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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1837
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- 1837-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1837
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- Deutsch
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819 37 820 Chromolithographie. Mit diesem Namen bezeichnet Herr Engclmann in Mühl hausen eine von ihm diese Messe vorgclegte Erfindung, welche für den Buchhandel von großer Wichtigkeit zu sein scheint. Es ist bekannt, daß seit einiger Zeit vielfache Versuche gemacht worden sind, Lithographien im Druck farbig her zustellen, in der Art, wie man schon lange nach der Le Blon'schcn Manier Kupferstiche in Farben abdruckt; die Socmth ck'envonraAsmsiit in Paris hat sogar seit 1828 einen Preis von 2000 Frcs. auf die Entdeckung einer, diesem Zwecke genügend entsprechenden Methode gestellt. Bisher ist man aber, unseres Wissens, nicht weiter in der Kunst gelangt, als solche Gegenstands in einiger Vollkommenheit darstcllen zu können, welche wenige und scharfbegranzte Far ben haben; wo die Farben in einander fließen müssen, wo eine große Mannichfaltigkcit derselben Statt findet, wurde nur Unvollkommenes geleistet. Sollte einiger Kunstwerth erreicht werden, so mußten die Blatter immer noch durch die nach- helsende Hand eines Coloristcn gehen, und so waren die Nachtheile nicht ganz vermieden, daß die Vollendung von der Geschicklichkeit des Eoloristen abhing und Zeit-und Geld aufwand erforderte. Sie zu beseitigen war das Ziel des Herrn Engelmann, und nach einem eben von ihm heraus- gegcbencn oliroinolitlroArspIiicjue" zu urtheilen, aus dem einige Blätter während der Messe in der Börse ausgestellt waren und von dorther den in Leipzig gewesenen Buchhändlern bekannt sind, muß man gestehen, daß ec die Aufgabe recht gut gelöst hat. Die Blätter stellen sehr ver schiedenartige Gegenstände dar: Frachtstücke, Portraits, Genre-Bilder und Landschaften, und liefern den Beweis, daß wir von der Erfindung Vorzügliches zu erwarten haben, wenn sie auch noch nicht vollkommen genannt werden dürfen. Letzterer Umstand hat weniger in der Methode selbst, als darin seinen Grund, daß sie noch nicht gehörig ausgebildet ist, und Herrn Engelmann nicht hinlänglich geübte Künstler dabei zur Seite stan den, wie er denn auch in dem Vorworte sagt: „Wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, die sich immer beim Beginn einer neuen Bahn zeigen, und nicht von den ersten Versuchen diejenige Vollkommenheit verlangt, welche die Frucht der Erfahrung, anhaltender Studien und viel facher Versuche ist: so wird man nicht die ersten Er zeugnisse der Chromolithographie mit zu großer Strenge bcurtheilen. Ich habe durch Herausgabe derselben nur den Beweis liefern wollen, daß mein Verfahren gestat tet, die Farben in der Act anzuwenden, zu verschmel zen und zu nuanciren, daß man alle Tinten und alle Effecte der Malerei damit Hervorbringen kann. Der Künstler, welcher die im Album enthaltenen Zeichnun gen angeferligt hat, ist kein Lithograph, es sind dem nach, was die Stcinzeichnung anbelangt, noch große Verbesserungen möglich, und sie müssen gemacht werden, wenn sich geschickte Zeichner die neue Methode aneig- !j nen; aber um sie damit bekannt zu machen, war es nöthig, diesen Versuch zu liefern; er wird dazu dienen, zu wichtigem Arbeiten zu veranlassen." Besonders gut gelungen sind die Landschaften, welche gerade in der nöthigen zarten Verschmelzung und dem Reichthum der Farben bei den bisherigen Methoden des Buntdrucks die größten Schwierigkeiten zeigten; sie legen dar, was die Erfindung zu leisten vermag. Herr Engelmann hat dem Comite der Gesellschaft für Industrie in Mühlhausen den Zutritt in sein Atelier gestat tet, und dieser hat nach seinem Berichte sich davon über zeugt, daß das Verfahren sehr einfach ist und die voll ständig colorirten Lithographien aus der Presse hcrvorgehen, so aber bestätigt, was der Erfinder in seinem Vorworte zum Album sagt: die Blätter seien ganz so, wie die Presse sie geliefert, ohne irgend rctouchirt zu sein. Auch zeigt dies schon der Augenschein, denn sieht man sie genau an, so gewahrt man, daß die Farben lauter kleine Punkte bilden, was nicht der Fall sein würde, wenn sie mit dem Pinsel ausgetragen wären. Sagt nun der Comite ferner, daß bei dem Verfahren „dessen erste Anwendung er mit Erstaunen und Bewunde rung gesehen," Verlheilung rc. der Farben ganz in der Hand des Künstlers liege und derAbdruck auffcsten und sicheren mechanischen Mitteln beruhe, welche erlaubten, daß man ihn jedem lith. Drucker anvertraue, auch das Verfahren weniger kostspielig als alle ihm bekannten sei, da ein, selbst noch nicht geübter Drucker täglich schon 100 Abdrücke fertige, so ist nicht zu bezweifeln, daß die Erfindung von großer Wichtig keit ist und der Lithographie ein neues, reiche Früchte ver sprechendes Feld eröffnet. Nach einer Bemerkung unter dem Vorworte ist Herr Engelmann bereit, die Erfindung — natürlich wohl gegen eine angemessene Entschädigung — seinen Kunstverwandten mitzutheilen, und es ist nicht anders zu erwarten , als daß sie sich bald allgemein verbreiten und die Herstellung von Bilderwcrken sehr erleichtern wird. Fürs Erste dürften we nigstens mit Hülfe Herrn Engelmann's selbst colorirte Ge genstände viel billiger zu liefern sein, als bisher. M i s c e l l e. Herr D. R. Marx in Carlsruhe hat am 21. April im Aufträge des Großherzogs von Baden die zu Höchstdessen Regierungsantritt geschlagene große goldene Denkmünze, in Anerkennung der Bemühungen als Verleger mehrerer auf die badische Landesgesetzgebung und Verwaltung bezüglichen Werke, zugestellt erhalten. Verantwortlicher Redactcur: C. F. Dörffling.
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