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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1936
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- Deutsch
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- Saxonica
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Nummer 238, 8. Oktober 1838 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Abteilung sei übrigens daran erinnert, daß unter Peter Jessen einige um das künstlerische Druckwesen verdiente Forscher in unse rem Hause gewirkt haben, voran der unvergeßliche Kenner und Förderer der Buchkunst Professor Hans Loubier, dem der Ver fasser für seine Einführung in dieses Gebiet steten Dank schuldet, ferner Wilhelm Niemeyer, jetzt in Hamburg, der allzufrüh ver storbene Gustav Kühl und der heute die graphischen Sammlungen in Zürich leitende vr. Rudolf Bernoulli. Nur kurz berührt werden können hier die für die Kunstgeschichte wie für das zeitgenössische Schaffen unschätzbaren Handzeich nungen von Baumeistern und Kunsthandwerkern der Vergangenheit und der Gegenwart, die als eine Abschiedsgabe bei Jessens Fortgang 1925 als schönsten Zuwachs die augenblicklich im Mittelpunkt der Forschung stehenden Bauentwürfe Balthasar Neumanns zu verzeichnen haben. Auch diese Gruppe ist in den letzten drei Jahren durch wichtige Zugänge vermehrt worden, unter ande rem durch mehrere hundert Architektur- und Handwerkerzeichnungen des süddeutschen Barock, vornehmlich aus dem Bistum Bamberg, sowie durch eine geschlossene Folge von Baurissen der Berliner Bau meister aus dem Kreise David Gillys um 1800. Zu den größten Verdiensten Peter Jessens ist weiter die durch ihn bewerkstelligte Einverleibung der von dem Freiherrn von Lip- perheide geschenkten Kostümbibliothek in die Staatliche Kunstbiblio thek zu rechnen. Die Abteilung »Freiherrlich von Lipper- heidesche Kostümbibliothek«, in einem zweibändigen Katalog — begonnen von dem Schöpfer der Bibliothek, beendet durch Jessen und ihren langjährigen Bibliothekar Or. Doege — be arbeitet, ist gleichfalls in der Zwischenzeit wesentlich vermehrt wor den. Neben der neueren Moden- und Trachtenforschung sind es in der Hauptsache ältere Kupferwerke, Lithographien, Stiche und, so weit sie erreichbar, auch Originalzeichnungen. Die in den letzten drei Jahren gemachten Erwerbungen der jetzt 13 000 Bände und 30 000 Einzelblätter umfassenden, vornehmlich für alle Modeschaf fenden bedeutsamen Abteilung werden im Winter in einer Übersicht ausgestellt werden. Als weitere Abteilung der graphischen Sammlungen seien noch hervorgehoben die »Japanischen Farbenholzschnitte« nebst einer mit Hilfe von Professor Kümmel erweiterten Gruppe »Japanische Bücher«, die »Buntpapiere«, die »Spielkarten«, die »Meister der Photographie«, die »Verfahren des Bilddrucks«, mit Beispielen aus der Früh zeit der Lithographie, und schließlich eine seit kurzem im Entstehen begriffene Sammlung von »Plänen, Karten und Ansich ten«, in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der gegenwärtig so eifrig betriebenen Arbeit des Siedlungswesens, der Stadt- und Lan dungsplanung und der Landschafts- und Gartengestaltung geschaffen. Die eigentliche Bücherei, alle Zweige der Kunst und des Handwerks, einschließlich der Heimat-, Natur- und Volkstumspflege umfassend, ist unter Beibehaltung der in jahrzehntelanger Praxis bewährten Gliederung durch die Erwerbung aller einschlägigen Bü cher deutscher und, wo die Zeitverhältnisse es zuließen, auch aus ländischer Herkunft, mit der Forschung Schritt haltend, ständig aus gebaut worden. Bei der oft schwierigen Beschaffung der ausländischen Fach literatur haben uns neben deutschen Buchhändlern die befreundeten Fachkollegen in den betreffenden Ländern häufig wertvolle Hilfe geleistet. So in bezug auf Skandinavien noch jüngsthin Professor Axel Romdahl in Göteborg in Schweden, der in der einleitenden Rede zu seinem vorjährigen Vortrag bei uns, »Schwedisches Wesen und schwedische Kunst«, mit warmherzigen, durch den Rundfunk übertragenen Worten mit Dank bestätigt hat, welchen Nutzen ihm und so vielen andern ausländischen Studenten während ihres Stu diums in Berlin die Staatliche Kunstbibliothek gewährt hat. Freunde in Boston und Philadelphia haben uns die laufende Literatur über die Kunst der Kolonialzeit zukommen lassen. Nicht genug können wir an dieser Stelle auch dem Leiter der Reichsaustauschstelle in Berlin, Herrn Bibliotheksrat Di. Jürgens, Mitglied unseres Beirates, Dank sagen für den Beistand, den er der Kunstbibliothek durch die ständige Zuwendung älterer und neuerer Fachliteratur aus dem