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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1915
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- 1915-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1915
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Redaktioneller Teil. .1- 52, 5. März 1915. der Wilmersdorfer Lyriker Alfred Lichlenstein vor Reims den Heldentod gefunden hat. Er hat Gedichte und Novellen hinterlassen, die in ihrer Individualität überraschen, wenn gleich sich nicht leugnen läßt, daß (der ebenfalls früh ver storbene) Georg Heym sein Meister war. Vom Mürz an wird bei Julius Bard unter dem Titel »Wieland« eine neue, bedeutsame Wochenschrift erscheinen, die die deutsche Kunst und Literatur in der Einwirkung der mächtigen Ereignisse unserer Tage Widerspiegeln soll. Sie will der Sprecher der künstlerischen Kultur des großen Deutschen Reiches werden, das sich aus dem brandenden Krieg wie ein Phönix zu neuem starken Leben verjüngt. Nach besonders geschaffenen Originalen von Max Liebermann. Wilhelm Trübner, Th. Th. Heine, Olaf Guldransson, Emil Orlik u. a. soll jedes Heft mehrere Bilder in einem ganz neuen Reproduktionsverfahren bringen, während für den literarischen Teil Schriftsteller wie Gerhart Hauptmann, Bernhard Kellermann, Stefan Zweig und Wilhelm Bode verpflichtet wurden. Jedem Heft soll eine besondere graphische Originalarbeit in Faksimilewiedergabe als Kunstbeilage dei- gesügt werden. Für die Redaktion zeichnet der Direktor der Berliner Kunstgewerbeschule Professor Bruno Paul. Während des Krieges und sechs Monate nach Friedensschlutz soll der Reinertrag dieser Wochenschrift, die Wohl berechtigt ist, auch durch den billigen Einzelpreis von 30 H Aufsehen zu erregen, dem Roten Kreuz zufließen. — Im gleichen Verlage erschienen bereits die Original-Steinzeichnungen »Krieg und Kunst«, die ein ganz hervorragendes Zeugnis unserer heutigen Repro duktionskunst bilden. Ich bin überzeugt, daß diese Blätter — wie in Berlin — so überall auch da ihre Liebhaber finden werden, wo man sich nicht unmittelbar mit der Dar stellung einverstanden erklären mag. Die in der Königlichen Bibliothek befindliche Sammel- stelle zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten hat in den vergangenen Monaten eine rege Tätigkeit entfaltet. Versorgt wurden anfangs in erster Linie Lazarette in Berlin und in der Provinz Brandenburg; später gingen die Sendungen nach Ostpreußen, in die Rheinprovinz, Elfaß-Lothringen und Belgien, auch die Schiffe der Kriegs marine wurden mit Büchern bedacht. Den in der Front selbst stehenden Soldaten Lesestoff zuzuführen, war bisher nur in sehr beschränktem Maße möglich. Jetzt schickt die Kriegs- spende des Deutschen Buchhandels große Ballen kleiner Schriften an die Armee-Oberkommandos; hierzu hat die Kriegsbücherei der Kgl. Bibliothek etwa 40 000 Zeitschriften beigesteuert. Im Berliner Buchhandel herrscht die Empfindung, daß sich die Verleger nunmehr Zurückhaltung in Liebes gabenspenden auferlegen möchten. Es ist vorgekommen, daß sich reiche Privatlazarette direkt an Verleger wandten, ohne daß ein Mangel an Unterhaltungsstoff vorlag, und vom Ver lage auch tatsächlich eine Spezial-Büchersendung erhielten. Wir können nicht alles verschenken, auch dann nicht, wenn es sich um Ladenhüter handelt. Der Idealismus des Verlegers darf nicht über Leichen des Sortimenters gehen. — Eine praktische, dem Buchhandel schadlose Spende gab der Ver leger Hermann Hillger mit rund 3 Millionen Feldpostkarten, für die unsere Kronprinzessin den Segensspruch »Gott helfe uns zum Siege« schrieb, der auf jeder Karte in Handschrift- Faksimile wiedergegeben ist. Der Verlag beabsichtigt noch weitere Millionen derartiger Fcldpostkarten folgen zu lassen. Das Kaufhaus des Westens ist wieder in der Lage, in einem halbseitigen Zeilungsinserat Restauflagen und an tiquarische Werke billig anzubieten. Man findet darunter Richard M. Meyers Goethe (11.40 ^) für 4.25 Harden, Köpfe III (8 ^ —) für 4.50 .F, Thomas Mann, Königliche Hoheit <6 ^ —) für 3 —, Jacob Wassermann, Der goldene Spiegel (^tz 6.