für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgcgcben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^94. Freitags, den 25. Oktober 1839. Uebcr das Rabattgeben. Es hat kürzlich in diesem Blatte Hr. O. Wigand einen »veitgreifenden Plan veröffentlicht, zur Umgestaltung und Herstellung des Buchhandels Ich glaube mich nicht zu täuschen mit der Ueberzeugung, daß der bei Weitem größte Theil d. Sort.-B. vor der Größe des Plans zurückschreckt; daß die Meisten, wenn sie auch allgcmeinhin glauben, daß viele Mangel sich herausgebildet, doch um Alles den Status guo nicht gewaltsam möchten geändert wissen. So schien es mir denn im Interesse des Fortschritts und der guten Sache, die Ueberzeugung von einem ungemäßen, krankhaften, Heilung erheischenden Zustande, mehr und mehr zum allgemeinen Bewußtsein zu bringen. Es soll nicht etwas Neues willkürlich erdacht und eingeführt wer den, sondern es handelt sich darum, die Praxis, bieder alten Theorie entwachsen ist, von Neuem und zeitgemäß zu umhägen. Wie zu erwarten, sind in der praktischen Entwickelung die großen Städte den kleinen vorangegangen. In den letzteren gelten noch meist die Katalog-Preise der Bücher, und nur bei größeren Rechnungen giebt man etwa 10 pEt. Rab. Aber auch da hat sich in manchen Gegenden schon der Mißstand gebildet, daß sich Kunden 10—20 Meilen und weiter nach größeren Städten wenden, und von da Alles kostenfrei mit wenigstens Z Rab. erhalten. Der Por- toersparniß wegen haben viele Handlungen hierzu Spedi teure, die das allwöchentlich oder monatlich ihnen zugesen- dcte vectheilen. Da bleiben denn die Sort.-V. in solchen kleinen Städten immer bei ihren festen Preisen ohne Rab., und freuen sich, daß sie nicht davon abzugehen brauchen. In großen Städten ist es anerkannt Sitte 10—20pCt. 6r Jahrgang. Rab. zu geben; aber auch das reicht kaum noch bei der immer steigenden Eoncurrcnz, und ausnahmsweise giebt man auch 25 pEt. vom Ord. Es findet sich hier leicht der Mißstand, daß, wer ein Buch in ein-, zweijährige Rech nung nimmt, von der es nicht selten zweifelhast ist, ob sie je bezahlt wird, der erhält jenen hohen Rabatt; »ver aber die Bücher gleich bezahlt, der erhält mit sehr seltenen Ausnahmen gar keinen Rabatt. Dies ist es nun, was das Publicum in größer» Städten anfängt einzusehcn. Darum, wer einzelne Bücher braucht, der geht gleich nicht zum Buch händler, sondern zum Antiquar, welcher von den öffentli chen Bücherpreisen absieht und willkürlich seinen Preis so stellt, daß er an jedem Buche ein paar Groschen Geivinn hat. Dies trifft vor Allem Schulbücher und akademische Hand bücher. Man kommt zum Buchhändler: „Was kostet das Buch?" — Roh 1-^., gebunden 1-^ 2-s. — „Ich werde wiederkommen." Nun geht's zum Antiquar: „Was kostet das Buch?" Gebunden 20 As. — — Und der Handel ist abgeschlossen. Auf diesen Punkt möchte ich vor Allen aufmerksam machen. Viele Soct.-B. achten den Handverkehr gering, aber nur deshalb, »veil sie nicht wissen oder sich nicht geste hen wollen, wie bedeutend er sei, und daß kaum der vierte Theil davon durch ihre Hände geht. Hier drängt sich von selbst die Frage auf: woher erhal ten nur die Antiquare all' die Bücher? Ich muß gestehen, daß mir hierüber nicht hinreichend Thatsachen vorliegen; aber ich weiß gewiß, daß Antiquare bei Weitem nicht blos antiquarisch gekaufte Bücher verkaufen, sondern auch neue, die sie um dem Gesetze zu genügen binden lassen; ja daß sie auch Bücher besorgen und kommen lassen — ganz wie der 172