Auslande geleistet hat. Eine Auswahl der neuerworbenen Bücher wird ständig im Lesesaal ausgestellt und dient, ebenso wie die wechselnden Ausstellungen im Lichthof, dazu, die Be 872 sucher über den Ausbau der Bibliothek und über den Fortschritt der Forschung auf dem laufenden zu halten. Eine unentbehrliche Ergän zung zu einer Kunstbücherei ist eine Sammlung von Photographien der Kunstwerke. Diese, das »Deutsche Bildarchiv«, heute mit einem Bestände von über 200 000 Photographien, ist gleichfalls ständig vermehrt, durch Ausmerzung älterer Blätter und durch Be schaffung der besten Aufnahmen der jüngsten Zeit, zumal auf dem Gebiete der deutschen Kunst, fortentwickelt worden. Die vorübergehende Unterbringung der Staatlichen Kunstbibliothek im Lichthof, in des sen Umgängen und in einigen Räumen des ehe maligen Kunstgewerbemuseums hat begreiflicherweise dazu geführt, daß die frühere umfangreiche Betätigung im Dienste der Volksbildung und der öffentlichen Kunstpflege erhebliche Ein schränkungen erfahren mußte. So haben die großen Ausstel lungen im Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbemuseums, die in dem ersten Jahre nach der Machtergreifung mit den viel besuchten Ausstellungen des »Deutschen Heimatswerks«, der Presse zeichner des Neuen Staates mit Mjölnir an der Spitze, mit der vom Kunstdienst veranstalteten »Rudolf-Koch-Ausstellung« und mehreren Handwerksdarbietungen verheißungsvoll begönne^ wurden, einge stellt werden müssen. Ebenso haben die monatlichen Wechselaus stellungen im früheren Lesesaal, die vor allem der Buchkunst ge widmet waren, nach der Räumung des alten Gebäudes in Fortfall kommen müssen. Dagegen konnte eine andere, seit der Gründung des »Deutschen Gewerbemuseums« bewährte, im besten Sinne des Wortes volkstümlich gewordene Einrichtung, nämlich die Vorträge der Staatlichen Kunstbibliothek während der Wintermonate, wenn auch in beschränk teren Grenzen, fortgeführt werden, indem an Stelle des auf gegebenen großen Hörsaals der Hörsaal im angrenzenden Museum für Völkerkunde, Prinz Albrecht-, Ecke Saarlandstraße, zur Verfügung gestellt wurde. Die Bor träge der Staatlichen Kunstbibliothek tragen nicht nur dazu bei, dieser während ihres Exils einen starken Stamm von Freunden zu bewahren, sie dienen auch dazu, die Aufmerksamkeit rege zu erhalten im Hinblick auf die Neuerwerbungen, da wir jedesmal mit dem Vortrag eine Ausstellung der neuesten Zugänge auf den betreffen den Gebieten im Hörsaal verbinden. Im Vordergründe dieser Vor träge steht natürlich alles das, was für das deutsche Kunstleben der Gegenwart besondere Bedeutung hat, mit Einschluß der brennenden Fragen des schöpferischen Volkstums, der Handwerkerbildung, der Natur- und Heimatpflege wie auch des Kunstschaffens der Aus landdeutschen. Doch werden darüber die fruchtbaren Kräfte im Kunstleben der anderen Völker nicht vernachlässigt, auch ihnen werden von Zeit zu Zeit Vorträge von Fachleuten des In- und Auslandes gewidmet. Wenn es gelungen ist, die Staatliche Kunstbibliothek nach der Räumung des für sie mit allen Errungenschaften der modernen Bibliothekstechnik 1905 erbauten Hauses unter den beschränkten Raumverhältnissen so schnell in übersichtlicher Ordnung aufzustellen, wenn es ferner gelungen ist, ihren Betrieb, trotz des Fehlens ge eigneter Magazinräume, Büchergestelle, Fahrstühle, Rohrpost anlagen, Ausgabetische, Kataloggestelle und dergleichen reibungslos aufrechtzuerhalten, so ist das einmal der hingebenden Pflicht erfüllung ihrer Beamtenschaft zu verdanken; sodann aber auch der warmherzigen Förderung, die das Institut während und nach dem Umzug von seiten des Generaldirektors der Staatlichen Museen, des Reichs- und Preußischen Kultusministers und des Finanzmini sters erfahren hat. Verständlicherweise müssen jetzt alle Kräfte an gespannt werden, um unter den obwaltenden Umständen die ständig hereinströmenden Zugänge im Rahmen der bewährten Gliederung des Institutes und des systematischen Aufbaues seiner Buch- und Zettelkataloge Zug um Zug zu verarbeiten, damit die systematische Ordnung des gewaltigen vielseitigen Organismus aufrechterhalten bleibt bis zu dem Tage, an dem die Raumfrage eine Lösung findet. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unumgänglich, daß die Leitung der Staatlichen Kunstbibliothek immer wieder aufs strengste den Charakter derselben als einer Präsenzbibliothek betont, so schmerzlich ihr auch die zahlreichen Absagen fallen, die sie auf die ständigen Gesuche um Ausleihungen, namentlich nach auswärts, erteilen muß.
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