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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1879
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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vertreibt, überläßt es der Verleger in England dem Käufer, die Bücher nach seinem Geschmacke zu binden; will er dies nicht, so gewährt die Leinwand-Cartonnage allenfalls genügenden Schutz. Durch Leipzigs Stellung als Centralpunkt des buchhänd lerischen Verkehres hat sich die Fabrikation der Massenbände be sonders nach hier gezogen. Einen mächtigen Vorschub leistete dabei das Großsortiment. In der Herstellung der Deckenplatten zu diesen Einbänden zeigen sich wesentliche Fortschritte. Die hoch erhabenen, hohlen Pressungen, die Medaillonportraits, Büsten, Statuen, kräftig genährte Engel, Lyras, Palmenzweige, Kränze und dergl. werden mehr und mehr durch künstlerisch behandelte Flachornamente ersetzt. Mit dem Golde wird weit maßvoller umgegangen als sonst. Auch die Hochrothen, die stechend grünen und blauen Farben der Leinwand haben den zarteren Farben viel Platz einräumen müssen. Mit bedeutendem Erfolg werden die weißen Pergament-Imitationen verwendet. In Leipzig hatten die Anstrengungen der Buchbinder eine gute Stütze in dem Vor stande des hiesigen Kunstgewerbe-Museums, der dieser hierorts so wichtigen Branche besonders zugethan war. Man beschränkt sich jedoch jetzt nicht mehr auf diese Anstalt, sondern holt sich oft mit großen Kosten die besten Vorlagen aus Wien, Dresden und Berlin. Eine Gefahr hat diese Massenproduktion: die Preise sind oft aus das äußerste Maß gedrückt, so daß es manchmal dem Buchbinder schwer genug wird, auf das Falzen und Hesten der Bücher die nöthige Sorgfalt zu verwenden. Nicht selten ge währen diese äußerlich prächtigen Bände einen traurigen An blick, wenn sie gelesen und dadurch völlig aus dem Leime ge gangen sind. Hier kann nur der Verleger helfen, indem er die Preise nicht auf das äußerste drückt und damit die Concurrenz- jägerei Hervorrust, dann aber auch nicht nur auf ein glänzendes Aeußere, sondern streng auf solide Arbeit seitens der Buchbin der hält. Die Leinwand, welche zum Binden benutzt wird, ist zum Theil noch englischen Ursprungs. Leipzig, resp. die an Leipzig grenzende Ortschaft Eutritzsch besitzt jedoch eine Fabrik von Bücherleinwand (zugleich die einzige in Deutschland), die von Schulze Niemann, welche mit dem englischen Fabrikat glück lich concurrirt und eine ganz vorzügliche Waare liefert. Es gereicht ihr dieser siegreiche Kampf gegen die ausländische Fabri kation um so mehr zur Ehre, als die Zollanordnungen neueren Datums sehr zuungunsten des deutschen Fabrikats geändert wurden. Mit aller Anerkennung der großen Fortschritte in der De koration der Leinwandbände erblicken wir erst dann eine frohe Zukunft für die solide Buchbindung, wenn es gelingt, die Lein wandhülle auf den Platz, den sie in England einnimmt, auf den der Cartonnage zu verweisen. Erst durch den Halbfranz- (resp. den Leder-) Band erhalten wir einen gut gearteten Buchkörper mit einem in exakter Weise ausgesührten guten Deckel und Rücken in maßvoller, auf Beobachtung vernünftiger Grundsätze beruhender Ausschmückung. Der Leinwandband, mit seinen oft an und für sich schönen Deckelzeichnungen, gewöhnt uns, den Deckel als etwas zu betrachten, was er nicht ist und nicht sein soll, einen illustrirten Titel oder ein Frontispice. Dies mag gut sein, so lange das Buch noch als Handelsartikel läuft, nicht aber wenn es seinen eigentlichen Platz in der Bibliothek einnimmt. Darum: Leinwand-Cartonnage, Halbfranz-Einband! Da es die Gelegenheit mit sich bringt, möchten wir aus etwas aufmerksam machen, das öfters bei denjenigen Einbänden störend wirkt, aus welchen der Rückentitel der Länge nach an gebracht wird. Es ist dies die Verschiedenheit in der Stellung des Titels. Richtig und zweckmäßig ist es jedenfalls, den Titel von unten nach oben gehen zu lassen. Fände das Gegen- theil immer statt, könnte man sich auch drein finden, aber die Verschiedenheit ist, wie Jeder, der ein Buch in einem Bücher regal sucht, sich überzeugen kann, sehr störend. Wären die Leipziger Buchbinder einmal in dieser Frage einig, so würde die von ihnen angenommene Weise sich leicht einbürgern; aber, es ist schwer, über die einfachste Sache einig zu werden. