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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1933
- Sprache
- Deutsch
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wollen, sondern weil wir glauben, daß bei den für die einzelnen Länder immer verschiedenartigen Gesetzen, unter denen auch die ein zelnen wirtschaftlichen Zweige stehen, der Buchhandel bei uns, im Lande der Erfindung des Buches, mehr als irgendwo sonst kulturelle Aufgaben lösen muh, um die wirtschaft liche Existenz zu finden. Wir lieben unfern Beruf so sehr, daß wir sogar weiter glauben, daß er in seiner Wirtschaftsführung gesünder als ein anderer Zweig blieb, sonst hätte er wahrscheinlich auch die ihn doppelt bedrückende Wirtschaftsnot nicht so bestehen können, wie er es bisher immerhin tat! Ist der Buchhandel wirt schaftlich in dem Sinne ungesund, wie es andere Wirtschaften waren, die Treu und Glauben, Sauberkeit verloren hatten? Ist er ungesund, weil etwa die Buchhändler höhere Ansprüche stellen, als ihnen zukommen können; ist er irgendwo zerrüttet, ist ihm da Neues aufzuzeigen, besser zu helfen, als er sich selb st helfen mutz?? Gewiß liegt die Lösung des wirtschaftlichen Druckes auf unserm Stand mit darin, daß wir eine Zeit brauchen, wo sich die Leute mehr Bücher kaufen können . . . aber wird es Geld vom Himmel regnen? Wird sich ohne die schwersten und bedenklichsten Erschütte rungen und gefährlichsten Auswirkungen die Wirtschaftsfrage über haupt von der geldlichen Seite von heute auf morgen lösen lassen? Nein, das wird von Neujahr zu Neujahr dauern müssen, wenn es Bestand haben, Wohlfahrt bedeuten und Glück bringen soll. Für uns Buchhändler kann die Sofort-Aufgabe nur im Mühen und Sich- Regen liegen und kann die wirtschaftliche Lösung, abgesehen beispiels weise von allgemein zu regelnden Steuerfragcn und ähnlichem, jetzt nur darin liegen, daß wir das Buch möglichst Vielen zu einer Not wendigkeit oder wieder zu einer Notwendigkeit machen. Man muß möglichst viele Leute dazu gewinnen, daß sie, auch wenn die wirt schaftlichen Verhältnisse schlecht sind, ohne Buch nicht leben können. Solche Notwendigkeiten hat das Buch dann, wenn es — ob nun außen ausgeschrieben, in jedem Abschnitt wiederholt oder zehn-, hundertmal besser mit keinem Wort erwähnt — Bolkswert besitzt. Man sehe sich doch einmal an, welche Auflagen Bücher in den skandinavischen Staaten bei geringer Einwohnerzahl erleben, Bücher, die allerdings voll eingebettet in bas Volkstum sind! Und diese Auflagen in Län dern, wo die Bevölkerung dazu noch weit zerstreut, oft fern in abge schlossenen Tälern, oben in Wäldern lebt, sind auch das Urteil über und die Antwort an die vielen Nichtwisser und Ahnungsarmen, die es heute noch im deutschen Buchhandel gibt und die von dem Ab sterben einer bestimmten reinliterarischen Richtung oder gar davon, daß einigen Autoren das Wahre gesagt, manchmal auch die Tür gewiesen wird, den Verlust deutscher Kultur befürchten. Wir Nationalsozialisten, und als solche hatten wir die Tagung einberufen, schätzen und achten die Geschichte. Sie ist uns Trost und Stärkung; Fehler, die sie uns zeigt, sind uns Lehre für die Zukunft und große Zeiten große Ermunterungen. Darum achten wir auch die Leistung z. B. des »bürgerlichen Zeitalters«, denn wir sehen auch hier wohl die Leistungen, aber logisch denkend und intuitiv wissend sehen wir auch, daß dieses Zeitalter zu Ende ist, daß es schwach, un- schöpferisch wurde und daß man