für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des BörsenvereinS. 6. Freitags, den 18. Januar 1839. Ueber Netto-Berechnung. Wenn auch anzunehmen, daß die mehrfach vorgeschla gene allgemeine Einführung der Netto-Berechnung den Ver legern einige Bequemlichkeiten darbietet, und eine, vbschon nur geringe, Vereinfachung ihrer Bücher veranlaßt*), so fragt sich jedoch, ob die denselben dadurch entstehenden Vor theile die Nachtheile aufwiegcn, welche den ihnen unent behrlichen Eollegen, den Sortimcntshändlcrn, daraus er wachsen würden, — Nachtheile, welche zuletzt auf die Verleger selbst zurückfallcn, die dock) nur in dem guten und ordentlichen Bestehen der Sortimcntshandlungen ihre eigne Wohlfahrt finden können. Die bisherige Bercchnungsweise im Buchhandel ist aus der eigcnthümlichcn Stellung desselben, wodurch er sich ganz, und zwar zu seinem Vortheile, von den übrigen kaufmän nischen Fächern unterscheidet, hccvorgegangcn. Die Kauf leute pflegen nur Netto zu berechnen, und die Kleinhändler stellen ihren Detail-Preis, unter Zugrundelegung des Nctto- Prcises, mit Rücksicht auf ihr Publikum, auf die Eoncur- renz, auf die Beschaffenheit der Waare und die Entfernung ihres Bezugsorts u s. w. Das Steigen und Fallen der Preise richtet sich nach den verschiedensten Conjuncturen, nach den Einflüssen der Witterung und den mannichfachen Ereignissen in der politischen sowohl als Handelswclt. An eine gleichmäßige Preisbestimmung ist daher gar nicht zu *) Die in Nr. 111 v- I. cnthattenejBcmerkung, daßNetto- Preise nicht so gut zu summircn seien, ist wohl ohne Grund. Summiren ist doch überhaupt ein Leichtes, und was die un gleichen Zahlen betrifft, d. h. solche, welche nicht einzelne Thalertheile ausmachen, so bleibt das in beiden Fällen gleich, da sich ebensogut ungleiche ordinaire in gleiche Ncttozahlen ver wandeln, wie z. B. 9 in 6, als dies umgekehrt der Fall ist. 6r Jahrgang. denken Im Buchhandel ist dies Alles anders. Der Sor timentshändler, der Dctaillist des Buchhandels, richtet sich lediglich nach den von den Verlegern festgestellten Preisen, und muß sich darnach richten, soll nicht sein Geschäft in un absehbaren Wirrwarr gcrathen, denn durch die vielfachsten Ankündigungen und die verschiedenartigsten Kataloge werden die Original-Büchcrpreise überall öffentlich bekannt gemacht. Rechnet er weniger an, so bringt er sich und seine nachbarli chen Eollegen in Verlust, nimmt er mehr, so stellt er sich beim Publikum in ein nachtheiligcs Licht und verliert seine Kundschaft. Es liegt also sehr daran, überall die richtigen vom Verleger bestimmten Preise zu berechnen, woran auch selbst den Verlegern gelegen sein muß. Etwas ganz Anderes ist es, wenn der Sortimentshändler mit Rücksicht auf die geringere Entfernung des Bezugsorks, auf den großem Bedarf seines Abnehmers und manche andere Ncbenum- ständc irgend einen Rabatt gewährt, obschon leider Mißbrauch hiermit getrieben wird. Das ist und bleibt Sache des Ein zelnen , dessen Freiheit darin nicht beschränkt werden kann, im Interesse Aller liegt es aber, die fcstgestcllten Preise all gemein aufrecht zu erhalten und dadurch dem Buchhandel seine eigcnthümlichc und solidere Stellung zu bewahren. Diese, unserm Geschäfte nur zur Ehre und zum Vortheil gereichend^ Eigcnthümlichkeit würde aber, wie in Nr. 111 v.J. sehr richtig bemerkt wird, bei Einführung allgemeiner Netto- Berechnung gar bald verloren gehen, möchte cs auch, wie leider, wenigstens theilweise, wohl zu befürchten stände, nicht dahin kommen, daß die Aufstellung der Ladenpreise endlich ganz unterbliebe. Wollte man voraussetzen, daß die Ver leger, sowohl zu Hause, als durch ihre Commissionaire, bei jeder Auslieferung den richtigen Laden-Preis anführen ließen, so wäre freilich dem zu befürchtenden Uebel zum 9