für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegebcn von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 21« Dienstags, den 14. Marz 183?. Buchst andel. Ueber Verlag sverstcigerung. So günstig auch die von einem Ungenannten in Nr. 7 und von Herrn Frommann in Nr. 16 des B.Bl. gemachten, den benannten Gegenstand betreffenden Vorschläge erscheinen möchten, so scheint mir, als ob dabei nur ein Hauptum stand übersehen worden ist, nämlich: daß fast alle Versteigerungen von Verlagsgegcnstän- dcn nur auf gerichtlichem Wege Statt finden und daß die Gerichte sich schwerlich dem vorgcschlagcnen Verfah ren anbcqucmcn werden. Mir sind in meiner vieljahrigen Erfahrung nur wenig Falle freiwilliger Vcrlagsvcrsteigerung vorgekommcn, und es dürfte daher dem Ucbclstand der Verschleuderung von Büchern durch Antiquare und Zwischenhändler wenig stens im allgemeinen auf dem vorgcschlagencn Wege nicht zu begegnen sein. Außerdem dürfte aber auch vorausgesetzt werden müssen, daß selten gangbare Artikel einer solchen Veräußerung an heim fallen werden, indem bei gänzlicher Aufgabe des Ge schäfts wohl jeder seinen Verlag im Ganzen zu verkaufen be müht sein wird. Entledigt er sich aber nur einzelner Artikel, so wird dies sicher die ungangbaren treffen, und bei diesen dürfte es wohl als gleichgültig erscheinen, auf welchem Wege sie dem Maculaturceich anheim fallen. Berlin, 5. Marz 1837. E. Aciincr. Schlechtes Wetter, schlechtes Papier, schlechte Bücher. Man hat bemerkt, daß der Herzog Louis Philipp ohne den heitern Himmel, der während der Julitage über Paris 4r Jahrgang. . ausgcspannt war, schwerlich König der Franzosen geworden wäre. Wenn es tüchtig geregnet hätte, als die Revolte I ausbrach, so wäre sie im bons äs ?ari8 stecken geblieben, und das Ministerium Polignac würde unter den Para- pluies der Pariser besser Schutz gesunden haben, als hinter Kanonen. Auf den Buchhandel übt das Wet ter nicht weniger Einfluß, als auf den Welthandel und die Welthändcl. Schön nennt cs der Buchhändler, wenn der Himmel grau behängen ist, wenn sich der Nebel in die Straßen ergießt; denn beim Nebel gedeiht die Lite ratur und der Wein am besten, und schlägt gar der Re gen an die Fenster, so darf er sich cinbildcn, daß die For tuna bei ihm anklopfe. Dem Vcrlagshändler geht dann die Saat seines Genies auf. Der Muth der Sortiments- Händler belebt sich frisch. Die Gelehrten müssen nun zu Hause bleiben, der vor Langeweile kranke Philister sucht in , unfern Ankündigungen Recepte dagegen, und sie sind keine Predigten in der Wüste mehr, sie wirken. DiealtenDa- men, denen es zu fmstcr ist zum Flicken, und die jungen, die nichts mehr sehen zum Sticken, senden Boten aus nach Romanen. Sogar trübe Gedichte finden Leser und Bax ter's Ruhe der Heiligen. Die Bestellungen drängen sich, in Leipzig steigt die Emballage. Wenn dagegen die Sonne scheint, so hat der Buchhändler Zeit, trübselig zu werden. Dann sind nicht mehr die Bücher die Weide der Gelehr ten, sondern der grüne Klee auf den Angern, die Feder wird mit der Harke vertauscht, der Buchhandel gerath in Stillstand, weil sich alle Welt Motion macht, weil der Philister sich die lange Zeit durch das Frische-Luft- Schöpfen vertreibt und seine Töchter stricken und dabei den Vögeln nachschauen, statt den schwarzen Buchstaben. In Leipzig kommt dann jede Woche ein Centner Verlang- 33