für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Getehäktsjweige. H e r a u s g e g e b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 21 Freitags, den 22. Mai 1835. Bemerkungen über die projectirte Ge- sammtausgabe deutscher Classiker. (Die Redaction würde den hier folgenden Aufsatz der Con- sequenz wegen zur zweiten Abtheilung empfehlen, weil na mentlich das Ende desselben des geehrten Verfassers Privat- intcresse betrifft, — wenn nicht tz. 4. der in Nr. 10. d. Bl. S. 232 f. ausgestellten Ncdactionsprincipien eben hier eine Abweichung von jener Eonsegucnz gestattete und rathsam machte.) — Es ist wicderholentlich und neuerdings in Nr. 13 und 17 des Börsenblattes die stiebe gewesen von einer Gesammtaus- gabe deutscher Elassikcr in völlig gleicher äußerer Beschaffen heit , und da nun der vorletzte Vorschlag nicht nur einen Plan für die Ausführung darbietet, sondern auch den Gegenstand für wichtig genug erachtet, um ihn einer allgemeinen Bera- lhung in der bevorstehenden Ostermesse unterworfen zu sehen, so ist es vielleicht zeitgemäß, die Zweckmäßigkeit und Ausführ barkeit eines solchen weitschichtigen Unternehmens einer nähern Prüfung zu unterwerfen. Zuerst und am natürlichsten stellt sich die Frage dar: was versteht man unter Elassiker, welche Grenze soll man ziehen bei der Auswahl und Aufnahme? dies dürfte schon große Schwierigkeiten darbieten, wenn man nicht wie die Pariser in ihrer Ankündigung alles ohne Kenntniß und Kritik durch einander werfen will, wie Kraut und Rüben. Welcher Art soll die Auswahl ihrem Inhalt nach sein? Soll diese blos die sogcnannrc schöne Literatur umfassen, oder will man auch Philosophen, Historiker u. s. w. auf- nchmcn? Wie weit will man in der Zcitfolge zurückgehen? Sollen Luther, Hutten u. a. Aufnahme finden? Oder will man mit 2. Jahrgang. dem vormals s. g. goldenen Zeitalter unserer Literatur begin nen; dahin würden u. A. gehören: Gellert, Weiße, Rabe- ner, Rammler, Gleim, Uz, Haller, Hagedorn, Götter, Göckingk, Ewald v. Kleist; und weiter zurückgehend: Liscov, Flcmming, Gryphius, Günther, Kanitz u. s. w. Jenen zuerst Genannten würden sich anschließen: Bürger, Hölty, Voß, Stolberg, Klopstock, I. G. u. F. H. Jacobi, Ha mann, Lessing, Wieland, Winckelmann, Herder. Es wird überflüssig erscheinen, weiter auf die neuere Zeit zurückzugehen, da die ihr angchörigcn Schriftsteller ihres Orts noch in Erwähnung treten werden. Die Hauptschwierigkeiten für die Ausführung eines so weit umfassenden Unternehmens würden aber im Folgenden sich ergeben: 1. Würden alle Verleger, nachdem die an sich schwierige Aufgabe gelöst worden, welche Schriftsteller aufzunehmen wären oder auszuschließen, geneigt sein, einem solchen Unter nehmen beizutreten? Triftige Gründe des Widerspruchs wür den nicht mangeln, und würde dann das Ganze nicht lücken haft erscheinen, besonders wenn Schriftsteller des ersten Ran ges ausgeschlossen blieben? 2. Auf welchem Wege sollte die Werthsermittlung der einzelnen Schriftsteller einander gegenüber, dem Umfange und Ertrage ihrer Werke nach, Statt finden? Wie würden sich, um nur wenige Beispiele zu geben, zu einander verhal ten: Schiller und Lcssing, Gölhe und Winckelmann, Wie land und I. G. Jacobi, Joh. Müller und Fr. Schlegel, Herder und F. H. Jacobi und die Stolberge, Uhland und Körner? Der soll meiner Meinung nach noch geboren wer den, der diesen gordischen Knoten löst zur Zufriedenheit al ler Theilhaber. 40