Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1935
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- 1935-02-14
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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M 38, 14. Februar 1835. Redaktioneller Teil. Ehrentag der schwäbischen Dichtung Die N e i ch s s ch r i f t 1 u in s k a in in e r führte im Einvernehmen mit der Landesstellc Württemberg des N e i ch s m i n i - steriums für Volksaufklärung und Propaganda in den Tagen vom 9. bis 11. Februar mit Veranstaltungen in Stutt gart, Marbach und Tübingen den »Ehrentag der schwäbischen Dichtung« durch. Das Schwabenland ist damit der erste deutsche Gau, für den diese für das ganze Reich vorgesehene Ehrung der Dichtung angcsetzt und durchgefiihrt wurde. Das schwä bische Schrifttum erhielt damit eine verdiente Auszeichnung. Durch sie wurde ganz Deutschland bewußt gemacht, welche kraftvoll in sich ge schlossene Macht das Kulturschasfen des Schwabenlandcs beim Bau der deutschen Ration, im Werden des geistig-seelischen Lebensraumcs im Dritten Reiche der Deutschen sein kann. Gegenwärtig wurde in diesen Tagen der ganze, alle Gebiete des schöpferischen Schaffens umschließende Reichtum des schwäbischen Stammes, des alten Kultur landes im deutschen Süden. Das entscheidende, das zutiefst beglückende Erlebnis dieser Tage war, daß man erleben durfte, wie unmittelbar Kunst, gestaltetes Seelisch-Geistiges wirkende Lebensmacht wurde, die Herzen der Menschen ergriff und erschütterte. Durch diese Erschütte rung der Herzen, die ausging von dem, was in Auszügen aus dem Schassen unserer Dichter in den Veranstaltungen dieser Tage gebracht werden konnte und das naturgemäß nicht einen wirklichen Eindruck Viele Menschen werden jetzt zu den Werken selbst, zu den Büchern unserer Dichter aus Schwaben greisen. Damit entstehen für den deut schen Buchhandel wcitergreifende Möglichkeiten, aber auch neue, weitergreifende Aufgaben, die verantwortungsbewußt erledigt werden müssen. Tenn jetzt gilt es die Herzen, die angepackt wurden von der Macht des dichterischen Wortes, immer mehr, immer stärker zu öffnen dem in den Büchern unserer Dichter gestalteten Leben. Jetzt gilt es für den deutschen Buchhandel, die in diesen Ehrentagen geschaffenen Stellungen der echten, der wahrhaft deutschen Dichtung von sich aus zu besetzen und auszubauen. Denn es darf nicht sein, daß diese Ehren tage nur ein einmaliges, rasch im Getriebe des Alltages wieder ver klingendes und untergehendes Ereignis bleiben. Nach dem hier in Stuttgart so erfolgreich getanen Ruf: »Dichter an die Front!«, heißt es jetzt: »Deutsche Buchhändler an die Front!« Die Festtage begannen am Abend des Sonnabend in den Würt tembergischen Staatstheatern mit einer F e st a u s f ü h r u n g von Georg S ch m ü ck l c s Drama »K arl I X.«, in Anwesenheit des Neichsstatthalters von Württemberg, Gauleiter Murr, des Präsiden ten der Neichsschrifttumskammer, vr. Hans Friedrich Blunck, und der Spitzen von Staat und Partei. Der Ausführung ging ein Empfang der Ehrengäste durch Ministerpräsident Mergenthaler voraus. Dieser Empfang brachte als freudige Überraschung die Mitteilung von der Stiftung des Württembergischen Kultministcriums, das für das Jahr 1935 einen Schwäbischen Dichter-Ehrenpreis in Höhe von 2000 NM für die beste Leistung schwäbischer Dichter und Dichte rinnen oder Angehöriger des schwäbischen Kulturkreises ausgesetzt habe. Danach begann die Festanfstthrung. Schmückle, der uns vor allem den großen Roman »Engel Hiltensperger« gegeben hat, gestal tet hier in einem vielszenigen Schauspiel die Bartholomäusnacht des Jahres 1572. Er hat in den Mittelpunkt des Stückes den schwachen, dem Einfluß seiner skrupellosen Mutter, Katharina von Medici, immer wieder erliegenden König gestellt. Ta um eine solche patholo gische, kindisch eitle und haltlose Gestalt wie diesen König kein wirklich tragisches, also mit der unaufhaltsamen Notwendigkeit des Geschehens zwingendes und uns erschütterndes Drama gestaltet werden kann, entläßt uns dieses Werk Schmückles trotz einer Reihe sehr guter, dramatisch erfüllter und verspannter Bilder, im letzten nicht befrie digt. Vor allem bleibt auch die Gestalt des Admirals Coliguy, dessen ganzes Sein nur Frankreich gehört, in dem die Idee der Nation ver körpert ist, zu blaß, zu passiv, um als eine wirkliche Macht gegen wärtig zu werden. »Karl IX.