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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1839
- Strukturtyp
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- 1839-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1839
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- Deutsch
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1763 76 1764 warum ist, wo oder wann Bücher nur durch Abschreiben vervielfältigt werden, das Schrifteigenthum unwirksam? Nicht deswegen, weil zu einer Abschrift ein größerer Auf wand von Zeit und Arbeit erforderlich ist, als zur Herstel lung eines einzelnen Exemplares einer Druckschrift, wenn schon dieser Unterschied allerdings nicht ohne Bedeutung für die vorliegende Frage ist. Sondern die wahre Ursache ist die, daß, wo und wann Schriften nur durch Abschreiben vervielfältigt werden, eine Controle über die Vervielfälti gung einer einmal herausgegcbenen Schrift faktisch und mithin rechtlich unmöglich ist. Der Schriftsteller hat unter dieser Voraussetzung überall nicht ein Eigenthum an seinem Geisteswcrke, nicht ein äominiuin »ist»-, ise, sondern nur ein Eigenthum an seiner Handschrift, nur ein ckoniiuluiu lorunw. Anders stellt sich die Sache, wo und wann literarische Arbeiten durch die Druckerprcsse oder durch ähnliche mechanische Mittel vervielfältigt werden. Unter dieser Voraussetzung ist eine Controle jener Art factisch möglich. Wenn aber die Gesetze eines Staates den Nach druck »erstatten, so versetzen sie den Schriftsteller in dieselbe Lage, in welcher sich die Schriftsteller da, wo die Buch druckerkunst unbekannt ist, befinden. Eine Controle über die Vervielfältigung einer im Druck herausgegcbenen Schrift ist zwar factisch fortdauernd möglich, nicht mehr aber rechtli ch. (Fortsetzung folgt.) Der Buchhandel. *) Ausammengestellt und mitgetheilt von Otto Wigand. (Fortsetzung.) Der erfreulichen Reformen ungeachtet fehlt es doch nicht an häufigen, oft bittern Klagen über den Verfall des Deut schen Buchhandels, wenngleich sich bei näherer Betrachtung crgicbt, daß entweder manche Beschwerde so alt ist als der Buchhandel selbst, oder daß sic oft nur in der Vorstellung ei nes sich gedrückt fühlenden Einzelnen epistirt. Welches sind denn nun die wirklichen oder eingebildeten Ucbel, an denen der Deutsche Buchhandel seine frühere Kraft und sein Leben verliert ? Alle, nur nicht die Nachdruckcc und die mit ihnen verbundenen Gesellen des schamlosen bibliopolischcn Schleich handels, klagen über mangelhafte Gesetzgebung zur Sicherung des literarischen Eigenthums und Alle haben Recht, wenn ihre Beschwerde überhaupt nur die That- sache der feigen Piraterie betrifft, aber Unrecht, wenn sie meinen, der Nachdruck datice aus der neuesten Zeit und äu ßere erst jetzt seine nachtheiligen Wirkungen. Die Gegen wart , von eifrigen Zeloten und unverschämten Helden der Scheintugend so heftig geschmäht, ist doch nicht so entartet, daß sic ein solches Ungelhüm, wie der Nachdruck ist, hätte gebären können. Der Nachdruck ist ein Ecbtheil aus jenen Tagen der Vergangenheit, die wir in unserer Phantasie als die goldenen des Buchhandels ausmalcn, er ist zugleich mit *) Aue: Conversationslcrikon der neuesten Literatur, Völ ker- und Staatengeschichte. Ein umfassendes Gemälde der Jahre 1830— 1838 re. :c. 6. Heft. Leipzig, Verlag von Otto Wigand. dem Buchhandel entstanden und griff so krebsartig um sich, daß schon Luther seine Stentorstimme gegen ihn erheben mußte. Dieses mit Gift getränkte Neffelgewand, daß den B. umhüllt, würde längst vernichtet sein, wenn diejenigen, welche sich als die Diener verwahren Wissenschaft betrachtet wissen wollen, und diejenigen, welche berufen sind, jedesEigen- thum eben so zu schützen, als sie die Salz- und Bergwerks monopole, das Jagd-, Fischerei- und Münzrccht eifersüchtig hüten, ihn nicht aus Habsucht benutzten oder nicht aus Furcht vor der Freiheit der Presse und der Wissenschaft duldeten. In der allzugroßen Concurrenz der Buchhandlungen und in der angeblich fieberhaften Steigerung und theilwei- sen Entwecthung und Ohnmacht der literarischen Thätigkeit sehen Andere einen unheilbaren Krebsschaden des B. Die gegenwärtige geistige Production mit der vergangenen ver glichen ist in der That der Masse nach reicher, doch im Gan zen nicht einseitig aus Schrciblust und Schceibseligkcit, son dern wie überall, wo viel producirt wird, aus der sich selbst steigernden Eonsumtion entsprungen. Unsere Zeit ist eine ganz andere, als daß sic nach dem kurzen Maßstabe früherer Mcnschenalter gemessen und bcurtheilt werden dürfte. Vor mals hatte der B. sich bestimmten Classen zu accommodircn, jetzt ist aller politischer Unterschied dieser Classen aufgehoben und an die Stelle der Bibliotheken, die von den zahlreichen Klöstern, von der Unzahl Deutscher Duodezfürsten geistlichen und weltlichen Standes, von dem Avel und von reichen Pri vaten, von Beamten und einzelnen bloßen Fachgelehrten an gelegt und entweder gar nicht oder nur wenig benutzt wur den, ist jetzt das ganze Volk gekommen, das durch den bei spiellos erweiterten und vervollkommneten Unterricht auf die Höhe der Cultur getrieben wird, wo cs ihm Bedürfnis ist, sich durch Lectürc, durch Bücher weiter zu bilden. Das alte und größte Hinderniß allgemeiner Nationalbildung, die Trennung des gelehrten Standes und der gesellschaftli chen Bildung unter sich und von dem Volke, verschwand, und dadurch, daß der verjährte Zuschnitt nach Facultätswissen- schaften verlassen wurde, erhielt das gesammte Büchcrwesen eine völlige Umgestaltung. In Folge eines in Deutschland endlich Statt findenden allgemeineren Zusammenhanges des menschlichen Wissens verschmelzen die Wissenschaften jetzt mehr und mehr in einander und die Resultate der Forschun gen und der höheren Erkenntnis werden nicht mehr in den Bibliotheken eines Hochgcbornen, dcc blos Bücher sammelte, um sein Auge an dem Anblick der goldenen Büchereinbände zu weiden, oder in dem Winkel eines der Welt und dem thätigen Leben verschlossenen Klosters begraben, sondern sie werden in die gesellschaftlichen Kreise, in das Volk, mitten in das rührige, frische und mit den Kümmernissen des Ta ges ringende Menschenleben gebracht. Das Feld der Lite ratur ist die Domäne des Volkes geworden, und dadurch ist die geistige Thätigkeit, die literarische Production gezwun gen, als Pricsterin der Nation den Richtungen nachzugehen, welche das im Volke lebende Gedankcnsystcm und die Stce- bekraft des Nationalgeistes cingeschlagen haben. Indem sich Alles vereinigte, der literarischen Thätigkeit in ihrer Rich tung auf die Interessen und Bedürfnisse des Volkes einen durchgehenden Umschwung zu crtheilcn, wurden zugleich neue Literaturzwcige entdeckt, erobert und wunderbar rasch
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