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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1839
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1839-05-24
- Erscheinungsdatum
- 24.05.1839
- Sprache
- Deutsch
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1043 50 1044 zu sein. Wie alles Volk in frohester und schönster Bewegung ! war, so hatte auch der Frühling, der wenige Tage vorher noch unter der Decke des Nachwinters lag, alle seine Pracht! im Himmel und auf Erden entfaltet, und nicht der mindeste Mißklang störte ein Fest, das, aus der Tiefe eines edlen Volks geboren, keiner an - und eingelernten Begeisterung, keiner rücksichtvollen Devotion, keinem industriellen und materiellen Interesse die Sprache lieh, sondern der Ausdruck wahrhaftiger Liebe zu einem großen Menschen, das reine, freie, dem deutschen Genius dargebrachte Opfer war. Po saunenklänge vom Thurme der Stiftskirche begrüßten den Tag; schon zogen festlich geschmückt eifrige Schauer nach dem Platze, wo die Statue steht, von dem eben die letzten Arbeiter, die bei Fackelschein und Mondenglanz die ganze Nacht fortgearbeitet hatten, nach Hause gingen, um auch ein Fcierklcid anzulegcn. An den Thoren waren die Bürger aufgestellt, die für den Empfang der Licderkränze bestimmt waren. Von allen Seiten her, aus allen Thälcrn, von allen Bergen, von nah und fern, von Ulm und Eßlingen, von Hall und Calw, ja von Pforzheim in Baden und aus der Schweiz kamen sie an in großer Zahl, an 46 Liederkranze über 1000 Köpfe stack. Die Schleife mit dem Bildnisse Schillec's wurde Jedem an seinen Hut gesteckt, und wem mußte es nicht durchs Herz gehen, neben dem Gelehrten und Staatsmanne, neben dem Bürger und Freiherrn auch den Handwecksburschcn und Bauer—denn alle Stände eint der Gesang im Schwabenlande zum traulichen Vereine — mit der ehrenden Auszeichnung zu sehen. Mehre hundert Bürger Stuttgarts hatten die Mühe übernommen, die Züge zu ord nen und zu führen; weiße Stäbe mit der Inschrift „ Ord nung " in ihrer Hand machten sie als „Constables" kennt lich. Durch die mit grünen Kränzen, bunten Teppichen, Blumen und Büsten schön verzierten mcnschcnerfüllten Straßen bewegte sich der Zug der Liederkränze, ein jeder mit seiner Fahne oder mit mehren, und unter erhebendem Ge sang. Vom Museum aus traten die Frauen des Stuttgar ter Licderkranzcs, der Schillerverein, in den Zug ein, den die Männer aus dem Stuttgarter Licderkranz beschlossen. Der Platz, auf dem die Statue errichtet worden, ist von lauter alterthümlichcn Gebäuden, der im Germanischen Styl erbauten Stiftskirche, dem alten Schlosse, dem Kanzleihof und dem Palais des Prinzen Friedrich umgeben. Ringsum waren Tribunen errichtet, die Sänger nahmen auf der hin ter dem Denkmale Platz, die Ehrengäste gegenüber. Ein leichter Wind bewegte die bunten, mit Emblemen und dich terischen Gestalten geschmückten Fahnen, und suchte, als trieb ihn die Ungeduld des Volkes, den Schleier der verhüll ten Statue zu lüften. Eine von Mörike gedichtete, von Lindpainlner componirte und von dem Stuttgarter Lieder kranz ausgeführte Festcantate cröffnete die Feier. Die Ab wechselung von starken Männer- und zarten Frauenstimmen und ihr Zusammenklang im Chor ergriff sichtlich alle Hörer, unter denen man mit froher Theilnahme die Angehörigen Schillcr's in einer Loge der Ehrentribüne sah. Der Enkel des Dichters, Sohn des Königlich Würtembergischcn Ober försters v. Schiller, war erlesen, zur Enthüllung des Denk males die Hand zu leihen. Unvergeßlich wird der Moment dem jetzt ungefähr zwölfjährigen Knaben, der die Züge des Großvaters im Gesichte trägt, sein, wo die Augen von Tau senden auf ihn gerichtet waren. Mit dem Schlüsse der Cantate, deren letzte Strophe schon die eintretende Hand lung andeutete *), ward der Schleier herabgezogen, und mit lautem Freudezurufe, mit Posaunen- und Trompeten schall und mit dem Geläute aller Glocken der Stadt der Moment begrüßt. Nachdem von allen Liederkcänzen nun ein Lied von Ritter und Silcher gesungen worden, hielt der Prediger und Dichter Gustav Schwab an dem Fuße der über alle Erwartung herrlichen Statue mit lauter und klarer Stimme, die den weiten Platz vollständig bis in die ent legenste Ecke oder Höhe durchdrang, eine Rede, in welcher der Charakter Schillec's und die Bedeutung des Denkmals schön entwickelt und kräftig dargestellt wurden. Auf eine sinnreiche Weise hielt sich der Redner an die Züge des edlen Dichters, wie sie eben über ihm aufgethan waren, und las in der Stirn die Gedanken, im Auge den Formen- und Schönheitssinn Schillec's, im Munde seine Begeisterung für Wahrheit, Freiheit und Recht. (Schluß folgt.) Illumination der Buchhändlerbörse. Leipzig. Bei der am 1. Psingstfeiertage zur Feier des 300jährigen Jubiläums der Einführung der Reforma tion in der Stadt Leipzig veranstalteten allgemeinen Illumi nation zeichnete sich ganz besonders die deutsche Buchhänd lerbörse durch die äußerst geschmackvolle Anordnung, die Pracht und die große Anzahl (über 4000) der an der Fronte und im Innern angebrachten Lampen aus und es herrscht nur eine Stimme darüber, daß dieselbe unter allen das am prachtvollsten erleuchtete Gebäude gewesen sei. Das Gre mium hatte, in Betracht, daß der Buchhandel dem wichtigen Ereignisse der Reformation zum größten Theile seine spätere Bedeutung zu verdanken und demnach wohl Ursache habe, bei den angeordneten Feierlichkeiten seine Theilnahme zu be zeugen, eine entsprechende Summe aus der Vereinscasse zur Bestreitung der Kosten bewilligt, und es gebührt dem De putaten des Leipziger Vereins, Herrn Or. Härtel, welcher sich dem mühsamen Geschäfte der Anordnung mit solchem Eifer und Umsicht unterzogen und dabei die allgemeinste Anerkennung gesunden, nicht minder der lebhafteste Dank der gesummten Corporation. Todesfälle. Am 25. April starb der ausgezeichnete Künstler und Lithograph Engelmann in Mühlhausen im Elsaß. Durch ihn erfolgte hauptsächtlich die Einführung der Litho graphie in Frankreich und ihm hat sic die ungeheuren Fort schritte zu verdanken, von denen die Erzeugnisse derselben in dem letzten Jahrzehnte so viele Beweise liefern. In der Nacht vom 4. zum 5. Mai verschied plötzlich in Folge eines Schlagflusscs im 55. Lebensjahre der Buchhänd ler F r i e d r. E u se b. L u d w. H e r b i g zu L e i p z i g, über *) Doch stille! Horch! zu feierlichem Lauschen Verstummt mit Eins der Fcstgesang: Wir hörten Deines Adlersittigs Rauschen Und Deines Bogens starken Klang!
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