mit seinen Impulsen die Zukunft nicht mehr meistern kann. Muß man noch auf anderes als darauf Hinweisen, daß sich die Träger oder vielmehr die Nachkommen dieses Zeitalters politisch in 38 Parteien aufteilten? — Und nun schreibt uns, und damit komme ich zur eigentlichen Überschrift, ein künftiger Chef über seinen Eindruck von unserm Tressen u. a., daß doch in den letzten 150 Jahre» viel geleistet worden sei, und versucht mit den tat sächlichen, aber heute nicht mehr geschichtsbildenden Leistungen jenes Zeitalters, bas man jetzt allgemein das bürgerlich-liberalistische heißt, die Faulheit der letzten Jahre zu decken. Kann sich einer selbst schärfer richten? Kann es heute wirklich noch darauf ankommen, vielleicht in diesem oder jenem Fall eine Ausnahme herauszusuchen und jenen intellektuellen Überlegungen bewußt zu fröhuen, die uns in letzter Zeit gewiß alles andere als Kulturwerte ober eine Kulturwende gebracht, uns aber dafür doch sichtbar in immer größere Verknäue- lung hineingezerrt haben! Schon vor 85 Jahren, 1848, konnte eine Elite der Gelehrten mit der wartenden Bereitschaft des Volkes nichts Brauchbares anfangcn. Diese Bereitschaft ist wieder da und sie ist bestimmt ein größeres und stolzeres geistiges Ereignis als die Neu erscheinung eines geistreichen Autors. Sie ist etwas Positives. Wir werden — und zwar werden das gerade die echtesten Buchhändler tun — uns immer auch für eine Minorität einsetzen müssen und wollen, für Werke, die nur wenigen gehören, aber wir werden in diesem Augenblick das Nächstliegende tun müssen und können keine Tagungen für das ansetzen, was schick salsmäßig den Weg allein gehen mutz. Wir können es uns wirt schaftlich nicht erlauben, zu tun, als würde ein Literatenkaffee das geistige Gesicht Deutschlands je bestimmt haben. Wir haben vor uns das Buch und haben ein dem Buche tief verpflichtetes Volk, und wir haben nichts weiter als die Aufgabe, beides zusammenzubringen, um auch unsere wirtschaftliche Existenz zu behalten. Diese Aufgabe freilich ist groß genug. — Wir lieben als Freunde der Kunst wohl echte Antiquitäten, lebend herumlaufende interessieren uns aber nicht. Daß unsere Tagung, da sie dem Zukünftigen gegolten, das Kom mende gerufen hat, den Ewig-Gestrigen nichts bringen wollte, das ist klar. Wir lassen diese ihre Garnknäuel auf- und abwickeln, kreuz und quer, wie sie wollen, wir haben dazu keine Zeit, denn wir müssen derweil ein neues Kleid richten. Der Buchhandel wird auf die Dauer nicht aus rein wirtschaftlicher Einstellung heraus bestehen, sondern nur aus einer weltanschaulichen. Glücklicherweise haben wir aber nicht nur diese eine Zuschrift bekommen. Wir haben nach dem Treffen, für das wir leider nur einen Tag frei hatten, alle Teilnehmer gebeten, uns ihre Meinung und ihr Urteil zu sagen, um daraus schon die künftigen Arbeits tagungen und -gemeinschaften vorzubereiten. Zu dem folgenden Be kenntnis werde ich neben den Zuschriften und Briefen, die wir also in den letzten Wochen erhielten, durch den Artikel von vr. G. Haupt im Börsenblatt Nr. 255 angeregt. Mit Freude und Deutlichkeit sage ich, daß wir gerade von denen die schönsten Zusagen und Ermunte rungen erhielten, die ein Chef auf der Tagung mit Humor »alte Knochen« hieß. Das kann einen Jüngeren nur voll Hoffnung machen und das kann auch ein wirkliches Beispiel für die Jüngeren sein, die uns teils mit ziemlich persönlichen Wünschen gekommen sind, an statt so, wie wir es ja schließlich