« leidet an einer Überfülle der darin angeschlagenen Probleme. Es wird nicht eines von ihnen hcraus- gegrifsen, als alle beherrschend über die anderen gestellt und dann in der Führung des Geschehens mit der notwendigen, zwingenden Klarheit sichtbar gemacht. Doch besitzt das Werk mit der reichen Reihe echt dramatisch schlagkräftiger Szenen, die geschrieben sind von einem, der um die Mittel des Theaters Bescheid weiß, zweifellose Bühnen wirksamkeit. Sie wurde auch in der eindrucksvollen Aufführung der Württembergischen Staalsthcatcr unter der Spielleitung von K. H. Böhm sehr gut herausgebracht. Nachdem ein Empfang der Stadt Stuttgart nach Thcaterschluß in der Villa Berg die Dichter mit all den anderen Festgästen vereinigt 122 und in zwangloser Geselligkeit einander nähergebracht hatte, wurden die Veranstaltungen am Sonntag fortgesetzt mit einer »Morgen feier am Ehrentag d cr schwäbischen Dichtung« im Hause des Deutschtums, gemeinsam veranstaltet von der Landesstelle des Neichsministcriums für Volksausklärung und Propaganda und dem Deutschen Ausland-Institut. Hierbei verkündete der Oberbürger meister der Stadt Stuttgart, vr. Strölin, zugleich der Vorsitzende des Deutschen Ausland-Instituts, die S t i f t u n g e i n c s »V o l k s - deutschen S ch r i f t t u m s p r e i s e s der Stadt Stutt gart und des Deutschen A u s l a n d - I n st i t u l s«. Danach wird der beste Roman oder die beste Erzählung Volksdeutschen In halts mit einem Preis von 2000 NM ausgezeichnet. Die Verteilung wird alljährlich am 9. Mai, dem Todestage Friedrich Schillers, in einem feierlichen Akt in Stuttgart erfolgen. Zugelassen zum Wett bewerb ist jede Erzählung in deutscher Sprache, die auslanddentschcs Schicksal zum Inhalt hat. Die Werke müssen im Lause des der Prcis- verteilung vorhergegangencu Jahres erschienen sein. Der Preis wird zum ersten Male bereits am 9. Mai 1935 verteilt. In das Preis gericht hat Oberbürgermeister vr. Strölin berufen: vr. Blunck, den Raum«, Erwin Wittstock^ Oberregierungsrat vr. Drück vom Wiirt- tembergischen Kultministerium und den Gaukulturwart vr. Schmückle. Oberbürgermeister vr. Strölin führte dann u. a. etwa aus: Stuttgart wollen und werden wir aus der besonderen Tradition des Wandertums der Schwaben zu einem Brennpunkt des Weltdeutsch- lums machen. Tie Dichter aus Sudetendeutschlaud, aus dem Baltikum, aus dem deutschen Südosten Europas haben wir immer zu den unseren gezählt. Aber in der Vorkriegszeit zeigten sie noch selten das Problem des auslanddeutschcu Menschen, der da draußen sein Wesen erhalten muß im Kampf mit den fremden Völkern. Erst das aus- rüttelnde Erlebnis des Weltkrieges und das gemeinsame schwere Schicksal danach hat die Deutschen in aller Welt einander wieder nähergebracht. In der Nachkriegszeit erschienen immer mehr Werke, die sich in der Gestaltung mit diesen Fragen auseinandersetztcu. Hans Grimm, Erwin Wittstock, Heinrich Zillich, Wilhelm Pieper haben hier bahnbrechend gewirkt. Die Stadt Stuttgart will sich in die vorderste Reihe derer stellen, die dazu beitragen, unsere geistige Kultur gerade in ihrer Beziehung zum Auslanddeutschtum zu fördern. Die Stadt Stuttgart und das Deutsche Ausland-Institut wollen die Verpflich tung dem Auslanddeutschtum gegenüber anerkennen und mit der Schaffung dieses Preises durch die Tat beweisen, daß sie helfen wol len. Sie wollen damit Heimat und Auslanddeutschtum zugleich dienen. Im Mittelpunkt des Künstlerischen dieser Morgenfeier stand die in ihrer straffen, knappen Formung, in der unerbittlichen Wucht ihres Schicksals ausgezeichnete Novelle »Die Eiche« von Heinrich Zillich aus seiner siebenbürgischcn Heimat. Sie wurde von ihm selbst ge lesen. Zillich, der mit seinem Schaffen als eine der stärksten Gestalten in unserem jungen Schrifttum steht, ist der Sohn eines Bauater Schwaben und einer Siebenbürger Sächsin. Und das war das ent scheidende, das die Herzen aufwühlende nud hinaufreißende Erlebnis dieser Stunde, daß in ihr offenbar wurde, wie sehr heute alle deutschen Kräfte, also auch die des deutschen Lebensrauines jenseits der Grenzen, zusainmeuströmen in dem heiligen Wollen, iiiiizuwirkeu, mitzuschasfcn am Bau des neuen Reiches, am Dritten Reiche der Deutschen. Der großartig mitreißende Abschluß dieser wahrhaften Feier stunden war die von einem leidenschaftlich glühenden Wesen erfüllte Rede »Schwaben, eine Kernzelle des Deutschtums« des jungen Prof. Suchcnwirth aus Wie», heute der erste Ge schäftsführer der Ncichsschriftlumskammcr in Berlin. Seine Rede war eine begeisterte Feier der schwäbischen geistigen schöpferischen Kräfte, ein herzlicher Dank an Schwaben. Immer ergreift uns ein ganz besonderes Gefühl des Deutschtums, wenn wir au den Stätten stehen, von denen Entscheidungen ausgingen. Kaum ein Land aber darf sich rühmen, ein Land so stolzer Tradition deutscher Geschichte zu sein wie dieses eigenartige Schwabenland. Die ganze Bedeutung schwäbischen Wesens wird gegenwärtig bei dem einen Wort, Hohen stauscn, dem Herrschergeschlecht, das glühend erfüllt nur von der einen Sehnsucht und dem eineu Willen, am Ban des Heiligen Römi schen Reiches Deutscher Nation zu schaffen. Die Schwaben besitzen, wie kaum ein anderer deutscher Stamm, -ie Gabe edelster Form und zugleich die Freude am derb dahiu- rasenden Wort. Beides vereinigt ist in den geschliffenen Predigten des Mönchs aus Schwaben am Kaiserhofe zu Wien, bei Abraham a
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