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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.02.1931
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- 1931-02-28
- Erscheinungsdatum
- 28.02.1931
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- Deutsch
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50, 28. Februar 1931. Zum Tag des Buches, Frau und Buch. Börsenblatt s. d. Dtschu Buchhandel. liebe, und zwar sowohl bei der kaufenden Frau als auch beim Mann, der für sie kauft, stößt. Das Interesse für das wirklich gute Buch bewegt — das wissen wir wohl — heute nicht hundert Prozent aller Leser, weder der männlichen noch der weiblichen. Aber wenn der Buchhandel als Faktor der Volkserziehung in Rechnung gesetzt werden will, darf er den Kunden eben nicht nur »bedienen«, sondern muß ihm helfen, zum wirklich Guten vorzudringen, selbstverständlich unter Anpassung an die beson deren Neigungen und Einstellung des Käufers. Damit aber komme ich zum zweiten: mir scheint es ganz allgemein im Buchhandel noch an der Einstellung auf den Kun den etwas zu fehlen. Das gilt nicht hinsichtlich des Stamm kunden, der durch ein laufend bezeugtes Interesse nach dieser oder jener Richtung hin einer Buchhandlung wohl bekannt ist. Wohl aber gilt es für die Massenkundschast, die anonym auf- tritt und bald hier, bald dort vorspricht. Das Warenhaus dürfte hier in mancher Beziehung als Lehrmeister zu betrachten sein. Wenn man dort zufällig durch eine Buchabteilung kommt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als würde die Beziehung von Buch und Leser in recht geschickter Weise gepflegt. Die in solchen Häusern eigene Psychologie der Massenbehandlung macht sich auch in dieser Be ziehung geltend. Ziemlich sich selbst überlassen kann der Buch interessierte dort Berge von Sachen daraufhin durchprüfen, ob er sie sich anschaffen will. Der Verkäufer steht nicht dauernd daneben in der Erwartung, das Geschäft abzuschließen. Er beobachtet, erteilt Rat auf Wunsch, ähnlich der Art, wie man ihn in dem berühmten Pariser Buchhandelsviertel, dem Quartier latin vorsindet. Grade der Bildungshungrige, der nicht im Stehkragen auftritt und noch keinen bestimmten Kredit im Ge schäft genießt, wird veranlaßt, auf solche Weise zu suchen und schließlich zu wählen. Und noch auf eine dritte Sache sei hingewiesen, die aller dings ebenso wenig wie die vorige als ein besonderer Wunsch der weiblichen Kundschaft anzusehen und die zudem für die große Masse der Käufer von geringerem Interesse ist. Es pas siert einem verhältnismäßig häufig, daß man auf ein bei der Buchhandlung bestelltes Buch recht lange warten muß. Das ist auch in Berlin der Fall, obgleich man doch annehmen sollte, daß dort jeder irgendwie nennenswerte Verlag eine Ausliefe rung unterhalte. In manchen Fällen, in denen nur die um gehende Lieferung etwas nützen kann, sieht man deswegen von der Bestellung ab. Nun handelt es sich ja hierbei um eine An gelegenheit der Verleger. Aber hätte nicht auch der Buchhandel Interesse an der Verbesserung der Lieferungsmöglichkeiten und wäre er nicht in der Lage, auf eine solche hinzuwirken?*) Beda Prilipp, Berlin: Ins Bewußtsein der Frau trat mit dem Umschwung dieser Jahrzehnte die Erkenntnis einer Gefahr, die unser Volk in seiner wirtschaftlichen Not zunehmend bedroht; daß Sorge und Kampf um den Lebensunterhalt mehr und mehr den deutschen Menschen fortdrängt von dem Geistesstrom, aus dem er bisher geschöpft hat; daß die Technik, die nur Dienerin sein darf für die täglichen Dinge, sich vordrängt und Herr über den Menschen wird. Die Tatsache nun, daß das geistige Leben des deutschen Volkes mühsamer geworden ist, daß die Pforte nach ihnen, zu Geist und Herz, sich seltener öffnet, lenkt wie von selbst den Blick *) Der Buchhandel wird diese Anregung sicher gern zur Kenntnis nehmen und Prüfen, ob die Möglichkeit einer Abkürzung der Be sorgungs-Fristen besteht. Gerade in Berlin und auch in manchen anderen Großstädten, ganz abgesehen von Leipzig, wird es sa in vielen Fällen möglich sein, ein nicht vorrätiges Buch noch am gleichen Tage zu besorgen. Natürlich darf man auch nicht die Erschwerungen vergessen, die in ungenauer oder ungenügender Titelangabe liegen und oft mühselige Sucharbeit nötig machen. Leider war die Zeit zu kurz, um den Berliner Buchhandel