat, — eigentlich fast nichts. Aber das, was er zuwege gebracht hat, das ist das, daß er die tote Dialektik dieser Leute, die auch sich nur mit ihrer eigenen Skepsis unterhalten haben, die auch nur immer in sich zurückgetrachtet haben, losgerissen hat und daß er in der Form des lebendigen Gesprächs 'den Dingen erst das Leben eingehaucht hat. Wenn wir einen platonischen Dialog unter diesem Gesichtspunkt be urteilen, dann werden wir daraus erkennen, was ich meine. Es handelt sich darum, sich dessen bewußt zu werden, daß Sprache etwas ist, was nicht nur ein Ich, sondern auch ein Du voraus setzt, und es kann gar nicht genug wiederholt werden: Das Buch ist nicht Selbstzweck, sondern nur das Buch und der Leser haben Sinn, und wenn das Buch allein steht und einen Leser nicht hat, so ist es kaufmännisch tot, aber auch geistig, was letzten Endes noch viel einschneidender ist. Und nun das andere Beispiel! Erinnern wir uns an das tote Schriftgelehrtentum des jüdischen Volkes, ehe Christus auf- stand! Es ist charakteristisch, daß diese Bewegung damals nicht etwa gleich damit anfing, daß nun der Messias kam, der Plötzlich das Wort, das von Anfang an da war, wie wir ja aus dem Johannes-Evangelium wissen, wieder lebendig machte, indem es zum Fleisch wurde, also gelebt wurde, statt nur tot eingesrugt zu werden, sondern daß da schon eine ganze Reihe von Leuten vorhergegangen sind, die ganz deutlich gesagt haben: So geht es nicht weiter! Es ist auch charakteristisch, daß wir, wenn wir das Neue Testament darauf durchsehen, die Schriftgelehrten und Lehrwissenschaftler durchaus nicht etwa als böswillige Menschen geschildert sehen, sondern finden: es sind eigentlich Menschen, mit denen ein gewisses Mitleid bestehen muß, weil sie eben den Kontakt mit der Wirklichkeit, mit dem, was Menschlichkeit ist, vollkommen verloren hatten. Das geht überall aus dem Neuen Testament hervor, und ich glaube, wir können heute nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch darüber hinaus sehr wohl von einem toten Schriftgelehrtentum reden, von einer Unmenge Wust von Literatur, von gedruckten Buchstaben usw, Denken wir daran, wie z, B. Fragen wie die Schriftfrage — Fraktur und Antigua — einseitig betrachtet werden, rein aus irgend einem konstruktiven Zweckmäßigkeitsgedanken heraus, ob es zweck mäßiger ist, zur Erhaltung des Deutschtums die Fraktur zu nehmen, oder ob es zweckmäßiger ist, zur Ausbreitung des Deutschtums die Antiqua zu nehmen, — also rein rgtionale Be griffe! Niemand fragt sich, niemand hat sich bisher gefragt: Wieweit ist die eine oder die andere Schriftform das Kleid der Sprache, um sie lebendig werden zu lassen? und erst jetzt fängt man an, ganz mühselig — ich erinnere an die Arbeiten der Deutschen Akademie in München — Anknüpfungspunkte zu suchen, um die Dinge lebendig werden zu lassen. Und wenn wir Fragen erörtert sehen wie die der Interpunktion, so finden wir nicht etwa, daß sich jemand darüber den Kopf zerbricht, welche Interpunktion am meisten dazu Hilst, einen literarischen Aus druck zu lebendiger Rede werden zu lassen, sondern es wird ge fragt, wieweit die Interpunktion die Logik des Autors unter stützt, — also auch wieder ein vollkommenes Schriftgelehrtentum, in keiner Weise lebendig! Ich bin der festen Überzeugung, wenn 1218 wir uns heute die Dinge ganz nahe vor Augen halten und uns vollkommen klar darüber sind, daß eine Epoche zu Ende ist, ja uns auch klar darüber sind, daß nicht etwa der verlorene Welt krieg daran schuld ist, sondern daß er nur der Wendepunkt ist, der wohl die Krisis gebracht, aber sie nicht selbst veranlaßt hat, und wenn wir uns andererseits klar darüber sind, daß die Jugend, die von uns stammt und die schließlich mit den gleichen guten und bösen Keimen begabt ist, wie wir es als Jugend auch waren, ebenso ihr Recht