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen kehren wir zu der Ausstellung zurück. Die Buchbindereien Leipzigs hatten fast ein- müthig der Einladung Folge geleistet und zwar in einer Weise, woraus hervorgeht, daß sie die Wichtigkeit des Ausstellens ver standen hatten. Bei dem ganzen Geschästsbetrieb ist es begreif lich, daß die Handarbeit weniger ins Gewicht fällt, als die Her stellung der sogenannten Verlegerbände. Dies macht es jedoch schwierig, über jeden der Ausstellenden etwas, ihn besonders Charakterisirendes zu sagen, denn die besseren Buchbindereien stehen in der Mache dieser Masseneinbände nicht gar zu weit auseinander und die Wahl der Platten hängt doch hauptsächlich von dem bestellenden Verleger und seinem Geschmack ab. Dem nach kommt einerseits manches Gute deni Buchbinder bei der Beurtheilung seiner Leistungen ins Credit, wofür er wenig kann; andererseits fällt auch leicht eine Geschmacklosigkeit des Bestellers ihm unverdient zur Last. Unter den Ausstellenden erwähnen wir zuerst die Firma I. F. Bösenberg, deren Begründer der erste war, der dem Andrängen der Verleger und dem eigenen Triebe nachgebend, die Maschinen für Massenherstellung in Leipzig einführte und sich nicht allein auf Grund dieser, sondern auch als Handver golder einen sehr guten Rus erwarb. Dieser ist auf den Sohn und jetzigen Inhaber der Firma G. W. Bösenberg über gegangen. Aus einer reichhaltigen Mappe mit Entwürfen lernen wir den Genannten als einen gewandten und äußerst fleißigen Zeichner kennen. Für den Rücken von Meyer's Konversations lexikon sahen wir z. B. nicht weniger als 9 verschiedene Ent würfe, dann eine sehr große Zahl von Zeichnungen für Deckel platten, eine ganze Reihe von Einfassungen und Randverzierungen. Finden sich auch unter den Entwürfen öfters bekannte Motive und Anlehnungen an ältere Vorbilder vor, so kann Hrn. Bösen berg hieraus weit weniger ein Vorwurf treffen, als wenn nam hafte Künstler sich Zeichnungen, die öfters weniger Originales enthalten, als die Zeichnungen des Hrn. Bösenberg, theuer zahlen lassen. Unter seinen, eine große Wand- und Tischfläche aussüllenden Deckeln und Einbänden befinden sich fast nur Hand arbeiten, die alle technisch sehr gut gearbeitet sind. Mit den Farbenzusammenstellungen wird man nicht immer einverstanden sein können, und scheint Hr. Bösenberg eine ganz besondere Neigung sür das Aneinanderreihen greller blauer, grüner und rother Farben zu haben. Dies wird um so ausfälliger, weil er es sehr liebt, seinen Bänden ein schachbretartiges Muster, aus vielen kleinen Vierecken zusammengestellt, zu geben. Eine Un vorsichtigkeit, die leicht zu vermeiden gewesen, beging Hr. Bösenberg darin, daß er seinen Deckeln Titel nach Willkür auf gedruckt hat. Wären die Einbände wirklich sür die Werke be stimmt, aus welche die Titel Hinweisen, so könnte ihn mitunter mit Recht ein Vorwurf treffen, den er jetzt ohne Noth auf sich ladet. Heinrich Sperling war der erste, der in Leipzig, über haupt wohl in Deutschland, den Dampfbetrieb einsührte und sich fast ausschließlich auf Maschinenbetrieb legte. Das Geschäft ist jetzt in den Händen der Herren H. Sperling sun. und Eugen Grimm. Infolge der ganzen angedeuteten Richtung des Ge schäfts war man in der Ausstellung weniger berechtigt, viele
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