um eine gleichzeitige Stellung nahme zu der Veröffentlichung zu bitten. Vielleicht gibt sie aber Anlaß zu einer sachlich fruchtbaren Aussprache. Die Schristl. der Frau aus das Buch — dieses wichtigste und immer noch leicht zugängliche Hilfsmittel, der Gefahr geistiger Verarmung Einhalt zu tun. Deshalb begrüßen wir Frauen die Devise des diesjäh rigen Tages des Buches »Frau und Buch«. Das ist ein Ruf, der wieder einmal mahnend und fordernd in den Alltag einbricht und bei den allzu Betriebsamen ruhende Saiten in ihrem Innern an- fchlägt, daß sie hell aufklingen. Denn in neunundncunzig Frauen von hundert schläft die Sehnsucht, sich von den Lettern auf dem weißen Blatt führen zu lassen in andere Lebenskreisc, Zwie sprache zu halten mit dem unsichtbaren Freund, dessen vergeistig tes Ich die Schrift für uns zusammenfaßt, oder Reiche der Ver gangenheit oder der Ferne aufzusuchen. Erfüllt das Buch von heute diese Frauensehnsucht? Ja und nein. Denn das Buch von heute ist vielgestaltiger denn jemals, der Büchermarkt so bunt und kompliziert, wie unser Leben geworden ist. Es gibt Bücher, die uns verzweifeln lassen am Verantwortungsgefühl des deutschen Buchhandels, an seinem durch Jahrhunderte gefestigten Standesgefühl. Undcutsch sind sie wie d«e Magazine, verzerrt wie ein schlechter Film ist das kleine Stückchen Leben, das sie einzufangen vorgcbcn. Sie danken ihr Dasein einfach nur der Berechnung. Diese will hcraussinden, was nun banal und kitschig genug ist, um unbedingt die Gunst breitester Schichten zu gewinnen; denn diese Bücher sollen die müde Stunde eines leergewordenen Hirns aussüllen, das die Fähigkeit nicht mehr besitzt, sich ausruhend zu entspannen. Nein — das Metronom, der treibende Takt des Alltagsmenschcn tickt weiter und seinen Schlag greift das Buch mit dem lockenden Buntbild auf und macht den Leser glauben, er ruhe aus und denke sogar dabei. Ferne sei es von mir, den berechtigten Wunsch des Viel beschäftigten nach leichter, wirklich entspannender Lektüre abzu lehnen. Wir sind nicht alle so geschaffen, daß wir gerade in einem Hineindenken in die tiefsten Fragen Erfrischung nach einem allzu lauten und geschäftigen Tage finden. Aber was des deutschen Buches wirklich unwürdig ist, das sind jene im Inner sten unwahren Erzeugnisse, die sich nicht als Spiel geben, son dern ein unwahrhastiges Zerrbild aufputzen und vorgeben, es sei Wirklichkeit. Der gut gearbeitete Detektivroman braucht immerhin einen gewissen Scharfsinn des Autors. Er gleicht einem Pusselspiel des Lebens, er will nur Illusion sein und entspannt vielleicht in gleicher Weise die Gedanken, wie leichte Sportübun gen nach schwerer Arbeit die einseitige Spannung der Glieder lösen können. Dinge wie diese haben gerade jetzt ihre Be rechtigung. Indessen, wenn wir einen Wunsch an den Buchhandel zu richten haben, so ist es der nach einem größeren Optimismus in bezug auf die Aufnahmefähigkeit der Lesewelt für das gute und gediegene Buch. In den letzten Jahren haben gerade umfang reiche und tief eindringende Werke große Erfolge erlebt, ich nenne nur Paula Grogger. Und gerade vom Fraucnstandpunkt ist zu sagen, daß in der jüngeren schaffenden Frauenwelt eine Menge Talente der Reife entgegenwachsen, die cs verschmähen, sich mit dem leichten und vergänglichen Alltagserfolg zufrieden zu geben. Sondern sie wollen in erster Linie Werte schaffen, das Beste geben, was sie zu geben haben. Und da sie jung sind, hoffen sie natürlich auch, Erfolg zu haben. Diesem Guten ist eine allzu große Überwucherung des Büchermarktes mit leichten Erzeugnissen im Wege. Denn wir Frauen sind des Einen sicher: wenn das Schlechte und Minderwertige nicht da wäre, würde nicht weniger darum gelesen werden, sondern ganz von selbst würde man nach dem geschickt ausgemachten, aber wert vollen Buch greifen. Auf der anderen Seite wäre hier an die verschiedenen Frauengemeinschaften, groß und klein, die Forderung zu rich ten, auch in dieser Hinsicht geschmacksbildend auf ihre Mitglieder einzuwirken. Es müßte wieder Sitte werden, wie es in ruhige ren Zeiten gewesen ist, sich miteinander in ein ernstgerichtetes Buch zu vertiefen und sich dadurch gemeinsam die Förderung zu eigen zu machen, die aus dem gesunden Wachstum eines Geistes auf den Leser übergeht. 183
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