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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1836
- Strukturtyp
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- 1836-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1836
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- Deutsch
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153 154 ? Die Lotterie bok wenigstens, da sie mit großen Kostens von der Regierung geleitet und beaufsichtigt wurde, gegen s Versehen und Betrug völlige Sicherheit, aber die unend-! liche Anzahl von Loosen, die jede buchhändlerischc Unter nehmung um hunderttauscnde vermehrt, muß unfehlbar unwillkürliche Versehen in Menge hcrbeiführen, denn keine dieser Unternehmungen würde ähnliche Verwaltungskostcn wie die Lotterie tragen, für deren Zahlungen noch außer dem die Regierung eine Bürgschaft leistete, die weit sicherer als die jedes Privatmannes war, wie groß auch immer dessen Vermögen sei. Es ist zu bedauern, daß das Ministerium sich nicht hinlänglich durch die Gesetze berechtigt glaubte, sich dieser Neuerung gleich im Entstehen zu widcrsehen; doch haben die Nachricht, die es von seinem Vorhaben gegeben, ei nen Gesetzentwurf über den Gegenstand vorzulegen, die Antwort des Justizministers an die Handelskammer, die förmliche Mißbilligung dieser aus den angesehensten Kauf leuten gebildeten Versammlung und die von Herrn Ben jamin Delessert und andern Personen erklärte Meinung wenigstens hingcreicht, die Ueberschwemmung mit Prä mien aller Art, von denen die Anzeigen die Journale an- zusüllen und die Mauern der Häuser zu bedecken ansingen, zu hemmen. Um nur ein Beispiel anzuführen, bemerke ich, daß einer meiner Eollegen mir sagte, ein Kohlenhänd ler habe ihn um Rath gefragt, wie er Prämien mit dem Verkauf seiner Kohlen vereinigen könne, welche Prämien, wohl verstanden, den Köchinnen gegeben werden sollten. Bald würde sich der geringste Gegenstand nicht mehr an ders als in Begleitung von Prämien verkaufen, und von der Börse bis in die Küche würde Frankreich eine große Lotterie sein. Lasten wir nicht den blinden Zufall beim Handel und der Industrie noch mehr ins Mittel treten; er herrscht darin schon ohnehin nur zuviel, trotz des Zügels der Ge setze , der Gebräuche und der Klugheit. Sie werden denn, hoffe ich, einen Geldwuchec verwerfen, der überdies nur Vortheilc für die darböte, die ihn zuerst anwendcten. In der That würde von dem Augenblicke an, wo alle Gegen stände mit Prämien vereinigt wären und folglich der Preis jeder Sache um so viel stiege (denn die Prämien lassen sich nicht umsonst geben), nothwendigerwcise hieraus entsprin gen, daß man weniger kaufte und daß man folglich weni ger fabricirte; traurige Verblendung würde alle Köpfe erfüllen und die Nation von der Gewohnheit der Ordnung und der Arbeit abwendig machen, die, wenn sie auch nur langsame und geringe Resultate hccvorbringt, wenigstens nie täuscht. Der Buchhandel, dieser durch die commcrciellcn so wohl als durch die geistigen Vortheile, die ec hervoc- bringt, so wichtige Handel, der so mächtig auf die Eivi- lisation Frankreichs und der ganzen Welt cinwirkt, steht, es ist wahr, in einem ganz eigenthümlichen Verhältnisse. Die neuerlich erfundenen, außerordentlich großen Mittel der Production machen seine Lage immer schwieriger, denn man kann, ohne zu übertreiben, versichern, daß, in Be zug auf Schnelligkeit, die jetzigen Wunder der Typographie zu denen beim Beginn dieser Kunst vor drei Jahrhunder ten, in demselben Verhältnisse stehen, in welchem diese zu den Leistungen der Abschreiber vor Erfindung der Buch- druckerci standen. Eine solche Lage der Dinge zwingt denn den Buchhan del, nach neuen Mitteln zum Vertriebe der großen Menge von Productionen zu suchen. Aber wie diesen bewirken? Nach außcnhin überschwemmt Belgien mit seinen Nach drücken jeden Tag mehr und mehr alle Orte Europas und der neuen Welt'). Im Innern kann von einer Bevölkerung von 32 Mil lionen kaum der vierte Thcil lesen , und wie Wenige sind im Stande Bücher zu kaufen ! In den höher» Ständen erlaubt das Vermögen, durch Erbschaft gctheilt (eine Einrichtung, die zu tadeln ich weil entfernt bin), den Privatleuten nicht mehr den Besitz und die Erhaltung jener großen und schönen Bibliotheken, die un aufhörlich anwuchsen und vom Vater auf den Sohn über gingen, wie dies noch in England der Fall ist. Jetzt bil det sich kaum eine in Frankreich, so verschwindet sie auch gleich wieder. Wo fände man ähnliche Bibliotheken wie die der de Thou, der Eolbert und tausend Anderer, deren Ruf sich bis jetzt erhalten hat. Die Departementsbibliotheken könnten, wenn sic feste und hinreichende Einkünfte hätten, in Betreff der größer» Werke, die Frankreich jetzt vielleicht in geringerer Anzahl hervorbringt als früher, die reichen und vielen Bibliotheken der Klöster und religiösen Ordenschaflen ersetzen; aber un sere Depactemcntsbibliotheken haben größtentheils nur so winzige und ungewisse Einkünfte, daß dieselben kaum zu ihrer materiellen Unterhaltung, zu ihren nöthigsten Be dürfnissen hinreichcn; was Bücher anbelangt, so können nur wenige deren anschaffcn. Wenn sie nicht von Zeit zu Zeit einige große Werke, welche die Regierung unterstützt, erhielten, so würde die Mehrzahl unter ihnen durchaus auf die Schriften aus Theologie und Scholastik beschränkt sein, welche die Klosterbibliothekcn bildeten, deren Trümmer die Grundlagen unserer Depactemcntsbibliotheken gewor den sind. *) In der Antwort, welche ich 1831 auf die von der Han delskammer über die Lage des Buchhandels vorgelcgtcn Fragen gegeben, habe ich die großen Nachthcile auseinander gesetzt, welche aus dieser Lage der Dinge entspringen, die von Tage zu Tage unheilbringender für unsere Industrie wird. Ich sprach die Meinung aus: „Es würde der Regierung Philipp l. würdig sein, zu ver künden, daß Frankreich das literarische Eigcnthum aller der „Völker achten und schützen werde, deren Regierungen in „gleichem Grade in ihrem Lande das literarische Eigcnthum „der Franzosen schützen würden." Dänemark hat dieses edle Beispiel gegeben (König!. Ver ordnung vom 7. Mai 1828 zur Ergänzung der Bestimmungen in der Verordnung vom 7. Jan. 1741). Deutschland ist geneigt eben so zu handeln. Bei Annahme der Anträge, die cS uns kürzlich in Bezug auf diesen Gegen stand har machen lassen, würde der Verkauf der Belgischen Nachdrücke im ganzen Deutschland aufhörcn; und von dem Au genblicke an, wo dieses Beispiel, wie cs wahrscheinlich ist, von oen übrigen Völkern nachgcahmt würde, ausgenommen vielleicht von Belgien, würde dieses, bei dem Vertrieb seiner Nachdrücke auf seine eigene Bevölkerung beschränkt, uns nur noch einen sehr geringen Schaden zufügen.
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