mit dieser Tagung taten, entschlossen einen Schritt zu tun und sich selbst die Bereitschaft zu diktieren, jetzt ganz aufgeschlossen zu sein, sogar dann, wenn es gilt, an einem Tag eine Fülle von Stoff mit nach Hause zu nehmen, und erst dann, wenn es gilt, jetzt nicht etwa nur den alten Kunden das Neue zu bringen, sondern das Neue auch neuen Kunden. Auch insofern haben wir den Kreis der Vortragenden — und damit antworte ich einigen, die diesen Radius zu groß fanden — bewußt so gezogen, als doch damit zu rechnen war, daß dann bei aller inneren Gleichgerichtetheit sich doch manchmal Gegensätze Herausstellen werden, die dem Nachöenkenden wertvolle Fingerzeige für den Auf bau der eigenen Anschauungen zu geben vermögen und aus denen wir dann für später wirklich fruchtbaren Stoff gewinnen. Aus dem gleichen Grunde haben wir aber auch bewußt solche Themen wegge lassen, wo diese Meinungsverschiedenheit gar zu groß geworden wäre und nun also wirklich ein Zuviel hätte befürchtet werden müssen. Zum Beispiel Buchkritik wäre ein solches Thema. Diese allgemeinen kämpferischen Antworten sollen nicht nur denen gelten, auf deren Äußerung sie erfolgten, sondern darüber hinaus. Wir haben natürlich auch Erfahrungen gemacht, welche die von Herrn vr. Haupt nur bestätigen. — Gerade als National sozialisten werden wir die unbedingte Führerrolle des Chefs be tonen. Wir sehen sie nicht nur in dem naturgegebenen Nbhängig- keitsverhältnis, sondern betonen sie durch das tiefere Wissen um eine innere Autorität. Führt jenes, man soll es ruhig auch in dieser vornehmen Zeitschrift deutlich sagen, dazu, daß man hinter dem hohen Rücken herumnörgelt: »Na, was will der Alte da wieder . . .«, so wird dieses erzwingen, daß die kämpferischen Aufgaben, die immer mit Mühen verbunden sind, auch von den Jungen angenommen wer den, und für diese Jugend möchte ich als Antwort an die Chefs die Bitte stellen: »Lassen Sie sie kämpfen!« Heute, da die reine Literatur mit ihren Attributen der fliegenden Haare und der fliegen den Krawatten, der dicken Brillengläser und komischer Schrcibtisch- welt ihre Jnfektionseinwirkung verloren hat, ist die Gefahr auch nicht mehr so groß, daß die jungen Mitarbeiter — gelehrte Häuser und schlechte Verkäufer werden. Schicken sie sie in die Verbände! Wie jeder richtige Soldat herzhaft schimpfen können muß, so werden sic das dort auch lernen. Das schadet nichts. Aber auch die Freude am Einsatz, jenen Geist werde» sie lernen, der jetzt den Sieg brachte und der nicht im Staub und in der Isolierung gedeiht. B. Deutsche Buchmesse in Hamburg. Wiederum ist Erfreuliches aus Hamburg zu berichten. Die Vor bereitungen gehen rüstig weiter und täglich werden uns neue An regungen gebracht als Folge unserer Veröffentlichung im Börsenblatt Nr. 269. Nach allem, was bisher erreicht werden konnte, darf an genommen werden, daß die Deutsche Buchmesse in Hamburg zwar ihr ganz eigenes Gesicht bekommt, deshalb aber durchaus nicht weniger volkstümlich sein wirb. Der Kreis der Mitarbeiter hat sich in jeder Richtung erweitert. Es sei hier noch einmal wiederholt, Schirm herren der Ausstellung sind: Wilhelm von Allwörden, Senator der Verwaltung für Kultur-Angelegenheiten, K. Fouquet, Leiter der Landesstelle Hamburg—Schleswig-Holstein des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Träger der Veranstaltung sind: Hamburg-Altonaer Buchhändler Verein e. V., Kampfbund für
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