hat wie wir, so bin ich der festen Über zeugung, daß wir dann auch als Buchhändler zu einer Einstellung kommen werden, die weit, weit von dem abführt, was jetzt im großen und ganzen bei oberflächlicher Betrachtung der Dinge bei uns an die Oberfläche gekommen ist. Wir müssen uns klar darüber werden, daß es nicht gilt, vom Jahre 1928 bis zum Jahre 1930 eine Umkehr in alte Zeiten herbeizuskhren, sondern daß es darum geht, die neuen Gedanken wirklich in der Form zum Durchbruch kommen zu lassen, wie sie zum Durchbruch kommen müssen. Ich rede nicht einem Sport das Wort, der darin besteht, daß man zu Tausenden einem Boxkampf zusieht; ich rede nicht einem Tanz das Wort, der darin besteht, rein äußerlich ohne irgendwelche Scham der Erotik zu dienen — ganz gewiß nicht —; aber ich rede dem das Wort, daß wir uns bemühen sollen, die guten Keime in solcher Entwicklung zu hegen und zu Pflegen, sie nicht mit Schlagworten totzuschlagen, sondern sie zu fördern, ihnen da Widerstand entgegenzusetzen, wo es notwendig ist, damit sie erstarken können; denn auch das junge Pferd, das einmal in der Springkonkurrenz siegen soll, kann nicht auf der flachen Bahn trainiert werden. Gewiß, wir müssen auch Widerstand aufbringen, aber doch eben in dem Sinne, daß wir uns offen und ausgeschlossen einer Jugend gegenüberstellen, der, ob wir wollen oder nicht, zweifellos doch die Zukunft gehört! Kleine Mitteilungen Endgültige Genehmigung der Lehrbücher der Geschichte und alt sprachlicher Lehrbücher. — Tie Vereinigung der Schulbuchvcrlcger hat von dein Preußischen Minister siir Wissenschaft, Kunst und Volks bildung unterm 22. Oktober 1928 folgendes Schreiben (bl II Nr. 17275) erhalten: Ich beabsichtige, die bisher nur bedingt genehmigten Lehrbücher der Geschichte (siehe Erlaß vom 10. März 1925 — 11 II 16015 — Wcidmannsche Taschenausgabe Heft 40 a Seite 59) sowie die zum größten Teil nur bedingt genehmigten altsprachlichen Lehr bücher für die höheren Schulen frühestens zum 1. April 1930 end gültig zu genehmigen. Voraussetzung für die endgültige Gcnehmi gung ist jedoch, daß zuvor die den einzelnen Verlegern mitgeteilten Beanstandungen beseitigt sind. Ich bitte, die Verleger hiervon ge fälligst in Kenntnis zu setzen und sie zu veranlassen, daß mir die umgearbeiteten Bücher zur erneuten Prüfung vorgelegt werden. Der Kampf um die Musikhonorarc. — Die Genossenschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte (Gema) schreibt uns: Zu Ihrem Artikel »Der Kampf um die Musikhonorarc« in Nr. 255 des Börsenblattes teilen wir Ihnen ergebenst mit, daß die Genossen schaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte (Gema) selbst verständlich von jeher Tarifverträge mit bedeutenden Organisationen von Musikverbrauchern abgeschlossen hat. Es besteht bereits eine größere Anzahl von Tarifverträgen, die in gegenseitigem Einver nehmen zwischen Musikschutzvcrband und den Abnehmer-Organisa tionen geschlossen wurden und zwar mit der Ncichsrundfunk-Gcscll- schaft, der Universum-Film-Aktiengesellschaft (Ufa), dem Bund der Saal- und Konzertlokalinhaber Deutschlands E. V., dem Neichsverband der Kaffeehausbesitzer, dem Deutschen Sängerbund, dem Allgemeinen Deutschen Bäder-Vcrband, die zusammen Hundcrttausendc von Mit gliedern umfassen. Mit dem Deutschen Gastwirte-Verband, zur Zeit wohl der mächtigste Verband im Gastwirtsgewerbe, werden Tarif verhandlungen seit Monaten geführt, die hoffentlich in Bälde zum Abschluß gelangen werden. Selbstverständlich wäre es eine wirt schaftliche Ungerechtigkeit, wenn eine große Organisation mit einem Welt-Repertoire sich mit den gleichen Tarifsätzen begnügen sollte wie eine kleinere Organisation mit einem weniger bedeutungsvollen Re pertoire. Es sei darauf hingewicsen, daß die Gema bzw. der Musik-
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