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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1915
- Strukturtyp
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- 1915-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1915
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- Deutsch
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// Nr. 52. ^ * jährlich frei Geschäftsstelle od^r 3^Nark ^i^>ostü^erweifung N ^r'^6. NM. statt 18M. 6 t<^la n g^ej uchew er d e nmtt^l 0 "Pi.p r o ^ - M?rv" j?hr!?ch?Ä^ ^em^ÄuEand ^^I^.^Äer^ng ^ Nicht" ^ UKMüinLMWWereMs'öeMeÄWkW Leipzig, Freitag den 5, März 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Berliner Briefe. i. Geschmacklosigkeiten. — Mit Kaust in der Tasche die Faust am Säbel. — Personalmangel. — Buchbesprechungen. — Gefallene junge Dichter. — Eine neue Wochenschrift in neuem Reproduktionsversahren. — Kriegsspenben .... und etwas Zurückhaltung! — »Restanslagen«. — Ter steinerne Volkswtlle. — Hascrmolor. —Diskrete Verwarnung. »Was geschmacklos ist, manieriert und gesucht, das ging vom süßen Berlin aus, doch werde auch diese soldatische Stadt durch Lob und Gesänge verherrlicht, denn des Volkes Auf schwung in heroischer Zeit, er ging vom großen Berlin aus.« Während ich diese Sätze (von Platen ab-) schreibe, wogt die Weiche Luft des Kriegsfrühjahrs durch die geöffneten Fenster, die Straße liegt in der Sonne des Nachmittags und trägt ernste Menschen und gestikulierende Leutchen; Kinder spielen Krieg, und Verwundete Wärmen sich in langsamem Marschtritt an der trockenen Ausstrahlung des Asphalts. Von nebenan aber, aus dem Kaffeehause mit dem Demimonde- Anstrich, klingt ein parfümierter Schlachtenmarsch bleicher Musikjünglinge. Es war Sitte geworden, aus den Kaffeehäusern Kabaretts zu machen, die losen Lieder der Nacht tollten über die Tages brettl dieser Bastardinstitute. Irgendwer, ein Stern am nächt lichen Himmel, gab diesen Nachmittagen den blassen Schein des Witzes. Man suchte zu erheitern, und als das nicht ging, suchte man zu rühren; und dann wurde man aktuell und zwang die Weltereignisse in Schnadahüpfelverschen. Da aber kam das Oberkommando und strich diese Nachmittage mit der Radikal- scdcr des Zensors. Und die Menschen mit Gewissen atmeten auf: bis es — andern Tags wieder in den Kaffeehäusern zu rumoren begann, und Kesselpauken vergessene Geigen und verbotene Lieder ablösten. Der Berliner liebt nun einmal die Musik(e), auch ist er sinnlosem Singsang nicht abgeneigt; diskretes Lächeln schätzt er, und pathetisches Wesen schlägt an. Aber es gibt in Berlin einen Menschenschlag, dem man es einmal sagen möchte, wie überflüssig und anstößig er in dieser Zeit ist. Das ist die Kategorie dieser Lärmkafseehaus-Besucher, für die ich an jeder Buchhandlung ein Schild wünschte: eine vv»8 l8t eine8 veukclien vvüräi§er Zwischen diesem Berlin »drüber weg« und dem Berlin »unten durch« aber liegt das retchshauptstädtische Berlin des Geistes und des »Militarismus«, an das sich der Berliner Buchhandel lehnt. Die Faust am Säbel vergaß nicht den »Faust« in der Tasche. Es ist ein herrliches Zeichen unseres Militarismus, wenn mir von Buchhändlern gesagt wurde, daß gerade der Goethesche Faust das Buch sei, das die gebildeten Soldaten mit ins Feld nehmen. Und es schlägt den Simplizissimus- Kartkaturen ins Gesicht, wenn man hört, daß ein junger ver wundeter Offizier aus diesem deutschesten Werke seinen Kame raden allabendlich im Kasino vorliest und sich breite Litera turpolemiken daran anschlietzen. Über die geschäftliche Lage des Berliner Buchhandels hat die Weihnachts-Rundfrage der Redaktion des Börsenblatts schon das Resultat gegeben. Es hat sich seitdem nichts ge ändert; auch die Einführung der Brotmarken und der 1 Uhr- Lokalschlutz hat keinen wesentlichen Einfluß auf die Kauflust des Publikums gehabt. Neu ist vielleicht, daß stellenweise versucht wird, Prtvatbüchereien wieder zu Geld zu machen. Doch greifen nur Literaten- und Künstlerkreise zu diesem Not mittel, die wirklich ihrer Existenz beraubt sind. Das gute Bürgertum denkt nicht an diese Rückwandlung. Im inneren Betriebe aber herrscht in jeder Buchhandlung Not durch Personalmangel. Laufburschen gehören zur Rarität, und Markthelfer suchen sich erträglichere Arbeit. Aber auch an Gehilsenpersonal ist durch die Einberufung des ungedienten Landsturms bis zum 83er Jahrgang großer Mangel. Wenn, wie zu erwarten ist, dieser Landsturm demnächst noch bis 1875 aufgerusen wird, so ist zu befürchten, daß hier und da eine Buchhandlung aus reinem Personalmangel schließen mutz. Wahrscheinlich wird die Ostermesse diesmal aus Mangel an Arbeitskräften von manchen Berliner Sortimen tern nur unregelmäßig und unvollständig erledigt werden. Berlin, als Zentralstelle des Heerwesens, saugt eine ganz bedeutende Anzahl von Arbeitskräften für militärische Zwecke zu Lohnbedingungen auf, die der Buchhandel nicht bieten kann. Ersatzkräfte sind gerade für den Buchhandel schwer zu finden, und es bleibt dahingestellt, ob man nicht meinen Appell an den deutschen Buchhandel (Bbl. 1913, Nr. 193), das weibliche Element durch ordnungsmäßige Lehrjahre in unseren Beruf einzusühren, mehr hätte beachten sollen. Nun droht der Krieg Frauen in unsere Reihen zu drängen, die im Lohndruck durch Ungeschultheit schwere soziale Schäden herauf beschwören können und unfern zurückkehrenden feldgrauen Buchhändlern den Konkurrenzkamps eröffnen. Zu Dank ist der Buchhandel der »Vofsischen Zeitung« verpflichtet, die als erstes Berliner Blatt wieder damit begann, regelmäßige Buchbesprechungen zu bringen. Auch der »Tag« gibt neben der Politik wieder der Literatur Raum. All mählich kommt man von den »Liebes Muttchen«-Feldpostbriefen in der Tagespresse ab — das will immerhin bedeuten, daß wieder ruhige Männer an den Redaktionsrudern sitzen, wenn es auch natürlich noch Kitsch gibt, mit denen man Blätter nach 7 Uhr abends füllt. Der Kreis der radikalen »Aktion«, die unter Franz Pfemfert berufen scheint, die Rolle der »Gesellschaft« der 80er Jahre sortzuführen, ist wesentlich tätig am Kriege beteiligt. Kürzlich fand ein Gedächtnisabend für fünf gefallene junge Dichter — unter denen Walter Heymann der bedeutendste war — statt. Er war gut besucht und zeichnete sich durch einige Geschmack losigkeiten aus. Den herbsten Verlust aber hat die »Aktion, jetzt, da es nach langem Forschen zur Gewißheit wurde, daß 297
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