für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H er a u s g e g e b en von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. ^§30. Freitags, den 12. April 1839. Der Berliner Verein zur Unterstützung hülfsbedürftiger Buchhändler aus einem andern Gesichtspunkte von einem Nicht- mitgliede betrachtet. Diesem wohlgemeinten Vereine von ganz ehrenwerthen Mitgliedern widerspricht mein Grundsatz: daß wir eher dafür zu sorgen haben, daß cs keine Hülfsbedürftigcn und Armen oder gar Bettler unter uns gicbt, als für solche Anstalten, die den Bettel nur vermehren und dem Leicht sinne zur Ressource dienen. Liefern wir z. B. nicht noch jährlich eine Ueberzahl von Lehrlingen, die in der Regel wenig oder nichts gelernt, als sich auf Unkosten Anderer zu ernähren und den Leichtsinn, die kahlen Hoffnungen und leeren Erwartungen in unserem Geschäfte fortzupflanzen, es immer unsicherer und gefähr licher zu machen, und das, was Ehre und Ansehen darin heißt und heißen soll, blos darin setzen, in den äußeren Ver band bald zu gelangen und auf die Auslieferungslisten ge setzt zu werden, theils mit, theils ohne Empfehlungen, die dann ebenfalls nur äußerlich dienen sollen. Ich spreche im Allgemeinen nach jetzigen Zuständen — «s giebt der Ausnahmen viele, sie werden sich jederzeit kund geben und ihre Stelle zu behaupten wissen in Solidität und Ehrbarkeit, und diese brauchen keine Charite, noch das Erbarmen ihrer College», andre verdienen cs nicht, und Anstalten für Verdienstlose brauchen wir nicht, jeder Staat, jeder Ort hat dergleichen und für dergleichen leider zu sorgen. Eher setzen wir Prämien aus für tüclstige, brave, ehr liche junge Leute, die in tüchtigen Handlungen tüchtige Vorbildung erhalten, und nun aus ihrer Lehre treten nicht Kr Jahrgang. mit der hohen Idee, reif zu sein, um das Bischen Buchhan del schon treiben zu können, sondern mit dem guten Ge danken, sich erst in der Welt umzuschen und nach und nach reif zu werden in guten Schulen zum künftigen selbst ständigen Beruf, der wieder auf seine ehrenfeste Basis zu- rückgeführt werden und Gedanken für Hohes, Edles, Festes und Dauerndes in sich tragen soll, die nicht der Welt, wie sie nun einmal ist, fröhnen, und ihrem Leichtsinne, ihrer Dünkelhaftigkeit, Frechheit und Niederträchtigkeit dienen, sondern sich dem allen ohne Scheu und mit wohlgewaffne- ten Sinnen entgegenstellen sollen. Diese Weichhcrzigkeit, nur immer für Armuth zu sor gen, muß aufhören, und die wahre Barmherzigkeit muß eintceten, die die Jugend davor zu bewahren sucht. Es muß gewirkt werden, daß Armuth und Elend sich min dern , denn es ist ein Furcht und Angst erregendes und ver lachendes Gefühl unserer eigenen Schwäche und unserer Trostlosigkeit beim Gedanken an die Gegenwart und Zukunft. Großstädter mögen Grund und Ursache haben zu verzwei feln , die Kleinstädter wissen Gottlob wenig oder nichts da von, erschrecken aber doch vor den Zeichen der Zeit, die auch ihnen drohen, wenn es so sortgeht in unserm lieben Buchhandel. Der Berliner Verleger-Verein. Am 2. April 1839. Mein Aufsatz über den Berliner Verleger-Verein in Nr. 10 dieser Blätter scheint eine falsche Auslegung veran laßt zu haben; er sollte über eine Thatsache berichten, nicht 55