für den Deutschen Buchhandel und für dik mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegcben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. ^ 47. Dienstags, den 13. Juni 1837. Pariser Sammlung deutscher Classikcr. Die Voraussagung, die Goethe in seinen letzten Lebens jahren mehrmals mit der klarsten Umsicht ausgesprochen, d i e Zeit reife dem Besitze einer Weltliteratur entgegen, fängt an sich zu erfüllen, vielleicht schneller als !! der Verehrungswürdige selbst gehofft. Die beschränkenden Leidenschaften der Nationen gegen einander haben auf dem literarischen Felde so gut wie gänzlich aufgehört und diese n gewöhnen sich immer mehr, in den Geist fremder Literaturen jl einzugehen, und deren ausschließlich Vorzügliches zu schä tzen und in sich aufzunchmen. So siel seit etwa zwan zig Jahren die Mauer, die den Einfluß der Werke deutschen ^ Geistes aufFrankreich aufhielt, immer mehr, bis endlich heuti- gcs Tages die deutsche Literatur daselbst eben so, man kann mit Wahrheit sagen, noch eifriger, studirt wird als die englische und italiänische. Ein früheres Hinderniß, die Mangelhaf tigkeit des Buchhändlerverkehrs mit Deutschland und die Schwierigkeit, sich von wichtigen da erschienenen Werken, namentlich in den Departements, auch nur Kennlniß zu verschaffen, geschweige denn sie selbst zu erhalten, ist jetzt gänzlich gehoben, da die Gebrüder Tetot seit zwei Iah- ! ren eine schnell fortschreitende, eben so schöne als correctH und wohlfeile Ausgabe deutscher Elassikcr veranstalten. Sie ist auch unfern Lesern ohne Zweifel schon so bekannt, daß wir mit einer nähern Beschreibung derselben zu spät kom- ^ men würden; wichtiger ist es, einige, namentlich in Deutsch land dagegen erhobene Klagepunkte zu berühren, da wir an einem Orte und unter Verhältnissen leben, von wo aus wir die ganze Angelegenheit am unparteilichsten über schauen können. Man sagt, diese Ausgabe sei ein widergesetzlicher Nachdruck fremden Eigenthums. Wir antworten, 4r Jahrgang. daß auch diejenigen Verleger, die sich ausdrücklich und mit Recht durch ein ausgewirktes Privilegium geschützt haben, daß diese solches nur von den deutschen Bundesstaaten verlangt haben und verlangen konn ten. Aber auf französischem Boden leben über vier Millionen Menschen, die deutsch verstehen und deutsch sprechen! Von diesen'also sollen diejenigen, die sich mit den wichtigsten Erscheinungen der deutschen Literatur bekannt machen wollen, gezwungen werden, mit großen Schwierigkeiten und hohen Portokosten dieselben von da herbeikommen zu lassen, wo man alle Meisterwerke der französischen Literatur auf deutschem Papier um weniges Geldausbietet? Mit welchem Liecht verlangen die deut schen Verleger ein Monopol in Frankreich, da sie ein solches seit mehr als einem Jahrhundert französischen Werken nicht zugestehen, sondern, um ihren Ausdruck zu gebrauchen, alle diejenigen na ch d ru ckcn, die so viel Leser haben, um die Kosten ihres Nachdrucks zu decken, oder zu übersteigen? Die Verleger der Pariser Sammlung deut scher Elassiker sagen in ihren Prospekten, und sprechen sonst bei jeder Gelegenheit aus, daß sic nur a u f d ie v i e r Millionen Deutscher oder Deutsch - Verste hender des fr anzösischen Bodens speculiren, so wie auf gänzlich neutrale Länder, die Schweiz, England re., wo die deutschen Verleger das Recht des Monopols auch erst zu documentiren hätten. Kein einziges Exemplar geht in die deutschen Bundesstaaten, was nicht ausdrücklich von den Pariser Verlegern verlangt und förmlich ver schrieben wird; ein Umstand, den die deutschen Verleger deshalb ihren Landsleuten nicht eben verübeln dürften, da die Pariser Ausgaben in einem Bande acht bis zwölf deutsche Bände vereinigen und durch besseren Druck und