—) für 3.50 und anderes Interessantes. Bleibt zu überlegen: um wieviel der Warenumsatz des Kauf hauses durch diese Reklame mit geistigen Werten Wohl steigen könnte; auch das, ob benachbarte Sortimenter bei ihren Druck sachen nicht einsügen: »Bücher, die irgendwie von irgendwem 298 zu ermäßigten Preisen ausgeboten werden, sind durch Ihren Buchhändler zu gleichen Bedingungen zu beziehen.« Mitten im Kriege ist das prächtige neue Heim der Ver einigten Volksbühnen am Bülowplatz zu Berlin entstanden. Um ein .kunstgeadeltes Volkstum« zu schaffen, gründete Bruno Wille vor Jahren in einer Abzweigung von der «Freien Volksbühne« — die in sozialdemokratisches Fahrwasser geraten war — die »Neue Freie Volksbühne«, zu deren Leitung Männer wie Bölsche, Haiden, die Brüder Hart, Otto Erich Hartleben und Wilhelm Hegeler herangezogen wurden. Es lag in der Absicht, den für den Theaterbesuch Unbemittelten, der Arbeiterbevölkerung und dem schlichten Bürgertum, zu billigsten Preisen würdigen Kunstgenuß zu verschaffen. Mit überraschender Schnelligkeit wuchs diese Bewegung. Bei Kriegsausbruch zählte die »Neue Freie Volksbühne« bereits an 75 000 Mitglieder. In fünfjährigem Sammeleifer wurde der Baufonds zum eigenen Heim geschaffen, der durch die kleinsten Pfennigbeiträge zu fast einer halben Million anwuchs. Die Stadt Berlin gab die füllende Hypothek, und so konnte das monumentale Haus «Die Kunst dem Volke« jetzt eingeweiht werden. 2000 gute Sitzplätze geben dem Kaufmannfchen Riesenbau den Charakter des Volkstheaters, das den »Stein gewordenen Willen des Volkes zur selbständigen künstlerischen Kultur« darstellt. — Der Krieg freilich unterband die Freude der Fülle, da fast die Hälfte der Mitglieder im Felde steht. Man glaubt, daß Professor Max Reinhardt (vom Deutschen Theater) wenigstens eine Zeit hindurch die Leitung des Theaters übernehmen wird. Durch das am 15. März in Kraft tretende Verbot des Luxus-Aulomobilverkehrs (wobei der Begriff des »Luxus« außerordentlich gedehnt ist) wird die Berliner Straße wieder vom Hafermotor durcheilt werden. Man ist allgemein auf die Erscheinungen aus den Verkehrsmuseen gespannt, auch sollen sich Hotels der Friedrichstadt bereits zu ländlichem Sommer aufenthalt empfehlen. Das eine wissen wir aber bestimmt, daß diese Verordnung des Oberkommandos ebenso gern ge tragen wird wie die Brotmarke, wenn man Hunger hat. Im Buchhandel würde das Haus Volckmar am schwersten ge troffen werden, doch ist zu erwarten, daß seiner Reklamation wenigstens für die Schulbücherzeit stattgegeben wird. — Fast zu gleicher Zeit werden auch auf verschiedenen Vorortsstrecken erneute Verkehrseinschränkungen eintrelen. Ich will diesen Brief mit einer diskreten Verwarnung schließen. Der Fall spielt von Berlin zum Vorort. Der Chef (in Berlin) gab seiner Kontoristin (vom Vorort) häufig nach dort gerichtete Briefe mit, die da in den Postkasten ge worfen werden sollten, um aus 10 Pfennig Porto nur 5 Pfennig Porto zu machen. Das ging eine Zeillang, bis die findige Post fand, daß der Herr Chef dafür 101,20 Mark, die Kontoristin 25 Mark Buße zahlen könnte. Das Schöffen gericht wurde angerufen, fand die Handlung strafbar, sprach aber frei, weil die Post gegen die Angeschuldigten selbst nicht Vorgehen durfte, sondern die Angelegenheit sogleich der Staatsanwaltschaft hätte übergeben müssen. — Wie sagte der Müller von Sanssouci? »Ja, wenn in Berlin kein Kammer gericht wäre!« Berlin-Wilmersdorf, Anfang März 1915. Otto Riebicke. Besprechungen literarischer Erscheinungen in Zeitungen und Fachzeitschriften. Eine Anregung. Ein Fachzeitschriftenvcrleger sendet uns nachstehende Ausführungen: Ein Wunder Punkt im Verlagsbuchhandel ist der Miß brauch, der vielfach mit dem Abdruck von Besprechungen in Zeitungen und Fachzeitschriften getrieben wird. Verfasser und Verleger eines Werkes haben erklärlicherweise den Wunsch, daß das neue Werk rasch bekannt und gekauft wird. Ein nicht unwichtiges und dabei meistens sogar wenig kostspieliges
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